Eine Kleinstadt trumpft groß auf
Beteiligungsformat "Frag doch mal die Stadt" bezieht alle in Schlüchtern mit ein
Fotos: Stadt Schlüchtern
27.09.2022 / SCHLÜCHTERN - Etwas Vergleichbares gibt es in ganz Hessen – und vielleicht sogar deutschlandweit – nicht: Die Stadt Schlüchtern im östlichen Main-Kinzig-Kreis hat bereits zum dritten Mal ihr Bürgerbeteilgungsformat "Frag doch mal die Stadt" ausgerichtet.
"Ich weiß, es ist laut in Schlüchtern, es ist schmutzig, und es nervt auch manchmal. Aber der Transformationsprozess ist absolut notwendig, um unsere Heimatstadt fit für die Zukunft zu machen." Mit diesen Worten eröffnete Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller (parteiunbhängig) die Veranstaltung "Frag doch mal die Stadt".
Um diese Veränderungen zu managen, hat die Stadt Schlüchtern jüngst sogar ein eigenes Unternehmen gegründet: die Stadtentwicklungsgesellschaft Schlüchtern (SEG) soll unter anderem den Bau der bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen organisieren und das Kultur- und Begegnungszentrum mitsamt der Erlebniswelt betreiben. Dazu Möller: "Wir ziehen in Rekordgeschwindigkeit ein ultramodernes und hochkomplexes Gebäude hoch – und das als Stadt."
Und bei "Frag doch mal die Stadt" konnten Interessierte jetzt an verschiedenen Stationen Halt machen und sich über das KUBE und die Stadtentwicklungsgesellschaft informieren, mit den Architekten von Schlüchterns "Neuer Mitte" sprechen (Reith, Wehner & Storch), die Investoren des Langer-Areals kennenlernen (Werner-Gruppe) und mit Verantwortlichen der Stadt über die anstehende Sanierung des Freibads, das geförderte Dorferneuerungsprogramm oder die Wasserversorgung im Stadtgebiet reden. Besonders spannend – und noch lange nicht ausdiskutiert – ist die künftige Verkehrsführung in Schlüchterns Innenstadt, die durch die Umgestaltung erforderlich wird. Die Profis von IKS Mobilitätsplanung aus Kassel haben dafür erste Überlegungen vorgestellt. Anregungen und Hinweise der Besucherinnen und Besucher waren ausdrücklich erwünscht. Die Bauprojektentwickler von NH Projektstadt informierten außerdem über das Städtebauförderprogramm sowie das Fassadenanreizprogramm.
Vera Neisen von der Nassauischen Heimstätte präsentierte in aller Kürze ein ganz neues Projekt – das digitale Stadtmodell, eine Online-Plattform, auf der sich die Menschen ganz konkret über die laufenden Maßnahmen in Schlüchtern informieren können, aber auch selbst Punkte eintragen können.
Apropos Bürgerbeteiligung: Am Abend startete im Schlüchterner Café Blümchen dann eine ganz neue städtische Talkreihe. "Frag doch mal die Stadt For Future" fand als unterhaltsames, kurzweiliges Pubquiz statt. Das Ziel: Mit jungen Menschen über Stadtentwicklung sprechen und sie möglicherweise sogar für Kommunalpolitik begeistern. Der Start verlief sehr vielversprechend – eine Fortsetzung dürfte bald folgen.
Bürgermeister Möller machte deutlich: "Es gibt wahrscheinlich keine Stadt, die so viel investiert und so viele Ressourcen bündelt, um die Menschen zu informieren, mitzunehmen und an der Stadtentwicklung zu beteiligen. Es ist uns wichtig, dass alle ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie sich das Leben in unserer Stadt entwickeln wird." Bei "Frag doch mal die Stadt" gab es dann auch genau das: Zahlreiche Modelle, kleine und große Würfel, Info-Tafeln und Info-Wände, Präsentationen auf den Monitoren und ein riesiges, 18 Meter langes Banner zeigten auf, wie es in der Bergwinkelstadt in Zukunft aussehen wird. Wenn der Transformationsprozess geschafft ist. Die Bürgerinnen und Bürger dankten es den Organisatoren mit einer hervorragenden Resonanz, großem Interesse, klugen Fragen und interessanten Vorschlägen. (pm)+++