Dramatische Preissprünge bei Gas und Strom

"Hoffen auf warmen Winter!" - RhönEnergie rät Kunden zu Abschlagserhöhung

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Symbolbilder(2): pixabay

18.08.2022 / REGION - Die Sorgenfalten bei Energieversorgern und Kunden vertiefen sich in Osthessen angesichts sprunghaft steigender Kosten für Gas und Strom. Auch bei der RhönEnergie machen sich die Protagonisten Gedanken um die Sicherstellung der Energieversorgung und die unweigerlich auf die Kunden zurollende Welle an Zusatzausgaben. Zwar sei die derzeitige Versorgungslage mit Gas noch stabil und die Speicher trotz der Drosselung von NordStream 1 sogar etwas früher zu den geplanten 75 Prozent gefüllt, erklärte Geschäftsführer Dr. Arnt Meyer bei einem Hintergrundgespräch, alle Kundenbedarfe könnten gedeckt werden. Doch das Unternehmen befinde sich natürlich im Krisenmodus. Um eine drohende Gasmangellage im kommenden Winter abzuwenden, müssten mindestens 20 Prozent des gewohnten Gasverbrauchs eingespart werden. An ihre Gaskunden appelliert das Unternehmen eindringlich, ihre Abschlagszahlungen schon jetzt zu erhöhen, um teure Nachzahlungen zu vermeiden. 



"Ganz entgegen der eigentlichen Interessen eines Energieversorgers hoffen wir auf einen warmen Winter", brachte es Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung auf den Punkt. Spätestens nachdem die Höhe der ab Oktober zu zahlenden Gasbeschaffungsumlage bekannt gegeben wurde, ist glasklar, dass alle Gasverbraucher in Deutschland erheblich belastet werden. Man müsse mit Erhöhungen um das drei- bis fünffache der bisherigen Kosten kalkulieren.

"Die aktuelle Krise in der Erdgasversorgung stellt die Energiewirtschaft, ebenso wie alle Verbraucherinnen und Verbraucher vor enorme Herausforderungen. Mit der Gasbeschaffungs- und der Gasspeicher-Umlage hat die Bundesregierung zwei notwendige und sinnvolle Instrumente geschaffen, um die Versorgungsinfrastruktur in Deutschland dauerhaft zu sichern. Das begrüßen wir ausdrücklich. Für uns als Versorgungsunternehmen sind die Umlagen nur durchlaufende Posten, auf die wir keinen Einfluss haben. Wir werden diese neuen Umlagen in vollem Umfang an die vorgelagerten Instanzen weitergeben – wir behalten sie auch nicht für uns und koppeln sie nicht mit einer weiteren Preiserhöhung", betonte Heun.

Dr. Arnt Meyer warnte davor, auf Heizen mit Strom als Alternative zu setzen, das sei keine Option: "Zwar können Heizlüfter helfen, vorübergehend einen oder mehrere Räume zu erwärmen, doch sie sind weder technisch noch wirtschaftlich eine sinnvolle Alternative für die Beheizung eines gesamten Haushalts über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Heizen mit elektrischen Direktheizgeräten sorgt nicht für eine Heizkostenentlastung und kann in problematischer Weise unser regionales Stromnetz belasten, wenn viele Geräte gleichzeitig zugeschaltet werden."

Der Bereichsleiter Energiewirtschaft der RhönEnergie, Klaus Moll erläuterte den Hintergrund der Gasumlagen: Die Umlagen im Bereich Gas verhinderten einen Kollaps der Lieferketten und bestünden aus zwei Teilen: Der Gasspeicherumlage (gemäß §35e EnWG) sowie der Gasbeschaffungsumlage nach §26 des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG). Bei der Gasbeschaffungsumlage in Höhe von 2,419 ct/kwH handele es sich um eine staatliche Stützungs- und Steuerungsmaßnahme. Sie sei ins Leben gerufen worden, um das System der Erdgasversorgung in Deutschland abzusichern und Sparanreize zu setzen. Die Beschaffungskosten für Erdgas hätten sich für die deutschen Importeure durch den Wegfall der Importmengen aus Russland in den vergangenen Monaten signifikant erhöht. Vor dem Hintergrund dieser hohen Vorleistungen müssten die Importeure und Verteiler von Erdgas in die Lage versetzt werden, ihre Mehrkosten zeitnah an die Endverbraucher weiterzugeben, weil den Unternehmen sonst die Insolvenz drohe.

Als konkretes Beispiel nannte der Energieversorger: Für einen Kunden mit 18.000 kWh (Hausanschluss für eine ca. vierköpfige Familie) bedeuten allein die neu erhobenen Umlagen (Gasbeschaffungs-, Speicher- und Bilanzierungsumlage) monatliche Mehrkosten von ca. 55 Euro pro Monat. (ci)+++

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