"Gott hat Sie brauchen können"
Evangelisches Dekanat Vogelsberg verabschiedet Pfarrer Siegfried Schmidt
Fotos: Traudi Schlitt
21.07.2022 / SCHLITZ - Voll besetzt war die Schlitzer Stadtkirche am vergangenen Sonntag. Vielen Gemeindegliedern war es offenbar ein Anliegen, sich von ihrem Pfarrer Siegfried Schmidt zu verabschieden, der nach 27 Jahren in der Burgenstadt nun in den Wartestand geht – eine Zeit, die die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihren Pfarrern nach einer Krankheit zugesteht, um Kräfte für einen Wiedereinstieg zu sammeln.
Predigt aus Lukasevangelium
Für seine Abschiedspredigt hatte der Pfarrer die Geschichte vom Fischzug des Petrus gewählt, der seinen Beruf aufgibt und Jesus nachfolgt. Zweifel und Bedenken weichen hier am Ende der Leichtigkeit und Aufbruchsstimmung. "Jesus hatte eine volle Kirche", predigte Schmidt, "es ging um das Hören des Wortes Gottes und um das Wunder, das sich ereignete." Zwei Euro als Symbol
In Vertretung der Dekanin Dr. Dorette Seibert überbrachte die stellvertretende Dekanin Luise Berroth deren Worte. Sie hatte zwei Euro mitgebracht – Symbol für die "Münze des Evangeliums"; die Pfarrer Schmidt mit warmen Händen 27 Jahre lang in der Gemeinde in Schlitz ausgegeben hat. "Gott hat Sie brauchen können"; lobte Berroth den scheidenden Theologen, der gemeinsam mit den Menschen aus dem Evangelium leben wollte. "Sie haben viele Projekte angestoßen", resümierte die Pfarrerin und nannte Konfi 3/8, die Gründung des Schlitzerländer CVJM, die Gemeindewerkstatt und die Umstrukturierung der Gemeinde zur Gesamtkirchengemeinde. Auch zahlreiche Baumaßnahmen und etliche Vakanzen habe der Pfarrer bewältigt. Dabei habe stets das Evangelium im Vordergrund gestanden, der Kontakt mit den Menschen. "Ihre Wärme war hier spürbar", würdigte Berroth Schmidts Schaffen. Gleichzeitig dankte sie auch seiner Frau Christiane Schmidt für deren Unterstützung. Dankende und lobende Grußworte
Für die Kirchenvorstände richtete Matthias Pflanz das Wort an den Pfarrer: Dieser habe seinen Dienst nie als Pflicht gesehen. Auf seinem Schwerpunkt der Kinder- und Jugendarbeit habe er viel bewirkt, so Pflanz, der insbesondere an das Camp in Münchhausen erinnerte – "ein Highlight im Kirchenjahr". Er dankte dem Ehepaar Schmidt für den Einsatz über fast drei Jahrzehnte. Mit einem Lied, eigens auf den Pfarrer zugeschnitten, würdigten sodann Almuth Mizdalski und Ulrike Waider das Engagement von Siegfried Schmidt,Bürgermeister Heiko Siemon verwies auf die zeitliche und persönliche Dimension einer solch langen Zeit. "Der Tag des Abschieds ist ein Tag des Dankes", so der Rathauschef. Schmidt habe mit Rat und Tat sowie mit seiner ruhigen Art eine ganze Generation geprägt. Darüber hinaus habe der Pfarrer viel sowohl für die Gemeinde als auch die Kommune bewirkt; er sei glaubwürdig und stehe hinter dem, was er sagt und tut.
Auch Siemons Amtsvorgänger und langjähriger Weggefährte von Siegfried Schmidt, Bürgermeister a.D. Hans-Jürgen Schäfer, ließ es sich nicht nehmen, auf die vielen Jahre zurückzublicken, die sie – jeder in seiner Funktion – gemeinsam in Schlitz gewirkt haben. "Die Zusammenarbeit von weltlicher und kirchlicher Gemeinde war stets fruchtbar", befand Schäfer und zählte viele gemeinsame Projekte und Veranstaltungen auf.
Schulleiterin Annedore Radvan von der Dieffenbachschule bestätigte Schmidt in ihrem Grußwort "stets ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte." Der Pfarrer habe auch finanzielle Nöte bei Schülerinnen und Schülern gesehen und diese lindern geholfen. Darüber hinaus habe er im Fachbereich Religion der Schule mitgewirkt. Seine Gottesdienste zu den Schuljahresbeginnen hinterließen viele schöne Bilder, so Radvan.
Für die katholische Gemeinde waren Maria Dehler-Porsche vom Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Peter & Paul sowie Hedwig Kluth, Referentin und Koordinatorin der Vogelsberger Pastoralräume, erschienen. Kluth dankte Schmidt für sein Wirken in der Ökumene und betonte: "Wir brauchen die Ökumene als Lebenselixier."
Die letzten Grußworte hatte Hartmut Dietz vom frisch gegründeten Schlitzer CVJM für den scheidenden Pfarrer. "Unsere Geschichte beginnt erst", sagte er und bescheinigte Schmidt, langfristige Entwicklungen erkennen zu können und Lösungen zu suchen. Mit der Gründung des CVJM Schlitzerland habe man Aufbruch statt Rückbau gewagt.
Bewegender Abschied