Pilotversuch ist bundesweit Vorreiter
Hessen startet neues Schulfach "Digitale Welt"
Symbolbild: Pixabay
11.07.2022 / WIESBADEN - Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche und erfordert auch von der Pädagogik innovative Weichenstellungen. Im neuen Schuljahr startet Hessen deshalb mit dem Pilotprojekt "Digitale Welt" die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs. "Unser Pilotprojekt legt den Grundstein zum Aufbau eines neuen Schulfachs für das digitale Zeitalter – und geht dabei weit über den bekannten Informatikunterricht hinaus", erklärten Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus heute zur Vorstellung in Wiesbaden.
Bei dem neuen Pilot-Schulfach, das ab September ein Schuljahr lang in zwölf weiterführenden Schulen mit rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe 5 erprobt wird, steht die direkte Anwendung im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler lernen in zwei freiwilligen zusätzlichen Schulstunden je Woche anhand konkreter Aufgaben unter anderem aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie informatische Grundlagen wie Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen kennen. Zudem greift das Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung auf. "Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können", ergänzte Lorz.
Land kooperiert mit Hasso-Plattner-Institut
Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität in Frankfurt wissenschaftlich begleitet. Eine Evaluation findet parallel statt. Dazu erklärte Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering, dessen Institut an der Konzeption und Ausarbeitung der Unterrichtsinhalte beteiligt war: "Es ist ungeheuer wichtig, dass wir die digitale Welt und Schlüsseltechnologien zumindest in Grundzügen verstehen. Wir alle benötigen ein digitales Grundverständnis, damit wir uns auch in der digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbestimmt bewegen, ihre Vorteile nutzen und sie mitgestalten können, was besonders für die ökologischen und ökonomischen Bereiche von Bedeutung ist. Die Grundlagen sollten schon früh in den Schulen vermittelt werden. Die Einführung von ‚Digitale Welt‘ in Hessen ist daher ein wichtiger und richtiger Schritt und hoffentlich Vorbild auch für andere Bundesländer in Deutschland. Als HPI freuen wir uns, unsere langjährige Expertise in der digitalen Bildung, der Nachwuchsausbildung von IT-Spezialisten und agilen Methoden in diesem wichtigen Pilotprojekt einbringen zu können."Schulen arbeiten mit an den Inhalten
Bei den Pilotschulen handelt es sich um allgemeinbildende Schulen verschiedener Schulformen, die im Bereich der digitalen, ökonomischen und ökologischen Bildung bereits sehr aktiv sind. Die teilnehmenden Lehrkräfte werden vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet. Sie arbeiten zudem an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mit und vernetzen sich beispielsweise zum Austausch über gelungene Formate. Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant. Nach einer Evaluation wird entschieden, ob und in welcher Form das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt werden könnte. "Gerade, weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln – in dieser Form ist das auch ein Novum", erklärte der Kultusminister.Eine der teilnehmenden Pilotschulen ist die Freiherr-vom-Stein-Schule in Hünfelden-Dauborn. Schulleiterin Judith Lehnert sagte zur Teilnahme: "Die Idee des neuen Pilotprojekts ‚Digitale Welt‘ greift die Zukunftsthemen der Kinder und Jugendlichen auf. Als eine der ausgewählten Pilotschulen sehen wir die Chance darin, den wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit mit unseren langjährigen Erfahrungen im Bereich der Informatik und Digitalisierung zu verknüpfen. Wichtig erscheint mir die Durchführung anwendungs- und handlungsorientierter Projekte, um den Schülerinnen und Schülern motivierend die erforderlichen und gewünschten Kompetenzen und Fähigkeiten zu vermitteln. Eine spannende Herausforderung!"
Folgende zwölf Schulen nehmen zum Schuljahr 2022/23 teil:
- Solgrabenschule Bad Nauheim
- Brüder-Grimm-Schule Eschwege
- Adorno-Gymnasium Frankfurt
- Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt
- Philipp-Reis-Schule Friedrichsdorf
- Heinrich-Böll-Schule Fürth
- Prälat-Diehl-Schule Groß-Gerau
- Hohe Landesschule Hanau
- Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden-Dauborn
- Georg-August-Zinn-Schule Kassel
- Richtsbergschule Marburg
- Albert-Einstein-Schule Schwalbach (pm) +++