Großaufträge weggebrochen

Firma Intigena Hygienic Solutions steht offenbar vor der Schließung

Dunkle Wolken über der Firma mit 160 Mitarbeitern
Fotos: Henrik Schmitt

28.09.2022 / EICHENZELL - Die über 160 Mitarbeiter der Eichenzeller Firma Intigena (Kreis Fulda) bangen seit einer außerordentlichen Betriebsversammlung letzte Woche um ihre Arbeitsplätze. Dem Vernehmen nach hat das Unternehmen, das vor kurzem noch Expansionspläne verfolgt hat, in einer internen Betriebsversammlung angekündigt, den Betrieb im Industriegebiet in Welkers komplett schließen zu wollen - beziehungsweise zu müssen. Hintergrund soll dem Vernehmen nach der Ausfall von zwei Großaufträgen von einer Drogeriekette und einem marktführenden Discounter sein. Damit sei der Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht mehr darstellbar, heißt es nach Insiderinformationen. 



"Als einer der europaweit führenden Anbieter von Hygieneartikeln in den Bereichen Babywindeln und Pants sowie Damenhygiene und Inkontinenz haben wir uns auf die besonderen Anforderungen von Handels-, Discount- und Drogerie-Unternehmen spezialisiert. Dank eigener Produktionsstätten in Deutschland und in der Schweiz sowie internationalen Joint Ventures liefern wir stets termingerecht und effizient", definiert sich Intigena, vormals Hyga, auf der eigenen Homepage. Das Unternehmen hat außer dem Betrieb in Welkers auch Standorte in Mühlheim, Schweden und der Schweiz, die von der Schließung aber nicht betroffen sein sollen. 

Unternehmen: "Kein Kommentar" - Bürgermeister geschockt

Das Unternehmen selbst wollte auf OSTHESSEN|NEWS-Anfrage hin nichts zu den aktuellen Schließungspläne sagen. Sie habe vom Chef den Auftrag, allen, die womöglich wegen der Schließung anrufen, zu sagen: "Kein Kommentar", teilt uns eine Mitarbeiterin am Firmentelefon lapidar mit. Geschäftsführer Stefan Huhn will nicht mit uns sprechen. 

Bürgermeister Johannes Rothmund zeigte sich überrascht und einigermaßen geschockt über diese Hiobsbotschaft. Er war bislang ebenfalls davon ausgegangen, dass Intigena am Standort in Eichenzell fest etabliert ist und bis vor kurzem noch Erweiterungspläne vorangetrieben habe. Offizielle Informationen zu den Hintergründen der Schließungsabsichten liegen der Gemeinde nicht vor.  

Die für Intigena zuständige Gewerkschaftssekretärin Ellen Sandrock-Becker bestätigt auf O|N-Anfrage die Schließungsankündigung der Geschäftsführung. Sie sei letzte Woche bei der außerordentlichen Betriebsversammlung selbst anwesend gewesen. Über die Hintergründe könne sie nichts sagen, man stehe noch ganz am Anfang. Sie sei von der schlechten Nachricht ebenfalls total überrascht worden, die für die Belegschaft aus heiterem Himmel komme. Der Betrieb sei gut aufgestellt, verfüge über hochmoderne Anlagetechnik und bezahle seine Mitarbeiter nach Tarif, sie verdienten gut. Deshalb habe es bei der Belegschaft auch kaum Fluktuation gegeben, die Mitarbeiter seien mehrheitlich zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz, lautete ihre bisherige Einschätzung. "Umso bitterer wäre der Verlust solcher guter Arbeitsplätze, vor allem, weil die meisten schon über Jahrzehnte bei Intigena beschäftigt sind. Viele sind schon seit über 20 Jahren dabei", sagt die Gewerkschaftsvertreterin. Für die Belegschaft bleibt nur zu hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde. Als Reaktion auf diesen Artikel erreichte uns eine Zuschrift: "Das Vertriebsbüro in der Schweiz wird per 30.9.2022 geschlossen, die Produktionsstätte per Ende Jahr 2022", so ein anonym bleiben wolllender Mitarbeiter der Firma. (Carla Ihle-Becker)+++

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