Zum Tode Dieter Wedels

Trauer um einen Mann, der für die Kunst lebte

Dieter Wedel in seiner Zeit als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele
Archivfotos: O|N

21.07.2022 / REGION - Dieter Wedel ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren bereits am 13. Juli in Hamburg, wie erst heute bekannt wurde. In der Region hatte er sich einen Namen gemacht, als er im Jahr 2016 die Intendanz der Bad Hersfelder Festspiele übernommen hatte. Seinen Rücktritt von dieser Aufgabe verkündete er im Januar 2018, nachdem Vorwürfe mehrerer Frauen wegen sexueller Übergriffe in der Vergangenheit laut geworden waren (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Das Landgericht München, das Wedels Tod bekanntgab, wollte eigentlich heute mitteilen, ob es zu einem Prozess gegen den Künstler kommen werde.



"Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass unser ehemaliger Intendant Dieter Wedel verstorben ist. Die Bad Hersfelder Festspiele haben seinem leidenschaftlichen Einsatz und Mut sehr viel zu verdanken. Ihr Ansehen in der Theater- und Festspiellandschaft ist auf sein Ringen um künstlerische Qualität, zeitgemäße Themen, verbunden mit hohem Unterhaltungswert, zurückzuführen. Er hat durch aufsehenerregende Inszenierungen, neue Stückentwicklungen, die Erschließung des Stiftsparks als Foyer im Grünen, die neue Bestuhlung im Zuschauerraum und prominent besetzte Schauspielensembles bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Seiner Familie gilt unser tiefstes Mitgefühl", so ein erstes Statement von Joern Hinkel, Wedels gutem Freund und Nachfolger als Intendant bei den Bad Hersfelder Festspielen.

Wedel widersprach den Vorwürfen zeitlebens

Eine Sprecherin der Festspiele teilte Anfang 2018 mit, dass sich Wedel wegen einer Herzattacke in einem Krankenhaus aufhalte. Dem vorausgegangen war ein Artikel im "Zeit"-Magazin, in dem mehrere Schauspielerinnen Wedel sexuelle Übergriffe, bis hin zur Vergewaltigung, vorwarfen. Darunter waren unter anderem Jany Tempel und Patricia Thielemann. Wedel war der erste prominente Deutsche, gegen den in der #metoo-Bewegung öffentlich solche Vorwürfe vorgebracht wurden. Dieter Wedel bestritt seinerzeit die Vorwürfe per eidesstattlicher Erklärung. Mit seinem Tod ist auch das Strafverfahren gegen den Ex-Intendanten beendet. Seit 2018 war Wedel nicht mehr öffentlich aufgetreten und lebte zurückgezogen, unter anderem auf der spanischen Insel Mallorca.

Im Jahr 2018 wollte Wedel als Intendant das von ihm geschriebene Stück "Karlos-Komplott" nach Friedrich Schiller aufführen. Stattdessen wurde "Peer Gynt" von Henrik Ibsen bei den Bad Hersfelder Festspielen dargeboten. 2017 hatte Wedel als Regisseur und Autor "Luther - Der Anschlag" auf die Bühne gebracht, 2016 war es "Hexenjagd" von Arthur Miller. In den Wedel-Jahren verzeichneten die Bad Hersfelder Festspiele Besucherrekorde.

Im Jahr 2019 hatte es eine Debatte um einen Brief der Hessischen Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Bündnis'90/Die Grünen) gegeben, in der die Ministerin eine Rückkehr Wedels nach Bad Hersfeld "für nicht vertretbar" halte (OSTHESSEN|NEWS berichtete). 

Erfolgreicher Filmemacher

Dieter Wedel wuchs in Frankfurt/Main auf. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählte er zu den erfolgreichsten deutschen Film- und Fernsehregisseuren. Seine TV-Mehrteiler "Der große Bellheim" (1993), "Der Schattenmann" (1996), "Der König von St. Pauli" (1998) und "Die Affäre Semmeling" (2002) sahen Millionen Fernsehzuschauer. Wedel war von 2003 bis 2014 Intendant der Nibelungen-Festspiele in Worms. Mit sechs Frauen hat Dieter Wedel sechs Kinder, darunter einen Sohn mit der 2019 verstorbenen Schauspielerin Hannelore Elsner.

Mit den Fotos Dieter Wedels in unserem Beitrag erinnern wir an den stets charmanten Gesprächspartner, Freund der Prominenz, studierten Theatermann und vor allem den Mann, der den Bad Hersfelder Festspielen einen Stempel aufgedrückt hat, der auch unter seinem Nachfolger Joern Hinkel noch nachwirkt. (Christopher Göbel) +++

X