Grundsteinlegung schon 2013

Bis heute keine Bauabnahme! Über 100 Baumängel am Feuerwehrgerätehaus

Das Feuerwehrgerätehaus ist eine wahre Dauerbaustelle - und zugleich das Gerätehaus mit der längsten Bauzeit Hessens. Bernd Hämmelmann (rechs) und Marc Hochhaus (links) sind über die Zustände entsetzt.
Fotos: Lea Hohmann

06.11.2022 / BURGHAUN - Es ist ein Projekt, dass die Gemeinde Burghaun seit vielen Jahren in Atem hält. Und zugleich ist es das Gerätehaus mit der längsten Bauzeit Hessens: Das Feuerwehrgerätehaus in Schlotzau feierte bereits 2013 Grundsteinlegung - trotzdem konnte bis zum heutigen Tag noch keine Bauabnahme erfolgen. Das Gebäude hat mittlerweile nicht nur zehn Jahre Bauarbeiten auf dem Buckel, sondern auch drei Amtszeiten an Bürgermeistern überlebt. "Das Ganze ist ein Fass ohne Boden - eine Dauerbaustelle, in die mittlerweile fast eine Million Euro geflossen sind", äußert sich Bernd Hämmelmann, Vorsitzender der Feuerwehr Schlotzau zur Situation.

"Bis heute steht noch kein Brandschutzkonzept, immer wieder mussten Mängel bereinigt oder die ein oder andere Ecke sogar vollständig wieder herausgerissen werden. Außerdem ist das Dach undicht. Eine Baufertigstellung werden wir auch in diesem Jahr nicht mehr erreichen. Aktuell läuft die Sanierung des Dachs durch Dachdecker Vieregge", meint Hämmelmann. Die Jugendfeuerwehr musste mittlerweile sogar nach Langenschwarz ausweichen. "In den vergangenen Wintern gab es noch nicht mal eine Heizung. Die Kids mussten also eine Alternative suchen", ergänzt Marc Hochhaus, zweiter stellvertretender Wehrführer.

Über 100 Mängel weist das Gebäude bereits auf - keine guten Voraussetzungen für eine baldige Bauabnahme. "Die Stützen wurden damals grau gestrichen - jetzt sollen sie mit roter Farbe überstrichen werden. Die jedoch hält auf der grauen Farbe nicht. Man hat das Gefühl, hier hat wirklich keiner mitgedacht - eine komplette Fehlplanung", so Hämmelmann. Die neuen Monitore aus dem Jahr 2013 sind mittlerweile schon fast antik. Neueste Technik? Fehlanzeige!

Über 800.000 Euro investiert

Und wären rund 800.000 Euro investierte Steuergelder nicht schon genug, mussten die Feuerwehrkameraden auch noch in die eigene Tasche greifen und ins "neue" Gerätehaus investieren. So wurden beispielsweise die Spinde für die Kameraden komplett selbst gezahlt. In den vergangenen Monaten wurde außerdem auch jede Menge Geld in die Erneuerung der Decken investiert. Blöd nur, dass das gesamte Dach undicht und die "neuen Decken" daher schon wieder renovierungsbedürftig sind. Seit Wochen ziert zudem ein Gerüst das Gerätehaus, was jeden Tag kostet und kostet.

Auch für das Vereinsleben im 300-Seelen-Ort bringt die Situation erhebliche Konsequenzen mit sich. "Das Ganze nennt sich ja Dorfgemeinschaftshaus. Doch diese 'Gemeinschaft' ist leider nicht gegeben, wenn es keinen Austragungsort für diverse Veranstaltungen gibt. Auch im Bereich der sanitären Anlagen gleicht keine Toilette der anderen. Das extra eingerichtete Stuhllager wurde nicht an die Größe des Mobiliars angepasst, die Türen haben alle unterschiedliche Furniere."

Gemeinde bezieht Stellung

"Die Entwicklung des An- bzw. Umbau des Dorfgemeinschaftshauses mit Feuerwehr ist natürlich für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend. Eines meiner zentralen Wahlversprechen war für den Ortsteil Schlotzau die Fertigstellung des Dorfgemeinschaftshauses. Nach meinem Amtsantritt haben wir zuerst eine Bestandsaufnahme über den IST-Zustand gemacht. Ich habe ganz bewusst darauf verzichtet, Schuldige für die Situation zu suchen, da uns Schuldzuweisungen weder weiterbringen noch es "den einen Schuldigen" an dieser Stelle gibt. Zudem haben auch viele ehrenamtlich hier Zeit investiert, und ehrenamtliches Engagement gilt es grundsätzlich eher zu würdigen als zu kritisieren", betont Bürgermeister Dieter Hornung gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

"Alle Erklärungen der ausführenden Unternehmen liegen vor"

"Grundsätzlich gilt, dass wir erhebliche Mängel in der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes festgestellt haben. Daher haben wir ein Unternehmen beauftragt, die festgestellten Mängel abzustellen, was in der Zwischenzeit bis auf einen Punkt auch vollumfänglich erledigt ist. Der Entwurf der Konformitätserklärung des Brandschutzkonzeptes haben wir mittlerweile. Alle Erklärungen der ausführenden Unternehmen liegen vor und die Baufertigstellungsanzeige wurde dem Kreisbauamt vom Architekten übermittelt", so Hornung weiter.

Zudem habe die Gemeindevertretung in ihrer letzten Sitzung den Auftrag für die Neueindeckung des Daches auf dem Altbau an ein Burghauner Unternehmen vergeben. "Somit bin ich sehr zuversichtlich, dass die Baumaßnahmen noch in diesem Jahr vollumfänglich abgeschlossen sein werden. Ich freue mich insbesondere, dass wir an dieser Stelle nicht noch einmal nachfinanzieren mussten, sondern es gelungen ist, die Restarbeiten im vorgegebenen Kostenrahmen zu Ende zu bringen", meint der Bürgermeister, der sich bei allen Beteiligten für das Vertrauen und die Unterstützung bedankt.

"Sicher, dass wir zu einem versöhnlichen Ende kommen werden"

"Stellvertretend möchte ich hier die Familie Maul und die Freiwillige Feuerwehr nennen, die immer konstruktiv unterstützt haben und mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Ich bin mir sicher, dass wir nun zu einem versöhnlichen Ende kommen werden und das Dorfgemeinschaftshaus hoffentlich einer zukünftigen intensiven Nutzung übergeben können", betont Hornung abschließend. Der zuständige Bauamtsleiter der Marktgemeinde hat sich bisher nicht zu einem Statement bereit erklärt.

Offizielle Einweihung steht in den Sternen

Dass das Bürgerhaus noch in diesem Jahr fertiggestellt wird, daran glauben die Kameraden der Feuerwehr noch lange nicht. "Wann unser Bürgerhaus wohl endlich mal offiziell eröffnet werden kann, steht wohl weiterhin in den Sternen", meint Hämmelmann. Die Rede für die offizielle Einweihung hat der Vorsitzende bereits im Jahr 2015 geschrieben. Vielleicht klappt es ja dann zum 10-Jährigen und Schlotzau bekommt in 2023 endlich wieder ein Dorfgemeinschaftshaus. Davon könne man laut Hämmelmann jedoch aktuell nur träumen. (Lea Hohmann) +++

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