"Die Freude auf unsere Heimat wächst"

La Dolce Vita: Fuldaer Weltenbummler auf der letzten Etappe ihrer Reise

Stefan Franke (34) und Julia Friedrich (30) sind seit Monaten auf Weltreise. Über Instagram unter _weltbewegend_ teilt das Paar ihre Eindrücke. Ebenso in Blogeinträgen.
Fotos: Stefan Franke

05.09.2022 / WELTWEIT - 242 Tage auf Reisen – ein Kapitel in ihrem Leben, das voller Abenteuer geprägt ist. Julia Friedrich (30) und Stefan Franke (34) aus Fulda kehrten Anfang Januar 2022 ihrem vertrauen Wohnumfeld den Rücken, wagten den Schritt ins Ungewisse (O|N berichtete bereits). Jetzt heißt es: Endspurt, denn im Oktober ist Schluss. "Es gab Höhen und Tiefen, aber wir bereuen definitiv nichts", stellen beide fest. "Als letztes Ziel haben wir nun ein europäisches Land ins Auge gefasst."



Seit dem letzten Telefonat mit den beiden Ende März ist viel passiert. Die Ruinen der Inkastadt in den peruanischen Anden liegen bereits lange hinter ihnen. Ihr neues Zuhause auf Zeit ab Mitte April: Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. "Das war ja eigentlich im Vorfeld nicht unser Plan", erklären sie gegenüber O|N. "Gemeinsam haben wir uns mit einem Paar aus Panama spontan dazu entschieden, unsere Reise als Backpacker fortzusetzen und zu zelten." Eine ganz neue Erfahrung. 

Die Vier starteten an der Westküste und legten auf diesem Kontinent stolze 6.000 Kilometer zurück. "Das Land ist riesig. Wenn man auf die Landkarte blickt, hat man wirklich nur einen kleinen Bruchteil gesehen." Neben dem ganzen Großstadtleben in Las Vegas, L.A. oder San Francisco gab es auch bekannte Nationalparks zu entdecken: Joshua-Tree-Nationalpark, Death-Valley, Grand Canyon sind nur einige Orte auf ihrer Liste. Besonders das letzte Naturwunder mit einer sich von etwa 450 Kilometer langen erstreckenden Schlucht faszinierte - "es ist einfach ein unglaublich schöner Fleck auf der Erde", blickt Friedrich zurück. 

Australien punktet mit offener und herzlicher Art

Ein deutlicher Kontrast zu den USA stellte in vielerlei Hinsicht Australien dar. "Es ist so ein warmes und herzliches Land. Man fühlt sich total willkommen. Die Menschen hier haben ernstes Interesse an einem, sind viel hilfsbereiter und unkomplizierter. Die bewusst überdrehte Freundlichkeit in Amerika hat uns doch etwas nachdenklich gestimmt", berichtet Franke. "Ebenso die große Schere zwischen arm und reich. In manchen Städten herrscht komplette Reizüberflutung und es wird im Überfluss gelebt. Als Tourist ist ein Aufenthalt völlig in Ordnung, aber auf Dauer wäre das nichts für uns."

Roadtrip mit "Rusty"

Mit dem Campervan - vom Fuldaer Paar auf den Namen "Rusty" getauft - ging es auf eine dreimonatige Tour entlang der Ostküste. Von Sydney bis Cairns überquerten sie dabei verschiedene Klimazonen. "Übrigens sind wir in Sydney - neben 15.000 weiteren Teilnehmern - noch den Halbmarathon von 21 Kilometern mitgelaufen. Das war schon ein starkes Erlebnis", so Friedrich. Ja, und die Tierwelt? Die ist - wie man wohl schon im Vorfeld erahnen kann - unglaublich. Wombats, Emus und Koalas - Lebewesen, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, sind auf dem sechstgrößten Land der Erde hautnah zu erleben. "Wir haben einen völlig neuen Bezug zur Natur entwickelt. Und wer kennt es nicht, beim Blick aus dem Fenster am Morgen auf Kängurus zu blicken?"

Positive Effekte der Reise

Die beiden können eine Weltreise nur jedem ans Herz legen. "Wenn man die Chance hat, sollte man sie definitiv nutzen", lautet ihr Konsens. Eins ist ihnen aber im Laufe der Zeit bewusst geworden: "Es ist kein Urlaub, sondern eine Langzeitreise. Die Organisation im Vorfeld und währenddessen ist mit viel Stress verbunden. Das kann schon anstrengend sein." Vor allem in der Corona-Zeit müsse mit Planänderungen gerechnet werden. "Oftmals kommt eben alles anders als du denkst. Doch nach und nach sind wir viel gelassener geworden, bewahren einen kühlen Kopf in Stress-Situationen. Diese Einstellung möchten wir später im Alltag in Deutschland beibehalten." 

Aufregendes Jahr mit rundem Abschluss

Den ganzen Verarbeitungsprozess voller Eindrücke haben die Weltenbummler in ihrem Blog fortlaufend gebündelt. "Das hat uns in gewisser Weise auch Struktur gegeben." Seit August befinden sie sich auf europäischen Boden, sind mit dem Camper auf Rundreise in "Bella Italia" unterwegs, bis es am 5. Oktober wieder in die Domstadt Fulda geht. Franke abschließend: "Man lernt über die Monate, wer man ist und was man will - und die Heimat zu schätzen. Das hätte ich im Vorfeld nie gedacht." Und besser könnte das Jahr 2022 nicht enden: Denn am 31. Dezember läuten dann endlich die Hochzeitsglocken. (Maria Franco) +++

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