BVMW-Sommerfest im 3G Hotel

MP a.D. Bouffier: "Die gesamte Krisensituation wird das Land verändern"

Klaus-Hartmut Radtke (BVMW-Landesbeauftragter für Politik) im Dialog mit Volker Bouffier (Ministerpräsident a.D.).
Fotos: Martin Engel

07.09.2022 / FULDA - "Wege in die Zukunft" - so lautete das diesjährige Motto auf dem Sommerfest des Landesverbands "Der Mittelstand. BVMW". Knapp über 100 Mitglieder folgten am Dienstag der Einladung ins 3G Hotel & Tagungszentrum im Industriegebiet Fulda-West. Der Ehrengast des Abends: Ministerpräsident a.D. Volker Bouffier. Er warf mit den Anwesenden einen Blick zurück auf die Bewältigung der Corona-Pandemie in seiner Amtszeit - und stellte sich hochaktuellen Themen. "Ich habe nach wie vor sehr viele Verpflichtungen. Zwar bin ich politisch nicht mehr für alles verantwortlich, beobachte ich doch vieles ganz genau." 



Nach einem gemütlichen "Come together" im Asia Zen-Garten, mit leckeren Speisen und Getränken, brachte Hermann Ladner, Chef des Life Instituts aus der Schweiz, im Konferenzraum zunächst seinen Impulsvortrag unter dem Titel "Gemeinsame Sichtweisen für die Zukunft" näher. Das Institut forscht seit über 25 Jahren auf dem Gebiet der Sichtweisen und hilft mittelständischen Unternehmen, in turbulenten Zeiten den Kurs zu halten, aus Veränderungen gestärkt hervorzugehen. Der Life-Gründer zeigte mithilfe von Oliver Baier (GenoServ eG) auf, dass wir uns heutzutage in einer "Multikrise" befinden würden. Fachkräftemangel, unsichere Lieferketten, steigende Energiekosten seien nur einige der vielen komplexen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Gemeinsam erarbeiteten sie aktiv mit dem Publikum hilfreiche Strategien. 

Herausforderungen für Politik und Gesellschaft 

Klaus-Hartmut Radtke - BVMW-Landesbeauftragte für Politik - übernahm im nächsten Teil die Moderation. Er freute sich zunächst, dass der Ministerpräsident a.D. sich die Zeit genommen hat, mit dem Mittelstand zu sprechen, "trotz des vollen Terminkalenders". Das Format "Wege in die Zukunft" greife dabei zweierlei Dinge auf. Einerseits die "Fortschreibung der Vergangenheit", andererseits müsse auch die Gegenwart Beachtung finden, "die bewegt uns ja im Moment alle". Schließlich jage derzeit eine Schlagzeile die nächste. Die Energiepreis-Krise bereite den Bürgerinnen und Bürgern große Sorgen. "Strom- und Gaspreise explodieren. Es ist eine verrückte Zeit", konstatierte Radtke und fügte hinzu: "Der Mittelstand steht aktuell unter enormen Druck. Existenzen sind bedroht." Entlastungspakete seien hier nur eine Maßnahme. Die Reaktivierung der Kernkraftwerke stünden wieder mehr denn je zur Diskussion.

Im Dialog mit Volker Bouffier 

Bouffier - der vom 31. August 2010 bis zum 31. Mai 2022 das Amt des hessischen Ministerpräsidenten inne trug - fand zu den Ausführungen klare Worte. "Die gesamte Krisensituation wird das Land verändern, das steht für mich jetzt schon fest. Wenn manche die Illusion haben, dass alles in ein paar Monaten wie früher sein wird, täuscht sich." Der 70-Jährige sei dennoch zuversichtlich, "dass wir das auch hinkriegen können, weil wir die Potenziale haben". Zuvor habe man sich bereits zwei Jahre intensiv mit der Corona-Pandemie beschäftigen müssen. "Das war wohl eine der größten Herausforderungen seit dem Krieg. Es hat alle Menschen in diesem Land betroffen - auf höchst unterschiedliche Weise." In der Zeitspanne habe er in seiner Amtszeit über 400.000 Mails und Briefe erhalten. "Ich habe allein ein 60-köpfiges Team damit beauftragt, die ganze Menge erstmal zu sortieren." Meist samstagabends griff der CDU-Politiker dann selbst zum Hörer und telefonierte mit den besorgten und verunsicherten Bürgern. Seine Grundüberzeugung: "Politik muss man einfach erklären, Vertrauen vermitteln. Bei den ganzen Gemengelagen blickt man schnell nicht mehr durch." (mkr) +++

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