Per Bike-Konvoi zurück auf den Hoherodskopf

"Wir tragen das Wasser von Frankfurt wieder in den Vogelsberg"

Der Nidda-Stausee in Schotten - auch hier hat der Wasserpegel aufgrund der langanhaltenden Trockenperiode abgenommen.
Fotos: Luisa Diegel

08.07.2022 / REGION VB - Anhaltende Hitze und Trockenheit, seit Mitte Juni gilt im Vogelsbergkreis ein Wasserentnahmeverbot: Ja, das Wasser im Vogelsberg ist knapp. Und das nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen und wenig bis gar keinen Niederschlägen, sondern auch, weil der Vogelsberg Frankfurt zu etwa 35 Prozent mit Wasser versorgt.


Bei einem Aktionstag am 16. Juli soll ein Teil davon wieder zurück in die Vulkanregion kommen, "wir tragen das Wasser von Frankfurt zurück in den Vogelsberg", heißt es vonseiten der Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die sich mit anderen Organisation und Verbänden für diese Aktion zusammengetan hat. "Das Wasser wird in Frankfurt von der Mündung der Nidda in den Main in Nied, vom Wasserpark im Nordend und aus anderen Stadtteilen zum Alten Flugplatz in Kalbach/Bonames gebracht. In eigenen Wasserflaschen können Mitmachende das Wasser einen oder mehrere Streckenabschnitte weitertragen und übergeben."

Nachmittags wird das gesammelte Wasser dann via Bike-Konvoi auf den Hoherodskopf transportiert und in der Nidda-Quelle zurück übergeben. 

70 Prozent der Wasserquellen sind trocken

Der Grund für die Aktion liegt auf der Hand: "Der Klimawandel und die drei trockenen Sommer haben den Naturraum im Sommer drastisch verändert. Fehlende Schneeschmelzen, eine zu schnelle Abnahme der Regenfälle, aber vor allem auch der Wasserexport nach Frankfurt haben dazu geführt, dass im Vogelsberg inzwischen bis zu 70 Prozent der Quellen trocken sind", warnt die Schutzgemeinschaft Vogelsberg. Nur noch sechs bis acht Prozent der Niederschläge kommen überhaupt im Grundwasser an. Umweltschützer schlagen Alarm: "Trotz dieser bedrohlichen Situation für Wald und Anbauregion fördert der Vogelsberg Trinkwasser nach Frankfurt und deckt dort fast 40 Prozent des Wasserbedarfs ab - und das, obwohl die Stadt inzwischen über mehr Wasservorkommen und Möglichkeiten der Wiederaufbereitung verfügt, als das Gewinnungsgebiet selbst."

Die Aktion am nächsten Samstag soll die Brisanz dieses Themas in den Fokus stellen: Ein Schulterschluss zwischen großen Umweltschutzverbänden, Vereinen, Kommunen, Unternehmern und Bürger aus dem Vogelsberg soll "auf die dringend notwendigen Veränderungen in der Wasserversorgung und die besorgniserregende Situation im Vogelsberg und anderen Gewinnungsgebieten aufmerksam machen". 

"Spitzenmengen an Trinkwasser vergeudet"

Denn: "Bei den Verursachern des Fernwasserexports werden gerade im Sommer regelmäßig Spitzenmengen an Trinkwasser vergeudet. So unternimmt besonders Frankfurt, trotz vieler Aufforderungen und gegenteiliger Ankündigungen, nichts Greifbares, um seine Liefergebiete zu entlasten, sondern bewirkt mit seinen Forderungen nach Zusatzwasser genau das Gegenteil." Das Absurde daran sei der Wasserreichtum der Stadt, den sie in ihrem eigenen Wasserkonzept nachgewiesen habe und der sich nutzen ließe. "Doch da sich gerade im Sommer mit billigerem Importwasser viel bessere Geschäfte machen lassen, wird hoch anstehendes Grundwasser in Frankfurt lieber in den Kanal gepumpt als in Toiletten oder Bewässerungszisternen."

Ziel der Aktion ist es, dass die im Leitbildprozess für ein neues Wassermanagement des hessischen Umweltministeriums verankerten Ziele politisch verantwortungsvoll umgesetzt werden. "Allein ein Drittel des kostbaren Trinkwassers verrinnen durch Toilettenspülungen. Mit dem Wasserlauf wollen wir alle gemeinsam zeigen, dass neue Methoden in der Wasserversorgung vorhanden und unumgänglich sind."

Wer bei der Aktion am 16. Juli mitmachen möchte, kann Kontakt mit dem Team der Schutzgemeinschaft aufnehmen. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.wasserlauf-2022.de. (ld) +++

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