Ein erfahrener Logopäde wundert sich
So viele Eltern mit Handy vorm Gesicht: Sprecht doch mit Euren Kindern!
Symbolbild: pixabay
30.08.2022 / REGION -
Es gehört so sehr zum alltäglichen Bild in unseren Straßen, dass es kaum jemandem negativ auffällt: Väter mit Baby vor der Brust, Mütter mit Kinderwagen, die ihren Blick nicht ins Gesicht ihres Kindes, sondern aufs Smartphone richten. Es ist mittlerweile offenbar eine solche Selbstverständlichkeit geworden, dass man nur verständnisloses Kopfschütteln erntet, wenn man die Eltern darauf anspricht. "Was geht Sie das an, ist doch nicht Ihr Kind!"
In einem Leserbrief beklagte kürzlich der erfahrene Pädagoge Paul Auth aus Großenlüder, dass heute fast jedes vierte Kind eine Sprachauffälligkeit zeige und analog dazu die Zahl der Logopädinnen in den letzten Jahren stetig wachse. Trotzdem gebe es Wartezeiten in deren Praxen. Die Ursache? "Fernsehen und Handy ersetzen oft das persönliche Gespräch. Ich habe Mütter und Väter gesehen, die den Kinderwagen schieben und nur mit dem Handy sprechen", so Auth.
Denn wenn Kinder anfangen, den Mangel ihres noch kleinen Wortschatzes durch eigene Erfindungen anzureichern, kommt man aus Lachen und Staunen nicht mehr raus. "Mama, mach doch mal wieder runde Bohnen", so die Kochempfehlung meines Neffen - gemeint waren Erbsen. Ein Nachtisch mit Preiselbeeren und dem schönen Namen "Errötendes Mädchen" wurde zum Wunsch "Wann gibt's wieder getötetes Mädchen?" "Durchfall im Mund" steht für Sodbrennen und "blühendes Huhn" für Pfau. Wer Kindern beim Spracherwerb hilft und zuhört, braucht kein Comedy-Programm. (ci) +++