Späte Talkrunde
Wenn Nachteulen aus dem Nähkästchen plaudern
Fotos: Christopher Göbel
19.07.2022 / BAD HERSFELD -
Die ersten Gäste der Neuauflage der spätabendlichen Talkrunde "Nachteulen" bei Dominic Mäcke waren am Samstagabend der Schauspieler Mathias Schlung und der Tänzer Jurriaan Bles. Schlung steht in diesem Jahr als erfolgloser Dichter Pierre Gringoire in "Notre-Dame" auf der Festspielbühne, Bles ist Dance Captain im Festspiel-Musical "Goethe!"
Die "Nachteulen" gibt es seit 2016. Unabdingbares Mittel zum Lockern der Zungen ist der Haselnussschnaps, den der Gastgeber allen, die auf seiner blauen Couch Platz nehmen, kredenzt. Im Kapitelsaal des Bad Hersfelder Museums lockte Mäcke durch heiteren Plausch so manches Geheimnis aus seinen Gästen, was vom kleinen, aber feinen Publikum bei der ersten Veranstaltung in diesem Jahr mit Neugier, Humor und Erstaunen zur Kenntnis genommen wurde.
Theaterprojekt mit Bad Hersfelder Jugendlichen
Bles arbeitet seit einigen Jahren mit Jugendlichen aus Bad Hersfeld zusammen in einem Theaterprojekt, aus dem unter anderem Aufführungen der "Vitalisnacht" und der Film "Lullusreise" entstanden sind. "Corona hat es nicht möglich gemacht, ein Theaterstück zu entwickeln", sagte Bles. So sei die Idee entstanden, die "Lullusreise" zu einem Film zu machen. In kleinen Gruppen sei gedreht worden, was vor allem Kindern und Jugendlichen, die aus Scham oder Angst auf einer Bühne nicht im Vordergrund stünden, die Chance eröffnet habe, aus sich herauszugehen und vor der Kamera größere Rollen zu übernehmen. Dennoch hofft er, in Zukunft wieder in Workshops jungen Menschen das Theater näherbringen und die Ergebnisse live auf der Bühne präsentieren zu können.Wie die Jungfrau zum Kinde zur Pferdezucht gekommen
Abseits seines Jobs ist Bles zu einer Zuchtstute gekommen. "Ich habe keine Ahnung von Pferden", gab er offenherzig zu. Und doch hat seine Stute bereits Nachkommen produziert ("Sie glauben gar nicht, was Hengstsperma kostet!"). Und dabei waren seine ersten Erfahrungen mit Pferden nicht die positivsten: "In den Vogesen sah ich ein Pferd auf einer Weide stehen. Ich dachte mir: Da setze ich mich einfach drauf, das gibt ein tolles Foto". Pustekuchen: Das Pferd wollte nicht und Bles brach sich beim Sturz vom Rücken desselben beide Handgelenke. Sieben lange Monate habe es gedauert, bis er langsam wieder einsatzfähig war. "Ich konnte eine Tanzpartnerin dann zwar in die Luft werfen, aber sie nicht wieder auffangen", lacht der Niederländer. Wer Interesse an seinen Pferden hat, dem würde er sie übrigens sofort verkaufen."Ich würde es auch ohne Geld tun"
"Meine Ziele sind weniger edel, hilfreich und gut", meinte Mathias Schlung. Er hoffe darauf, nach Corona weiter in seinem Beruf arbeiten zu können, der für ihn mehr eine Berufung ist. "Ich würde das, was ich mache, auch ohne Bezahlung tun", verriet der sympathische Darsteller. Festspielintendant Joern Hinkel, der im Publikum saß, steckte sich bei dieser Aussage schnell die Finger in die Ohren und sang "lalala". "Aber ich habe Agenten, die für mich verhandeln", fügte Schlung schnell hinzu.Nach rund eineinhalb Stunden - und damit um 1.30 Uhr nachts - endete die erste unterhaltsame "Nachteulen"-Runde in dieser Festspielsaison. "Es war unfassbar toll mit Euch", lobte Gastgeber Dominic Mäcke seine drei Gäste. In zwei Wochen lädt er wieder ein. Wer dann auf seiner Couch Platz nehmen und einige Gläschen des Haselnusschnapses goutieren darf, wird jetzt noch nicht verraten. (Christopher Göbel) +++