Vater-Tochter-Radtour

Es ist wie ein Wunder: Sofia beginnt unterwegs langsam zu sprechen

Die kleine Sofia mit ihrem Vater am Starttag noch auf dem heimischen Grundstück
Fotos: Privat

22.07.2022 / REGION - Die sechsjährige Sofia aus Bebra ist seit Montag mit ihrem Vater auf dem Weg in eine Kinder-Kurklinik im 236 Kilometer entfernten Bissendorf in Niedersachsen (O|N berichtete). Dort soll Sofia behandelt werden, weil sie nicht spricht. Nach dem ersten Artikel, den OSTHESSEN|NEWS über das Vorhaben veröffentlichte, meldeten sich zahlreiche Leser, um das Vater-Tochter-Gespann während der Tour zu unterstützen (O|N berichtete hier).



Nun sind fünf Tage vorbei und Sofia hat in etwa die halbe Strecke geschafft. "Wir sind zunächst sehr gut vorangekommen und mit Sofia klappt alles super", so Vater Enrico gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Beim Abschied in Bebra war Sofias Kindergartengruppe gekommen, um die Beiden auf ihre Reise zu schicken. Nach den Sommerferien kommt das Mädchen in die erste Klasse. 

Die erste kurze Pause machten Sofia und Enrico in Rotenburg. "Sofia mit ihrem neuen Fahrrad macht mich platt", so der Vater. Das Fahrrad hatte sie nach dem Artikel von O|N von der Firma Bikeleasing-Service geschenkt bekommen (wir berichteten). Teilweise schafften sie mehr als die veranschlagten 30 Kilometer täglich. An der Kreisgrenze schlugen sie das erste Nachtlager auf. "Ich frage Sofia ab und zu, ob sie nach Hause möchte. Aber sie möchte nicht", so der Vater. Sofia konnte abends sogar noch ein bisschen im Baumbacher See plantschen.

Sofia beginnt langsam zu sprechen

Besonders freut der Vater sich, dass Sofia unterwegs an einer Koppel deutlich das Wort "Pferd" gesagt hat. "Sie ist den ganzen Tag nur am Lachen", freut sich Enrico. Sofia beobachtete alles, was ihr unterwegs begegnete und freute sich über alle Tiere, die sie sah. "Sie spricht auch immer mehr Worte", erzählt der glückliche Vater.

Doch dann passierte es: Mit einem geplatzten Reifen und einem Schaden des Radlagers an Enrico Wübbolds Fahrrad musste zunächst eine Zwangspause eingelegt werden. "Ich hatte Werkzeug und ein anderes Lager dabei", sagt Wübbold. Nach der provisorischen Reparatur konnte es dann erstmal weitergehen. Aber das Lager machte weiterhin Probleme. "Ich war kurz davor, die Tour abzubrechen. Sofia ist zwar sehr sauer auf mich, aber wenn mein Rad nicht mitmacht, kann es nicht weitergehen. Das Risiko wäre mir zu groß", sagt Wübbold. In der nächsten Etappe würde es auch etwas bergiger werden.

Doch die Unterstützung für Sofia und ihren Vater riss nicht ab. Helfer holten die beiden ab und brachten sie mit einem Transporter bis nach Zierenberg. "Die Firma Bikeleasing-Service hat dafür gesorgt, dass mein Rad in Kassel repariert wurde. Es ist fast wie neu", so der äußerst dankbare Enrico. Bei Familie Schäfer in Zierenberg, die auch den Transport im Lkw übernahm, warteten sie auf die Rückkehr des reparierten Fahrrads, das immerhin schon 50 Jahre alt ist. "Sofia badet hier im Pool, spielt mit dem Kinden und Hunden und beginnt zu sprechen. Ein paar Wörter kann sie jetzt schon. Die Tour tut ihr sehr gut", erzählt der Vater.

Dank an alle UnterstützerInnen

Mit repariertem Fahrrad ging es am Tag darauf weiter. 130 Kilometer vor dem Ziel schliefen Sofia und ihr Vater in einem Gasthof, dessen Besitzer schon vor Beginn der Tour ihre Unterstützung angeboten hatten. Das war auch ein bisschen Glück, denn in der Nacht hatte es geregnet. "Sofia und ich sind allen, die uns geholfen haben und weiterhin ihre Hilfe anbieten, ganz herzlich dankbar." Enrico Wübbold ist überglücklich und kann es immer noch kaum fassen, wie groß die Hilfsbereitschaft vieler Menschen ist.

Insgesamt neun Tage hat Enrico für die Tour mit Sofia eingeplant. Inzwischen sind sie in Warburg angekommen. O|N wird weiter von der außergewöhnlichen Fahrradtour berichten, die dem Anschein nach schon einen Teil zur sprachlichen Entwicklung von Sofia beigetragen hat. (Christopher Göbel) +++

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