Berühmtheit im Schwarzbuch
Da blöken selbst die Schafe: Millionen Euros für ungenutzte Kraftwerkstraße
Fotos: Hans-Hubertus Braune
22.09.2022 / HERINGEN (WERRA) - Autos oder gar Lastwagen dürfen dort nicht fahren, auch Spaziergänger oder Fahrradfahrer sind nicht erwünscht: Die Kraftwerkstraße nahe Heringen (Werra) fristet ein nutzloses Dasein. Und das seit rund acht Jahren. Sie sollte als Entlastung für die parallel verlaufende Wölfershäuser Straße und deren Anwohner dienen. Gut gemeint - doch die Straße durfte bislang nicht in Betrieb genommen werden.
In diesem Jahr veröffentlicht der Bund der Steuerzahler das 50. Schwarzbuch. Am 19. Oktober dieses Jahres erscheint die neue Ausgabe mit 100 Beispielen, zehn davon aus Hessen. Zu diesem Jubiläum tourt Reiner Holznagel durch die Bundesländer und will mit den Vertretern vor Ort die Folgen von verfehlter Planung aufzeigen. "Dies hier ist ein klassisches Beispiel. Wir wollen deutlich machen, dass die Politik sich mehr Mühe geben muss, wie die Mittel vergeben werden", sagte der Präsident vom Bund der Steuerzahler (BdSt) am Mittwochvormittag bei einem Pressetermin an der Kraftwerkstraße. "Diese Straße ist ein charakteristisches Beispiel für Fehlplanung", sagt Joachim Papendick. Heringen sei dem Landesvorsitzenden vom Bund der Steuerzahler in Hessen sofort eingefallen, nach dem er vom Bundesvorstand nach Beispielen für Steuerverschwendung in Hessen gefragt worden sei.
Bislang unnütze Kosten von rund 3,4 Millionen Euro
"Ich kann keinen Zauberstab schwingen"
Sauer auf die Bahn
"Der Bahnübergang müsste technisch hergerichtet werden", habe die Bahn erklärt. Die Stadtverordneten wollten kein weiteres Geld für die Kraftwerkstraße ausgeben. Verständlich. Was das ganze Thema zusätzlich den Kopf schütteln lässt. Niemand darf den Lastwagen-Fahrern vorschreiben, wo sie lang fahren müssen - ob Kraftwerkstraße oder die Landesstraße. Das habe Hessen Mobil immer wieder gesagt. Es wurde gebaut, ohne die Straße letztlich nutzen zu dürfen.
Und so bleibt die Kraftwerkstraße ein Dauerbrenner für das Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler. Die Schafe können also in Ruhe weiter blöken. Die breite Straße neben ihrer Wiese darf ja keiner nutzen. (Hans-Hubertus Braune) +++
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