Ärzte gehen auf die Straße: "Mehr Respekt und bessere Rahmenbedingungen"
Am Mittwochmittag setzen niedergelassene Ärzte ein Zeichen.
Fotos: Carina Jirsch
13.10.2022 / FULDA -"Keine Termine für Neupatienten", "Mehr Beiträge, weniger Leistung" – diese und weitere Plakate kamen bei der Protestaktion am Fuldaer Universitätsplatz deutlich zum Vorschein. Mitten im Herzen der Stadt hatten sich am Mittwochmittag über 100 Teilnehmer versammelt, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen.
Niedergelassene Ärzte machten mit ihren Teams auf die Probleme aufmerksam, mit denen viele Praxen zu kämpfen haben. "Wir stehen hier nicht nur für uns und unsere Kollegen, sondern auch für unsere Patienten", erklärte Allgemeinmediziner Ralph Hönscher.
Enormer bürokratischer Aufwand und alle Hände voll zu tun - und das nach all den ganzen Herausforderungen rund um Corona. Arztpraxen in unserer Region stoßen schon seit längerem an ihre Kapazitätsgrenzen. "Mit den Sparmaßnahmen der Bundesregierung und mit den geplanten Dingen, die in Zukunft auf uns zurollen werden, sehen wir die gute und qualitativ hochwertige Versorgung für alle, die einen Arzt brauchen, stark gefährdet", so Organisator Hönscher, der zusammen mit dem Fuldaer Urologen Dr. Ralf George die Initiative für die Demonstration ergriff. Beide sind im Vorstand des GNO (GesundheitsNetz Osthessen) vertreten. "Es ist jetzt bereits schwierig, für Patienten Facharzttermine zu bekommen. Die Wartezeiten werden immer länger", ergänzte George. Die derzeitigen gesundheitspolitischen Entscheidungen würden diese Entwicklung verschärfen.
Ambulante Versorgungsstruktur gefährdet: viele Hürden im Praxisalltag
Nicht nur die steigenden Energie- und Materialkosten würden zusätzlich belasten. Der Personalmangel in der Branche erschwere die Lage. "Wir fordern einen Inflationsausgleich, mehr Unterstützung und weniger Bürokratie", brachte es Hönscher auf den Punkt. Schließlich gehe es auch um Nachwuchsgewinnung. "Uns fällt immer mehr auf, dass wir Schwierigkeiten haben, junge Mediziner für unsere Praxen zu gewinnen. Medizinische Fachangestellte sind dabei ebenfalls Mangelware." Vor allem mit Blick auf den Winter mit steigenden Infektionszahlen - sei es Corona oder Grippe - müsse erneut mit Mehrarbeit gerechnet werden. "Wir wollen weiterhin für unsere Patienten da sein, doch es sollte sich etwas ändern." Und einen Wunsch hoben die beiden Ärzte unter diesen Umständen besonders hervor: "Respekt von unseren Patienten. Es muss auch mal anerkannt werden, was wir tagtäglich für sie tun." Diese Wertschätzung gehe im Alltag oftmals verloren.
OB lobt Engagement der Arztpraxen
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld brachte mit seiner Anwesenheit seine Solidarität zum Ausdruck. Er dankte allen für ihren bisherigen Einsatz. "Ich bin im Dialog mit den Ärzten in der Region. Fest steht, dass sie mit Leidenschaft arbeiten, sich mit hoher Kompetenz und Empathie um die Patienten kümmern. Doch die Rahmenbedingungen für diese Tätigkeit werden immer schwieriger." Er könne die vielen Sorgen nachvollziehen. "Wir können zwar lokal einige Beiträge leisten, aber das Signal muss in der Bundes- und Landespolitik ankommen. Es besteht definitiv Handlungsbedarf." (mkr) +++