Der Stadtpfarrer bei O|N
Impulse von Stefan Buß: Der Töpfer
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
05.10.2022 / FULDA -
Der Prophet Jeremia greift im Alten Testament (Jer 18, 1-6) das Bild des Töpfers auf für Gott. Gott als Töpfer – eine Metapher, die von uns Menschen unterschiedlich verstanden werden kann. Der Töpfer knetet den Ton und macht ihn durch das ständige Bearbeiten geschmeidig, damit er dann aus ihm nach seinen Ideen ein Gefäß oder etwas anderes formen kann. Das ständige Bearbeiten durch einen anderen kann uns Angst machen. Zum anderen ist für mich persönlich die Metapher von Gott als Töpfer eine wunderschöne:
Denn Gott hat mich gewollt und geformt zu einem Gefäß, das nach oben hin offen ist wie eine Schale oder eine Vase. Er hat mich nach seiner Idee werden lassen und mir Lebensatem eingehaucht. Schon im Buch Genesis heißt es, dass Gott den Menschen aus Ackerboden formte und ihm Lebensatem einhauchte. Auch diese Vorstellung kann uns ängstigen, dennoch tragen wir den göttlichen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen in und mit uns, wie es der Apostel Paulus einmal ausdrückt. Wir sind daher kostbare "Gefäße" in Gottes Augen und er hat seine Vorstellung von uns. Wir selbst aber sind von ihm nach seinem Ebenbild geschaffen und dürfen uns in Freiheit entscheiden. Letztlich hat Gott mit jeder und jedem einen Plan und schenkt uns seine Zukunft. Das sollte der Mensch nicht vergessen und offen bleiben für seinen Anspruch. Offensein für Gott und die Mitmenschen, das wird auch wunderbar ausgedrückt in einem Gebet der Töpfer von Taizé. Als mein Kelch und meine Schale in Taizé hergestellt wurde, hat der Töpfer dieses Gebet sicher auch gebetet und ich erinnere mich daran immer wieder, wenn ich mit diesem Kelch und dieser Schale Gottesdienst feiere.