Landesjugendsinfonieorchester in Schlitz

Große musikalische Spannbreite zwischen Brahms, Ravel und Tomasi

Ein tolles Konzerterlebnis in der Landesmusikakademie Schlitz.
Foto: LMAH

03.09.2022 / SCHLITZ - Welch köstliche und produktive Zeit die 80 jugendlichen Musikerinnen und Musiker des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen während ihrer 14-tägigen Probenphase verbrachten, konnte man am Freitag in Schlitz erahnen. In ihrem Sommerkonzert präsentierten die begabtesten Nachwuchsmusikerinnen und -musiker des Landes die Ergebnisse ihrer intensiven Arbeitsphase, in der bis zu neun Stunden täglich geprobt wurde. 



Mit den hinreißenden und kurzweiligen Märchenanekdoten aus Maurice Ravels "Ma mère l'oye" (Mutter Gans) fesselte das bestens vorbereitete Orchester die rund 250 Besucherinnen und Besucher bereits nach wenigen Augenblicken. Klanglich äußerst fein ausbalanciert und auch in harmonisch anspruchsvollen Passagen intonationssicher, überzeugten Orchester und Solist ebenfalls beim anschließenden Trompetenkonzert von Henri Tomasi.

Der langjährige Chefdirigent des Orchesters, Nicolás Pasquet, sorgte stets für eine gute Verständigung zwischen Ensemble und Solist Sebastian Berner, der auch bei der Zugabe klanglich überzeugte und die Konzertpause als Ferntrompete aus dem Foyer mit einer stimmungsvollen Wehmutsmelodie einleitete. Das Publikum honorierte die Leistung mit überaus freudigen Beifallsbekundungen.
 

Eine weitere Trompetenfanfare kündigte den zweiten Konzertteil an, bei dem mit der Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 68 von Johannes Brahms ein echter Klassiker der Orchesterliteratur auf dem Programm stand. Der junge Klangkörper zeigte sich auch dieser Herausforderung mehr als gewachsen. Energiereich, frisch, leidenschaftlich und dennoch stets wohldosiert blühten die Jugendlichen förmlich auf und folgten den strukturgebenden und gestaltenden Händen ihres Dirigenten trotz der abendlichen Uhrzeit hochkonzentriert.

Vielleicht hatte man sich während der vergangenen 14 Tage bereits an spätabendliche Aktivitäten gewöhnt? Es sei ebenso wie die Beifallsstürme am Ende des Konzertes von Herzen gegönnt. Natürlich entließ man das Orchester nicht ohne Zugabe. Es ist keine Überraschung, dass auch die beiden Walzer von Ravel bestens vorbereitet und dargeboten waren.

Eine so reife künstlerische Leistung stimmt in jedem Fall zuversichtlich auf die Zukunft, die von ebenjenen maßgeblich mitgestaltet werden wird, die mit dem Sommerkonzert zugleich eine arbeitsreiche Probenphase und ihre Sommerferien schaffensreich beendeten. Insbesondere nach den kulturellen Entbehrungen der jüngeren Vergangenheit war es ein echter Lichtblick, dieses junge Ensemble in voller und durchweg fähiger Besetzung zu erleben, was keine Selbstverständlichkeit darstellt, sondern als große Leistung aller Beteiligten zu betrachten ist.

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