"Höchste Konzentration gefragt"

Action wie im TV - Großübung von Bergwacht und Fliegerstaffel

"Diese Luftrettung ist ein hochpräzises Manöver, da muss regelmäßiges Training selbstverständlich sein", so Mihm
Fotos: O|N Archiv

23.09.2022 / REGION - "Wir sind hier im Landkreis Fulda für die Rettung abseits der befestigen Wege und Straßen zuständig", erklärt Sebastian Mihm. Der 41-Jährige ist seit über 15 Jahren bei der Bergwacht aktiv, seit einem Jahr ist er nun Bereitschaftsleiter für die Bereitschaft Wasserkuppe, einer Einheit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Donnerstag bis Sonntag findet in der hessischen Rhön die Übung für den Ernstfall statt: die Windenübung. Für OSTHESSEN|NEWS berichtet er exklusiv aus dem Alltag der Bereitschaft und gibt einen Ausblick aufs Wochenende.


"Im Winter sind es natürlich die Wintersportler, die wir auf der Piste versorgen, von der Piste abtransportieren und, wenn nötig, dem bodengebundenen Rettungsdienst zuführen. Im Sommer dagegen rücken wir bei jeglichen Unfällen im Gelände aus. Egal ob Sport-, Freizeit- oder Arbeitsunfall", erzählt Mihm auf Nachfrage. "Einsätze, die über das Alltagsgeschäft hinausgehen, wie beispielsweise der Flugzeugabsturz auf der Wasserkuppe vor 4 Jahren, beschäftigen uns natürlich", fährt er fort. So schreckliche Unglücke seien zum Glück selten. Die Bergwacht ist für Mihm, wie auch für alle anderen Aktiven der Bereitschaft, Ehrenamt. Hauptberuflich arbeitet er im Rettungsdienst der Malteser in Fulda.

Als "freizeitfüllend" beschreibt er die Arbeit für die Bergwacht, "man macht das entweder ganz, oder gar nicht", erklärt er. "Viele von uns bringen so viele Stunden ein, wie bei einem Halbtagsjob", teilweise summiere es sich sogar auf 1500 bis 1600 Stunden im Jahr.

"Das Manöver der Windenrettung kennen viele aus dem Fernsehen. Ein Luftretterteam wird vom Hubschrauber zum Verletzten abgeseilt und nimmt diesen per Winchgang mit nach oben zur Maschine. Von dieser wird er dann zum nächst möglichen Übergabepunkt an den regulären Rettungsdienst übergeben.", schildert der Bereitschaftsleiter. Mihm erklärt, es gebe zwei Möglichkeiten, mit der Winde die verletzte Person zu befördern. Das sei zum einen mit dem Luftrettungs-Bergesack, zum anderen im "Doppelpäckchen", auch "schnelle Windel" genannt. "Der Luftrettungs-Bergesack sieht einfach gesagt aus wie ein Schlafsack, der eine zentralen Aufhängung hat.", beschreibt Mihm. "Nur, dass der Schlafsack, den wir benutzen, 4.000 Euro kostet", fügt er mit einem Lachen hinzu. Die "schnelle Windel" sehe hingegen eher aus wie ein Klettergurt. Mit ihm werden Bergretter und Verwunderter aneinder gegurtet und dann im Sitzen nach Oben in den Hubschrauber gezogen.

"Jeder Einsatz mit der Winde verlangt den Piloten einiges ab, auch bei uns von der Bergwacht ist da höchste Konzentration gefragt", unterstreicht der Rettungsdienstler. Die Luftrettung vordere man an, wenn der Einsatz ansonsten länger als eine halbe Stunde dauere und der Patient zwar stabil, aber schwer verletzt sei. "Ansonsten müssten sehr viel Materialaufwand betreiben, mit vielen Personen zur Tat schreiten und beispielsweise Seilbahnen aufbauen, um die verwundete Person zu transportieren".

An rund 10 Windeneinsätzen ist die hessische Bergwacht im Jahr beteiligt, gerade auch deshalb sei die Übung so wichtig. "Diese Luftrettung ist ein hochpräzises Manöver, da muss regelmäßiges Training selbstverständlich sein", betont Mihm. Die Teams der Landespolizei und der Bergwacht müssen vertraut miteinander sein, die Verfahrensabläufe gefestigt. "Darum geht es uns jetzt bei der Übung", konstatiert Mihm abschließend.

Am Samstag begleitet O|N die Übung vor Ort und berichtet für Sie aktuell. (Moritz Bindewald) +++

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