Zweite Kandidatur für 44-Jährigen

Karsten Vollmar: "Bürgermeister muss wie ein Schiedsrichter die Linie vorgeben"

Bürgermeisterkandidat Karsten Vollmar im Gespräch mit O|N-Redakteur Kevin Kunze.
Fotos: Gerhard Manns

07.09.2022 / BAD HERSFELD - Am 18. September wird in Bad Hersfeld ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin gewählt. OSTHESSEN|NEWS hat Karsten Backhaus (CDU), Anke Hofmann (unabhängig) und Karsten Vollmar (SPD) an einem Lieblings-Ort ihrer Wahl interviewt. Sie alle wollen Nachfolgerin, beziehungsweise Nachfolger von Thomas Fehling werden, der sich nicht erneut zur Wahl stellt. Karsten Vollmar hat sich den Robert-Heil-Turm über den Dächern der Stadt ausgesucht.



"Ich bin sehr froh, dass ich einen großen Rückhalt in meiner Familie habe. Sowohl meine Kinder als auch meine Frau unterstützen mich im Wahlkampf - das ist enorm wichtig. Zudem ist es von großer Bedeutung, sich von Terminen und Verpflichtungen auch mal abzulenken und da ist die Familie natürlich ein sehr großer Ruhepol", erklärt Karsten Vollmar im O|N-Gespräch. Neben seiner Familie zählen auch die Imkerei und der Fußball zu seinen großen Hobbys. Gerade seine Leidenschaft für die Schiedsrichterei kann er dabei auch auf den Job als Rathauschef projizieren: "Ein Bürgermeister muss genauso wie ein Schiedsrichter die Linie vorgeben - nur dann kann es funktionieren."

Erfahrungen bereits 2016 gesammelt


Schon einmal wollte Vollmar Chef des Rathauses in der Kreisstadt werden. Im Jahr 2016 unterlag er dabei dem scheidenden Bürgermeister Thomas Fehling nur knapp. Aus diesen Erfahrungen kann der SPD-Kandidat nun zehren: "Natürlich hilft mir der Wahlkampf von vor sechs Jahren weiter - die gesammelten Erfahrungen von damals kann ich nun verwenden. Grundsätzlich hat mir diese Zeit weitergeholfen", so der 44-Jährige weiter. Als Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes besuchte der stellvertretende Schulleiter schon in den vergangenen Jahren viele Veranstaltungen im Stadtgebiet: "Deshalb ist für mich der Wahlkampf zwar stressig, aber keinesfalls ungewohnt. Ich bin da, wo ich schon vorher immer war!"

"Jeder fiebert auf den Wahltermin bereits hin und für die Familie und das Privatleben ist es dann auch schön, wenn der Wahlkampf den Höhepunkt erreicht. Allerdings sage ich auch, dass mir persönlich viele Termine auch Spaß machen - gerade durch meine Haustürbesuche und die damit verbundenen Gespräche mit den Bürgern ist das sehr angenehm", so Vollmar weiter. Das Interview fand am Robert-Heil-Turm im Westen der Stadt statt und dies hatte für den 44-Jährigen besondere Gründe: "Man hat von diesem Ort erstmal eine wundervolle Aussicht über die gesamte Stadt, zudem ist es ein Teil jüngere Stadtgeschichte und liegt zudem in der Natur, was mir beides sehr gut gefällt."

Doch nun zur Politik. OSTHESSEN|NEWS hat den drei Kandidat:innen dieselben Fragen gestellt. In maximal fünf Sätzen sollten die Antworten im Gespräch gegeben werden. Zu Themen der Stadtpolitik und Plänen für die Kreisstadt äußerte sich Karsten Vollmar folgendermaßen:

OSTHESSEN|NEWS: Was wollen Sie gegen der Leerstand der zahlreichen Geschäftsräume in der Innenstadt tun?

Karsten Vollmar: "Das Problem haben viele Innenstädte, unter anderem durch den Online- und Versandhandel. Dennoch gilt es für unsere Stadt innovative Wege zu gehen - eins steht jedoch fest, dass der Handel alleine nicht die Rettung der Innenstadt sein wird. Deshalb gibt es für mich drei mögliche Varianten, wie das Problem angegangen werden kann: Zum einen können in leerstehenden Räumen sogenannte Co-Working-Spaces entstehen, die vor allem jungen Menschen die Möglichkeiten geben soll, hier in der Region ihrer Arbeit in modern ausgestatteten Räumen nachgehen zu können. Des Weiteren müssen wir unsere öffentlichen Plätze besser nutzen, denn durch Begegnungs- und Veranstaltungsräume beleben wir automatisch unsere Innenstadt. Hier denke ich an einen Teil des Marktplatzes, auf dem auch ein Feierabendmarkt stattfinden kann. Zudem muss eine Mieterrunde geben, wo sich Vermieter und die Stadt an einen Tisch setzen und über die Entwicklung der Mietpreise sprechen."

O|N: Wie wollen Sie Bad Hersfeld als touristisches Ziel auch außerhalb der Festspielzeit attraktiver machen, beziehungsweise attraktiv halten?

Vollmar: "Es geht darum, die Gegebenheiten der Stadt mehr auszunutzen, denn gerade in der Natur gibt es auch in Bad Hersfeld viele Möglichkeiten für Wanderer und Radfahrer. Für mich von großer Bedeutung ist der innerstädtische Radwegausbau, denn gerade der Radtourismus hat in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Zudem muss die Stadt ihr Tagungsgeschäft deutlich verbessern, denn auch diese Gäste verkehren in der Stadt und wollen etwas geboten bekommen. Die Zusammenarbeit mit den Tourismusbetrieben sowie der Gastronomie muss intensiviert werden – hier sehe ich viel Potenzial auch im Bereich Marketing. Bad Hersfeld will ich zu einer wesentlich grüneren Stadt machen, mir ist die beschlossene Klimaneutralität bis 2035 wichtig, auch hier müssen wir mit unseren Nachbarn gemeinsame Wege suchen und schließlich auch mit allen Konsequenzen gehen!"

O|N: Welche Rolle spielen für Sie die Nachbarkommunen? Streben Sie eine engere Zusammenarbeit, beispielsweise bei gemeindeübergreifenden Radwegen, an?

Vollmar: "Das Schlüsselwort ist Kommunikation, dafür benötigt man einen Sender und einen entsprechenden Empfänger. Meine Bereitschaft wesentlich mehr zu kommunizieren ist vorhanden. Die Probleme der Nachbarkommunen sind auch unsere, sich damit zu beschäftigen respektive eigene Probleme mithilfe der Nachbarkommunen zu lösen ist für mich elementar. Es geht nur, wenn man an einem Strang zieht. Mit mir als Bürgermeister wird es dort eine viel intensivere Zusammenarbeit geben als bislang. Da ist natürlich der Radtourismus ein Mosaikstein, allerdings gibt es viele weitere Angelegenheiten, die gemeinsam gelöst werden müssen."

O|N: Wollen Sie auf alle Fraktionen, beziehungsweise Parteien der Stadtverordnetenversammlung zugehen und wie soll oder kann die konstruktive Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien nach Ihrer Ansicht aussehen?

Vollmar: "Die Kommunalwahl 2021 hat die Stadt einen großen Schritt nach vorne gebracht, denn durch dieses Mehrheitsbündnis gehört die ehemalige Zersplitterung des Stadtparlaments der Vergangenheit an. Klare politische Verhältnisse und funktionsfähige Mehrheiten sind ein Pfund, denn es gibt dann Stabilität und Vertrauen sowie schnellere und belastbarere Entscheidungen, wenn man nicht jedes Mal bei jeder noch so kleinen Entscheidung wieder Mehrheiten suchen muss. Dennoch: Ich habe ein gutes Verhältnis zu allen Fraktionen und respektiere deren Arbeit genauso. Es hat noch nie einen Antrag gegeben, den ich aus parteipolitischen Gründen abgelehnt habe. Gibt es gute Vorschläge, bin ich sofort dabei. Dies soll zukünftig natürlich auch so bleiben."

O|N: Welche Ideen haben Sie für die Kreisstadt Bad Hersfeld, wenn es um das Thema innerstädtischer Verkehr/Baustellen geht, ohne dass es zum Verkehrschaos kommt?

Vollmar: "Das große Stichwort ist Entzerrung - es gibt in den kommenden Jahren drei große Baustellen: Die Hochbrücke, der Neubau des Klinikums und die Sanierung der Brücke der Berliner Straße. Ich will die Baustellen so weit wie möglich entzerren, dafür benötigt es natürlich viele Gespräche mit verschiedenen Akteuren, die an der Straßenverkehrsführung beteiligt sind. Dazu gehört eine intelligente Verkehrsplanung genauso wie präzise Absprachen, an denen es derzeit noch mangelt. Schwerlastverkehr ist zu reduzieren, der ÖPNV neu auszuschreiben, mit besserer Taktung für die Stadtteile, kleinere Busse sind einzusetzen und vieles mehr." (Kevin Kunze)+++

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