50-jähiges Bestehen
Sommerfest des Hauses am Kirschberg mit zahlreichen Gästen
9 „Menschlichkeit, Mitgefühl und Liebe“ bescheinigten ehemalige Bewohner der Leitung des Hauses am Kirschberg. Geschäftsführer Tobias Hoffmann freut’s
Fotos: Privat
05.09.2022 / LAUTERBACH -
Ob es bereits seit Bestehen des Hauses am Kirschberg an jedem ersten Samstag im September dazugehört, konnte man nicht ganz genau ermitteln; Tatsache ist jedoch, dass das Sommerfest in der renommierten Einrichtung der Jugend- und Familienhilfe seit vielen Jahren schon Menschen an den Kirschberg zieht, die dem Haus und seinem Konzept verbunden sind.
In diesem Jahr stand die Begegnung ganz im Zeichen des fünfzigjährigen Geburtstags des Hauses - und viele Bewohnerinnen und Bewohner, Mitarbeitende, Freunde, Förderer und ehemalige Betreute und Mitarbeitende nutzten die Einladung, sich wieder einmal zu treffen, auf den neuesten Stand zu bringen und ihre Erfahrungen und Erinnerungen zu teilen.
Bevor das Fest auf dem weitläufigen Gelände des Haupthauses am Kirschberg am Nachmittag startete, konnte eine Reihe von Förderern und Unterstützern der Einrichtung die konzeptionellen und baulichen Entwicklungen der letzten Jahre kennenlernen. Marc Simon von der pädagogischen Leitung führte gemeinsam mit Gerhild Hoos-Jacob und Hans Heinrich Ritz vom Vorstand des Trägervereins "Hilfe für das verlassene Kind e.V." zunächst durch die neuen Räume in der Lauterbacher Innenstadt. Dort sind seit 2019 An der Cent die "Hilfen unter einem Dach" (HueD) angesiedelt, deren neues Konzept vorsieht, dass Kinder und Jugendliche im Bedarfsfall nah an ihrem Sozialraum untergebracht werden können, um weiteren Kontakt mit der Familie und dem Umfeld zu ermöglichen.
Die verschiedenen Angebote in dem Haus – ambulant, tagesstrukturierend und stationär – ermöglichen fließende Übergänge und können somit flexibel und individuell auf die Bedürfnisse der Betreuten und ihrer Familien angepasst werden. Die Spenderinnen und Spender erhielten Einblick in zugängliche Räumlichkeiten, wie den hell und modern gestalteten Raum der Tagesstruktur, den Kinder und Jugendliche nutzen, die nach der Schule kommen und am Abend wieder nach Hause gehen. Auch die stationär untergebrachten jungen Menschen können diesen Bereich mitnutzen. Kontakte nach außen sind ausdrücklich erwünscht, wie Simon auf Anfrage mitteilte. Im Haus An der Cent ist in den stationären Bereich ein Krisenzimmer für Akutsituationen integriert, im oberen Bereich befinden sich die Beratungsräume der Erziehungsberatung B24, die im Trägerverbund mit zum Haus am Kirschberg gehört. Als Mieter ist hier der Stadtjugendpfleger ansässig – eine gute Möglichkeit für Austausch und Synergieeffekte, wie Simon ausführte. Auch das Außengelände und die dortigen Spielmöglichkeiten nahm die Gruppe in Augenschein und sie warf auch einen Blick auf den Gebäudeteil, in dem Trainingswohnungen untergebracht sind: Für die jungen Frauen aus dem Haupthaus sind diese oftmals der letzte Übungsschritt vor dem Sprung in die Selbstständigkeit.
Hessenweit einzigartiges Konzept
Auf dem Hauptgelände der Einrichtung außerhalb der Stadt am Kirschberg konnten die Förderer die stationäre Clearingstelle kennenlernen, die dort seit fünf Jahren besteht. Der dazugehörige Neubau konnte durch den Nachlass einer Spenderin errichtet werden. Das Angebot besticht durch ein hessenweit einzigartiges Konzept, wie Marina Hansel, Verwaltungsleiterin im Haus am Kirschberg, und Birgit Lotz, Leiterin der Clearingstelle erläuterten: Für einen Zeitraum vom drei Monaten werden hier Mütter, Väter oder Familien mit Kleinkindern aufgenommen, für die zu klären gibt, welche Ressourcen für eine angemessene Erziehung und Versorgung des Kindes zur Verfügung stehen. Es wird ermittelt, welche Hilfen nötig sein könnten oder welche gerichtlichen Maßnahmen greifen sollten.
"Im Vordergrund unseres Handelns steht stets der Kinderschutz", erläuterte Lotz, die darauf hinwies, dass alle Klienten eine Vorgeschichte haben, wenn sie von Gerichten und Jungendämtern zur Clearingstelle geschickt werden. Und die Nachfrage steige: "Wir haben eine lange Warteliste", so Lotz. Hansel erläuterte den Unterstützern ihres Hauses die Kosten- und Finanzierungsstruktur und machte deutlich, dass viele Angebote, insbesondere im freizeitpädagogischen Bereich, allein durch Spenden finanziert werden könnten. "Um unsere hochwertigen pädagogischen Konzepte umzusetzen, reicht die Kostenübernahme der Jugendämter längst nicht aus", wandte sie sich dankbar an alle Förderer: Die Spenden machen einen nicht unerheblichen Anteil im Haushalt aus: "Ein Posten, auf den wir nicht verzichten können, denn nur durch Spenden können wir die inhaltliche, personelle und pädagogische Qualität auf unserem Anspruchsniveau erhalten."
In einer kleinen Ausstellung stellten die Betreuten ihre Gruppen vor, so berichteten beispielsweise die jungen Frauen der pädagogisch-therapeutischen Intensivgruppe über ihren Alltag im Haus am Kirschberg. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde auch deutlich, welche Bereiche sich aus dem Mutter-Kind-Haus von vor fünfzig Jahren entwickelt haben. "Wir hatten stets die Bedürfnisse der jungen Menschen im Blick und konnten mit guten Konzepten und der Unterstützung von Kostenträgern und Spendern auf veränderte Anforderungen reagieren", zeigte sich Marina Hansel zufrieden. Eine Entwicklung, die weitergehen wird, wie auch Stiftungsrätin Brigitte Merle andeutete: "Es ist schön zu sehen, dass auch nach fünfzig Jahren weiterhin großer Innovationswille und Innovationskraft herrschen."
Der Nachmittag stand nach einer kleinen Begrüßung des Geschäftsführers Tobias Hoffmann ganz im Zeichen der Begegnung und des Austauschs. An vielen Stellen herrschte große Wiedersehensfreude, denn zahlreiche ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich mit ihren Familien auf den Weg nach Lauterbach gemacht. Mit vielen Mitmachangeboten, einem Kuchen- und Salatbüffet sowie Köstlichem vom Grill luden die Organisatoren des Sommerfestes zum Verweilen ein. Ein Angebot, das alle Gäste gerne nutzten und bis zum frühen Abend blieben. (pm) +++