Sofia (6) spricht weiterhin nicht
Nach vierwöchigem Klinikaufenthalt sind weitere Therapien nötig
Fotos: Christopher Göbel/Privat
11.09.2022 / BEBRA -
Vier Wochen war die kleine Sofia (6) wegen ihres Nicht-Sprechens in einer Klinik im niedersächsischen Bissendorf. Hingefahren war sie mit ihrem Vater Enrico mit dem Fahrrad (O|N berichtete). Doch die Kur hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Nun sucht die Familie nach anderen Möglichkeiten, um dem Grund für Sofias Problem auf den Grund zu kommen.
In dieser Woche wurde Sofia eingeschult - doch auch das stand unter keinem guten Stern. Direkt am Tag nach der offiziellen Einschulungsfeier in einer Bebraer Grundschule begann sie zu fiebern. "Sie hat eine Mandelentzündung", sagt ihre Mutter Martina. Somit kann die Familie noch nicht sagen, wie sich das Leben als Erstklässlerin für Sofia auswirken wird. Sofia hat auch eine Schulbegleitung, die sie auf dem Weg zur Schule und im Unterricht unterstützen soll. "Wir hoffen, dass sie am Montag wieder zur Schule gehen kann", so die Mutter.
Sofia spricht noch immer nicht
Trotz allem hat die Kur nicht den gewünschten Erfolg gebracht. "Sofia spricht noch immer nicht", bedauert Enrico. Und das, obwohl sie bereits auf dem Hinweg begonnen hatte, einzelne Worte zu sprechen. So ist sie nun erst einmal weiterhin auf ihren Sprachcomputer "Anna" angewiesen, den sie zur Kommunikation mit anderen Menschen nutzt. Das klappt sogar beim Telefonieren mit ihrer besten Freundin Sophia, wie sich beim Besuch unserer Redaktion bei der Familie zeigte.Durch ein Hilfsangebot erfuhr die Familie von einem Reiterhof, der sich auf Reitpädagogik und Reittherapie spezialisiert hat. Das wäre eine Möglichkeit, Sofia weiter zu therapieren. Aber es gibt ein Problem: Das Gestüt liegt in Haunetal-Müsenbach, rund 25 Kilometer von Bebra entfernt. Da die Familie kein Auto besitzt, wird das schon zu einer schwer zu bewältigenden Strecke. Enrico Wübbold sucht derzeit leihweise nach einem Elektrofahrrad mit Beiwagen, um die Hin- und Rückfahrten bewältigen zu können.
Sofia ist in Bebra in logopädischer und ergotherapeutischer Behandlung. Sowohl die Familie als auch der Kinderarzt warten noch auf den Abschlussbericht der Klinik am Werscherberg. Sobald der eingetroffen ist, will die Familie weiter schauen, welche Möglichkeiten sich für Sofia ergeben. Es sei auch möglich, dass die Klinik einen weiteren Aufenthalt im kommenden Jahr empfiehlt.
Auf Wohnungssuche
Neben dieser Sorge beschäftigt die Familie ein weiteres Problem: Sie benötigen eine neue Unterkunft. In dem Haus in Bebra, in dem sie leben, wurden sie bereits von einer Ratten- und Mäuseplage heimgesucht, die zu einer Blutvergiftung des jüngsten Kindes, Sohn Maximilian (5), geführt hat. "Maxi musste einen Blutaustausch in Marburg bekommen. Außerdem mussten wir damals alle unsere Möbel entsorgen", so Enrico. Der jetzige Besitzer der Immobilie sei dafür aber nicht verantwortlich. Über einen Chefarzt im Klinikum Bad Hersfeld hatten sie damals um Hilfe beim Verein "MediKids" angefragt, was jedoch nicht geklappt habe. "Unsere jetzige Wohnung ist auch zu klein", sagt Martina. Die Mädchen Leoni (9) und Sofia haben eigene Zimmer, aber Maximilian schläft bei den Eltern im Zimmer. Es sei schwierig, eine neue Bleibe zu finden, so die Eltern.Doch zunächst steht die mögliche Therapie mit Pferden an. Wenn der Abschlussbericht aus Bissendorf angekommen ist, wollen Martina und Enrico gemeinsam mit dem behandelnden Kinderarzt, der Familienhilfe und dem Jugendamt ausloten, welche Möglichkeiten bestehen, damit Sofia bald ihre ersten kompletten Sätze sprechen lernt. "Dann darf auch mein Bart ab", schmunzelt Enrico. Er hat nämlich eine Abmachung mit Sofia: Erst wenn sie einen ganzen Satz sagt, darf er zum Rasierapparat greifen. (Christopher Göbel) +++