Herausforderung Ötztaler Radmarathon

Johannes Schäfer aus Lauterbach schildert Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse

Vier Alpenpässe und 5.500 Höhenmeter haben die Fahrer zu bewältigen
Fotos: Veranstalter

06.09.2022 / LAUTERBACH - Mythos Ötztaler. Rund 4.000 Radrennfahrer haben jedes Jahr einen Traum: den anspruchsvollsten Radmarathon der Alpen zu finishen. Der Rundkurs führte über 227 Kilometer und vier Alpenpässe nach Südtirol und wieder zurück. Unglaubliche 5.500 Höhenmeter meistern die Fahrer, die Schnellsten schaffen eine Fahrtzeit von gut sieben Stunden - so heißt es auf der Homepage des Veranstalters. Auch Johannes Schäfer aus Lauterbach war dabei. Für OSTHESSEN|NEWS schildert er Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse. 


Der 26-Jährige kam unter acht Stunden ins Ziel. Bei 7:59.56,8 blieben die Uhren stehen für ihn. 49. seiner Altersklasse wurde der für das Alpecin-Team startende Vogelsberger; in der Gesamtwertung reichte es zu Platz 84 im mit Aktiven und Ex-Profis angereicherten Feld. "Ich bin zwar ein paar Plätze nach hinten gerutscht im Vergleich zum letzten Jahr", bemerkte er, "aber die Hauptsache ist, dass ich die Dinge, die ich verbessern wollte, auch erfolgreich verbessert habe". Im Vergleich: Im Vorjahr hatte Johannes noch acht Stunden und zwölf Minuten benötigt, bis er in Sölden ins Ziel kam.

"Man muss das erleben, was sich am Rand abspielt. Atemberaubend"

Zur Einordnung: Das Fahrerfeld war wesentlich besser besetzt und anspruchsvoller als in 2021. Und die Strecke hatte zusätzlich ihre Tücken. "Hinauf zu den Bergen waren zwei Rampen in den Verlauf eingebaut. Das raubt dir nochmal ein bisschen mehr Kraft", betont der Lauterbacher. Dass "der Ötztaler" einer der bekanntesten Radmarathons sei, sehe man nicht nur an der großen Teilnehmerzahl - sondern auch an der Zuschauerzahl. "An den Pässen haben sie zu Dutzenden am Straßenrand gestanden und uns angefeuert", bekam auch Schäfer die tolle Stimmung und Atmosphäre mit. "Was die Zuschauer angeht, war sehr, sehr viel los. Man muss das einfach mal erleben, was sich am Straßenrand abspielt. Das ist einfach atemberaubend."

Dass das Erlebte noch immer im 26-Jährigen steckt, verheimlicht er nicht. "Ich tue mich immer noch ein bisschen schwer, weil das so emotional ist." Im Rudel mit den ganzen Ex-Profis zu schwimmen, auch das ordnet er gesund ein: "Man muss aufpassen, dass man sich nicht verliert und realistisch bleibt." Es wäre ja komisch, fügt er an, wenn er nach ein, zwei Jahren vorn mitfahren könne. 

In unterschiedlichen Phasen die richtigen Entscheidungen treffen

Solch ein herausforderndes, spezielles, abwechslungs- und facettenreiches Rennen bringe es mit sich, in unterschiedlichen Phasen die passenden und richtigen Entscheidungen zu treffen. So fuhr Johannes bis zum Brenner vorn im Hauptfeld mit, und als es dann über den Jaufenpass zum Timmelsjoch ging - "da muss man realistisch bleiben. Ich habe mir gesagt, ich fahre da jetzt mein eigenes Tempo hoch". Es sei wichtig, da seinen eigenen Rhythmus zu fahren, verdeutlicht der 26-Jährige. Hinterher wusste er: "Das war die richtige Entscheidung."

Dass man beim Ötztaler verschiedene Phasen und unter Umständen Negativerlebnisse meistern muss, zeigt auch dies. "Als ich in den ersten Berg reingefahren bin", erinnert sich Johannes, "hatte ich einen Kettenhänger. Musste anhalten und die Kette richten. Das hat mich aber mehr als 200 Plätze gekostet." Und dass der Vorfall nicht spurlos an ihm vorüberging, war offensichtlich. "Ich musste sehr viel Kraft aufwenden, um das zu korrigieren."

Alpecin-Team erreicht Platz drei - von mehr als 4.000 Fahrern kamen 3.500 ins Ziel

Mehr als 80 Teams fuhren mit beim grandiosen Erlebnis Ötztaler - und das Alpecin-Team, für das Johannes im Einsatz war, belegte den glänzenden dritten Platz. Sieben Fahrer gehörten zum Team, darunter auch: Daniel Schrimpf aus Stockhausen. Es hatte sich gelohnt, dass Johannes alpecin zuvor begeistern konnte als Sponsor. 

Zum Verlauf: Über den Kühtaisattel fuhr Johannes im zweiten Hauptfeld mit - als es Richtung Brenner ging, war auch sein Team wieder ganz vorn mit dabei. Es fuhr schneller als die Spitzengruppe und schloss wieder auf. 

Ein Beleg für die Härte des Rennens: Von den mehr als 4.000 Startern kamen in etwa 3.500 ins Ziel - Tortur Ötztaler. Die Verpflegung, zu der Johannes seine Familie mitnahm, funktionierte. 2023 lässt grüßen: Die nächste "Herausforderung Ötztaler" steht in Aussicht. (wk) +++

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