Fahrt von "Bad Brückenau hilft!"
An die ukrainische Grenze: Vom großen Leid bis hin zu strahlenden Kinderaugen
Fotos: Dirk Stumpe
04.07.2022 / BAD BRÜCKENAU -
Ein Geisterfahrer, tausende ankommende Menschen, kilometerlangen Staus, ein Container für Carmen, drei Dalmatiner und strahlende Kinderaugen... Zur 8. Hilfsmission von "Bad Brückenau hilft" an die ukrainische Grenze starteten am Freitag acht Freiwillige des Vereins. Alle, die die Beiträge in den sozialen Medien und auf der Website www.brkhilft.org verfolgen, wussten, dass sich BRKhilft einiges vorgenommen hatte. Ob die großen Pläne aufgegangen sind und mit welchen neuen Herausforderungen die Mannschaft um Christian Wirth und Dirk Stumpe diesmal konfrontiert wurden, erfahren Sie hier.
Mit einer Vorbereitungszeit von nur 3 Wochen konnten der Verein mithilfe von Christian Wirth einen gebrauchten Lagercontainer ausfindig machen, diesen kaufen und mithilfe des Team-Mitglieds Bernd Bundschuh aus Miltenberg auf einem speziellen Anhänger in Richtung Przemyśl transportieren. Bereits am Freitag früh um 7:30 Uhr startete er mit Siegbert Henz aus Oberleichtersbach. Das restliche Team machte sich mit zwei weiteren Fahrzeugen voller Hilfsgüter und vier ukrainischen Passagieren an Bord um 12 Uhr auf den Weg ins über 1.000 Kilometer entfernte Machowa, wo die Crew in einem Hotel ein paar Stunden schlafen und etwas Kraft tanken konnte.
Roller, Bobbycars, Fahrräder
Am Samstag früh ging es dann weiter nach Przemyśl zum dortigen Ankunftszentrum. In einer kräftezehrenden, mehrstündigen Aktion entluden die Helfer den Container, richteten Regale darin ein und überreichten die vielen Spenden aus Bad Brückenau und Umgebung an Carmen, die das Kinderhilfsprojekt "Piece of Peace Playground" ins Leben gerufen hat. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die vielen Roller, Bobbycars, Fahrräder, Hüpftiere und vieles mehr. Carmen hat sich riesig über die Unterstützung gefreut und nochmal ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Hilfsbereitschaft alles andere als normal ist.Verpflegungsstand aufgebaut
Auf dem Weg zum Grenzübergang
Die Dolmetscherin Larisa Kisliak machte sich mit Sebastian Kippes und Markus Bug auf den Weg zum Grenzübergang Medyka. Auf dem Weg dorthin fuhren sie an einer etwa 20 Kilometer langen Blechlawine vorbei, ein Stau vor dem Grenzübergang Medyka. Meistens gebrauchte Fahrzeuge, die im Ausland gekauft und aktuell in die Ukraine transportiert werden. Aufgrund einer durch den Krieg bedingten Sonderregelung entfällt derzeit der horrende Einfuhrzoll auf ausländische Fahrzeuge. Einen Schreckensmoment erfuhren die Insassen des Hilfsbusses, als ihnen plötzlich auf der Autobahn auf der rechten Spur ein Fahrzeug entgegenkam. Es ist glücklicherweise nichts passiert.Die Ukrainerin Lidiia, die seit ein paar Wochen in Oberbach lebt, fuhr mit den Freiwilligen aus Bad Brückenau zur Grenze, um dort ihre drei Kinder abzuholen und in Sicherheit zu bringen. Ihr war es wichtig, zuerst eine Wohnung und einen Job in Deutschland zu finden, bevor sie die Kinder holt. Ihr Mann brachte die 7-, 9- und 17-jährigen Kids zur Grenze und die Familie konnte sich glücklich in die Arme nehmen. Auffällig war auch diesmal, wie viele Menschen sich aktuell immer noch auf die Rückreise in ihre Heimat begeben, obwohl der Krieg in vielen Teilen des Landes immer schlimmer wird.
Das gesamte Team machte sich gegen 16 Uhr auf den Weg in das 450 Kilometer entfernte Opole, hier übernachtete es nochmals mit den ukrainischen Gästen in einem schönen und ruhigen Hotel. Am Sonntagabend kamen dann alle erschöpft von einer staureichen Fahrt bei über 30 Grad in Bad Brückenau an.
Zurück Zuhause
Noch am selben Tag erreichten die Helfer wirklich bewegende Nachrichten aus Przemyśl, die in gewissen Details an die Anfänge des Krieges erinnern. Vor Ort kommen aktuell täglich tausende Menschen an, die Behörden sind völlig überlastet, das Ankunftszentrum überfüllt, völlig erschöpfte Menschen liegen in den Gängen des Bahnhofs auf den blanken Böden, um sich etwas zu erholen. Die Volunteers vor Ort arbeiten rund um die Uhr, um die Menschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. Am liebsten würde das Team aus Bad Brückenau sofort wieder in die Busse einsteigen und losfahren. Sie beobachten die Lage vor Ort ganz genau und es ist durchaus möglich, dass sie eine sehr spontane Hilfsaktion starten, um die Freiwilligen in Przemyśl zu unterstützen und den vielen Frauen, Kindern und älteren Menschen zu helfen.Sollte sich die Lage hoffentlich schnell entspannen, wird BRKhilft in etwa vier Wochen die nächste Mission starten. Diesmal unterstützen sie erneut intensiv das Krankenhaus in Kamjanez mit medizinischen Hilfsgütern, die überwiegend gekauft werden. Das Team hat sich für die nächste Hilfsmission sehr große Pläne und Ziele gesetzt, über die auf der Vereinshomepage und in den sozialen Medien in Kürze informiert wird. Unter anderem planen sie die Unterstützung beim Wiederaufbau einer funktionierenden Schule in bestimmten sicheren Regionen der Ukraine.
"Wollen ein Stück Normalität bieten"
Die Mannschaft aus unserer Region durfte am Wochenende ihren Teil dazu beitragen, dass eine Mutter ihre strahlenden Kinder wieder in den Arm nehmen durfte, von denen sie zum ersten Mal in ihrem Leben wochenlang getrennt war. Den Vater mussten sie in der Ukraine zur Verteidigung des Landes zurücklassen. Die Mutter ließ von der Dolmetscherin Larisa Kisliak ihre dankbaren Worte übersetzen. Sie sagte: "Ich danke euch allen von ganzem Herzen. Ich habe leider nicht viel Geld, das ich euch geben könnte. Ich werde für euch alle beten, ihr seid großartige Menschen."
Christian Wirth dazu: "So ein ehrlicher Dank macht uns alle viel glücklicher, als eine Handvoll Geldscheine. Und wir sind sehr dankbar, dass wir nun schon zum achten Mal solche großartigen Menschen kennenlernen und ihnen helfen durften. Wir sind uns einig, dass es immer weiter geht mit unserer Hilfe und wir freuen uns, dass es immer noch so viele Unterstützer gibt, ohne die unsere Hilfe in diesem Umfang nicht möglich wäre."
Auf der Vereinshomepage www.brkhilft.org, die durch Marco Bolzt aus Unterleichtersbach gepflegt wird, erhalten Interessierte regelmäßig neue Informationen zu den Aktionen des Hilfsvereins. Ab der siebten Mission wurde sogar ein Live-Ticker eingeführt, in dem auf den Fahrten ins Krisengebiet ständig aktuelle News abrufen können. Hier finden sich auch weitere wichtige Informationen und Ansprechpartner. (Hans-Peter Ehrensberger) +++