Vermehrtes Auftreten von Cyanobakterien

Gefahr in osthessischen Gewässern: Blaualgen vermiesen den Badespaß

In den Sommermonaten treten auch in der Region Osthessen vermehrt Cyanobakterien auf, wie hier am Guckaisee
Archivfoto: O|N

17.08.2022 / REGION - Getrübter Badespaß in Osthessen: Aufgrund der anhaltenden Wärme vermehren sich zurzeit in hessischen Gewässern die sogenannten Blaualgen. Viele Seen haben aufgrund der gesundheitsschädlichen Cyanobakterien ein Badeverbot erlassen. Doch was genau sind eigentlich Blaualgen und inwiefern sind die für den Menschen wirklich gefährlich? O|N hat beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nachgehakt.



"Bei "Blaualgen" handelt es sich nicht um Algen, sondern um Cyanobakterien. Diese können unter bestimmten Bedingungen massenhaft auftreten. Es bilden sich dann grünlich-blaue Schlieren im Wasser, weshalb umgangssprachlich Cyanobakterien als "Blaualgen" bezeichnet werden", heißt es vonseiten der Pressestelle.

Cyanobakterien seien seit rund 2,5 Milliarden Jahren Teil des Gewässerökosystems. Weltweit gibt es über 2.000 Arten dieser Bakterien. Bestimmte Cyanobakterien können Wirkstoffe mit unterschiedlich toxischer Wirkung – auch "Cyanotoxine" genannt – bilden. Daher kann der Kontakt bei einer Massenentwicklung von Cyanobakterien gesundheitsschädlich sein.

Worauf sollten Badegäste achten und wird bei Blaualgen generell vom Baden abgeraten?

"Badegäste sollten darauf achten, ob grünliche-blaue Schlieren oder Flocken im Wasser oder grünlich-blaue Ablagerungen am Ufer zu sehen sind. Möglicherweise wird auch ein unangenehmer Geruch wahrgenommen. Dann gilt es auf das Bad im See besser zu verzichten", so die HLNUG. 

Zudem sollte überprüft werden, wie trüb das Wasser ist. "Ist man sich unsicher, kann auch eine Faustregel zur Anwendung kommen: Geht man bis zu den Knien ins Wasser und sieht seine Füße nicht mehr, sollte im See nicht gebadet werden", rät das Landesamt. Zudem könne jeder zu einer besseren Wasserqualität beitragen, indem man sich vor dem Baden abduscht, keine Tiere füttert, den Abfall nicht liegen lässt und die Toiletten benutzt. Ob ein Vorkommen von Cyanobakterien ein Abraten vom Baden nach sich zieht, wird von den jeweiligen Gesundheitsämtern vor Ort entschieden und am See entsprechende Hinweise veröffentlicht.

Welche Seen/Gewässer in Osthessen sind derzeit von Blaualgen betroffen?

Aktuell gibt es Meldungen von den jeweils zuständigen Gesundheitsämtern zu Cyanobakterien am Guckaisee, Fuldasee Bebra-Breitenbach sowie am Nieder-Mooser-See. Bei den Meldungen zu Cyanobakterien gibt es jedoch drei Abstufungen: Von Hinweisen zum möglichen Aufkommen über Abraten vom Baden bis Badeverbot. Da sich die Bedingungen am See schnell ändern können, ist die aktuelle Situation besser hier nachzulesen www.badeseen.hlnug.de oder bei den Betreibern und Gesundheitsämtern der jeweiligen Seen zu erfragen.

Tritt dieses Problem jedes Jahr auf oder sind Blaualgen in diesem Jahr ein ganz besonderes Phänomen?

"Ein Massenvorkommen von Cyanobakterien in Seen kann immer mal wieder auftreten und ist somit kein besonderes Phänomen, dass nur aus diesem Jahr bekannt ist. Ursache ist der hohe Nährstoffgehalt in vielen Seen. Ob es zu einer massiven Vermehrung von Cyanobakterien kommt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab - unter anderem von Temperatur und Sonneneinstrahlung und ist nicht vorhersehbar."

"2021 war es zu Beginn der Badesaison eher regnerisch und dann im Sommer eher wechselhaft und stärker bewölkt als in diesem Jahr. Daher treten im Vergleich zum Vorjahr dieses Jahr öfter Cyanobakterien auf", betont die Pressestelle der HLNUG.

Sind osthessische Gewässer besonders von den Bakterien betroffen?

Nach aktuellen Meldungen der Gesundheitsämter kann eine besondere Betroffenheit von Osthessen im Vergleich zu ganz Hessen nicht festgestellt werden.

Was kann man gegen Blaualgen tun?

"Massenvorkommen von Cyanobakterien können Ausdruck einer zu hohen Nährstoffbelastung im See sein. Daher gilt es, die Nährstoffbelastung zu senken und den Eintrag von Nährstoffen in den See zu verringern", erklärt die HLNUG. Deshalb sollten Badegäste immer die Toiletten vor Ort nutzen und auch keine Tiere füttern, besonders keine Wasservögel, da diese auch Bakterien und damit Krankheiten in den See eintragen können.

Was sind die Auswirkungen eines Kontakts mit Blaualgen?

Da es eine Vielzahl von Cyanobakterien und somit auch Cyanotoxinen gibt, können die Auswirkungen vielseitig sein. "So kann ein Kontakt mit Cyanobakterien Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Entzündungen von Hals, Augen und Ohren, Magen-Darm-Entzündungen, Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen hervorrufen." Genauere Informationen können bei den dafür zuständigen Gesundheitsämtern erfragt werden. (Lea Hohmann) +++

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