Wenn Kirchenmusik rockt

Popkantor Matthias Weber bringt Rock, Pop und Gospel in die Gottesdienste

Popkantor Matthias Weber
Fotos: Privat

17.07.2022 / HERINGEN (W.) - Kirchenmusik hat eine lange Tradition. Von den gregorianischen Gesängen über Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart oder Krzystof Penderecki - um nur einige wenige zu nennen - haben sich viele Komponisten mit geistlicher Musik beschäftigt. Doch auch Musik ist einem steten Wandel unterzogen. Und so gibt es auch Popkantoren in der evangelischen Kirche. Einer davon ist Matthias Weber, der an der Heringer Stadtkirche arbeitet.



"Eigentlich mache ich alles, was andere Kantoren auch machen", erzählt Mathias Weber. Doch statt der erwähnten klassischen Komponisten erklingen in den Gottesdiensten der Heringer Stadtkirche mit Pfarrer Thorsten Waap oft auch kirchliche Lieder der Moderne, oftmals aus dem EGplus, das die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) im Jahr 2017 erstmalig herausgebracht hat.

Mit seiner Kantorei singt er hauptsächlich Lieder aus dem EGplus. "Nach der Coronazeit sind wir etwa 20 Sängerinnen und Sänger. Wir müssen uns derzeit neu orientieren." Weber leitet auch weitere Chöre wie "Colours of Music" oder das Projekt "Kreuz und quer" mit SängerInnen aus dem gesamten Kirchenkreis Hersfeld. "Wir sind schon bei Kirchentagen und anderen Festlichkeiten aufgetreten", erzählt der Popkantor.

Weber stammt aus Obersuhl und lebt heute mit seiner Familie auch wieder in der alten Heimat. Im schleswig-holsteinischen Rendsburg studierte er sieben Semester Popularmusik und machte den B-Kantorenschein. In Flensburg war er Popkantor in der Jugendkirche und in den 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts tourte er mit seiner Band "Ichtys" durch die Lande.

Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden

Der Popkantor ist nicht nur auf seine Arbeit in der Stadtkirche Heringen beschränkt. In Zusammenarbeit mit anderen KirchenmusikerInnen und KantorInnen gestaltet er Informationstage zum EGplus. "Wir haben mit den KollegInnen beispielsweise einen EGplus-Tag veranstaltet. Verschiedene Ensembles haben dabei Lieder aus dem neuen Gesangbuch vorgestellt", so Weber. Er empfiehlt, "immer mal wieder" in den Gottesdiensten im Kirchenkreis ein Lied aus dem EGplus in die Gottesdienst-Agenda aufzunehmen. "Bei unbekannteren Liedern sollte die Melodie erst einmal vorgestellt werden", rät er. "Aber das ist auch bei weniger bekannten Liedern aus dem evangelischen Gesangbuch keine schlechte Idee."

Er selbst bezeichnet sich als Bach-Fan. "Der Übergang zwischen sogenannter E- und Popularmusik ist oft fließend", so Weber. "Die Gemeinde in Heringen ist sehr modern eingestellt und unser Pfarrer ist selbst Liedermacher. Die musikalische Ausstattung in der Heringer Stadtkirche mit Orgel, Konzertflügel, zahlreichen Mikrofonen und technischen Mitteln belegt die moderne Einstellung der Gemeinde.

Pop-Oratorium in der Planung

Sein neuestes Projekt ist das Werk "Jesaja - Der lange Weg in die Freiheit" von Hartmut Naumann, in dem die Geschichte des Volkes Israel und dessen Gefangenschaft in Babylon beschrieben wird. "Ich habe das Pop-Oratorium im Tenor bei seiner Uraufführung in Hamburg mitgesungen", erzählt Weber. Der Komponist Naumann wird bei der Aufführung in Heringen den Jesaja singen. Für das Projekt sind bereits rund 60 SängerInnen aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg, dem Werratal und Thüringen dabei. "Wer noch mitmachen möchte, kann sich gerne bei mir melden." Weber ist unter jesaja@gospel-heringen.de erreichbar. "Das Projekt ist konfessionsübergreifend", sagt er. Eine Band ist ebenfalls dabei und Ulrike Wahren übernimmt die weibliche Solistenrolle. Aufführungen sind Anfang November in Heringen und Melsungen geplant, eventuell auch im Hünfelder oder Geisaer Raum. Infos zu anstehenden Proben gibt es auch auf der Facebook-Seite des Popkantors. Geprobt wird üblicherweise sonntags.

Die Kirchengemeinde bietet auch einen eigenen Youtube-Kanal an, auf dem unter anderem Gottesdienste per Livestream im Internet mitgefeiert werden können. "Das ist für Exil-Heringer ein Stück Heimat", so Weber. Das nächste größere Ereignis der Gemeinde ist das 50-jährige Jubiläum der Neugestaltung der Stadtkirche vom 15. bis 17. Juli. Das Programm dazu findet sich unter www.ev-kirche-heringen.de. (Christopher Göbel) +++

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