42 Prozent der Frauen

Nach Corona-Impfung: Kurzzeitig unregelmäßige Periode kann auftreten

Corona-Impfungen können sich kurzzeitig auf die Periode auswirken.
Symbolbild: O|N

20.07.2022 / REGION - Seit zwei Jahren wird gegen das neue Corona-Virus geimpft. Milliarden von Impfstoffdosen wurden verteilt und aktuell haben circa 66 Prozent der Weltbevölkerung zumindest eine Dosis eines der weltweit zugelassenen Impfstoffe erhalten. Solch eine hohe Zahl ermöglicht, potenzielle seltene Nebenwirkungen der Impfungen nahezu in Echtzeit zu erforschen und somit die Sicherheit der eingesetzten Impfstoffe zu erhöhen. Am Beispiel der angepassten Impfempfehlung aufgrund von häufiger auftretenden Sinusvenenthrombose nach der Gabe des Impfstoffes von AstraZeneca konnte das System seine Effektivität beweisen.



Kurz nach dem Start der weltweiten Impfkampagne tauschten sich Frauen auf Social-Media-Plattformen über Unregelmäßigkeiten der Regelblutung nach der Impfung aus. Auch bei den Gesundheitsbehörden häuften sich entsprechende Berichte. Dies rief Dr. Kathryn Clancy von der Universität Illinois und Dr. Katharine Lee von der Tulane Universität auf den Plan, der Sache nachzugehen. Im wissenschaftlichen Magazin "Science Advances" veröffentlichten Dr. Katharine Lee und ihr Team nun eine Studie in der 39.129 vollständig geimpfte Frauen zu ihrer Menstruation befragt wurden.

Bis zu 42 Prozent der geimpften Frauen erlebten Unregelmäßigkeiten der Periode

Die Frauen, die angegeben haben, eine sehr regelmäßige Monatsblutung zu haben, hatten in 42 Prozent der Fälle kurz nach der Impfung eine stärkere oder unregelmäßige Blutung. Auch Frauen, die aufgrund des Alters oder einer Medikamenteneinnahme keine Blutung mehr hatten, berichteten teilweise von Blutungen. Unter den Probandinnen befanden sich auch Frauen in der Menopause und Transpersonen.

Blutungen normalisierten sich nach einiger Zeit wieder

Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass die Veränderungen des Zyklus häufig und im Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind. Gleichzeitig wurden sie als ungefährlich und von zeitlich kurzer Dauer beschrieben. Das Auftreten war unabhängig vom eingesetzten Impfstoff. Die Studie konnte außerdem zeigen, dass die Impfung keinerlei Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Gebärfähigkeit der Frauen hatte. Dies war bereits in zahlreichen anderen Studien widerlegt worden. Wichtig war es aber den Autorinnen zu betonen, dass man mit Ereignissen nach einer Impfung offen umgehen müsse, um das Vertrauen in die Medizin zu stärken. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut hatte nach ersten Berichten über Menstruationsunregelmäßigkeiten zunächst einen Zusammenhang mit der Impfung als unwahrscheinlich eingeordnet.

Alle Impfungen können Regelzyklus kurzzeitig stören

Das Immunsystem hat unmittelbare Auswirkungen auf den Hormonhaushalt des Körpers. Auch nach anderen Schutzimpfungen, zum Beispiel der gegen HPV (ein Auslöser des Gebärmutterhalskrebses), kommt es daher in einigen Fällen vorübergehend zu Menstruationsunregelmäßigkeiten. Auch bei Infektionen mit Covid-19 wurde von Unregelmäßigkeiten beim Zyklus berichtet. Die genauen biologischen Mechanismen, die hinter dem Phänomen stecken sind noch nicht bekannt. Die Forschenden vermuten eine Auswirkung der Immun- und Entzündungsreaktion nach einer Impfung auf die Hormonachsen, die den Zyklus steuern. Weiterhin gehen sie davon aus, dass ältere Frauen und Frauen, die schon Kinder haben, sensibler auf Impfungen reagieren. Auch die Endometriose mache eine Reaktion wahrscheinlicher.

Zulassungsstudien neuer Medikamente werden häufig kritisiert, da sie selten die Auswirkungen neuer Medikamente auf den sensiblen weiblichen Zyklus untersuchen. Das noch junge Feld der Gendermedizin befasst sich intensiv mit dieser Problematik. (Adrian Böhm) +++

Das Original der Studie finden Sie hier: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abm7201



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