Veranstaltung der Reservisten
Afghanistan-Einsatz: "Es ist wie im Mittelalter, nur mit Handy"
Foto: Dieter Graulich
29.06.2022 / LAUTERBACH -
Wie kann man sich als Laie den Afghanisten-Einsatz der Bundeswehr vorstellen? Das wollten die Reservistenkameradschaft Lanzenhain genauer wissen und luden als Referenten Hauptfeldwebel d.R. Ronny Liebwehr ein. Liebwehr war im Jahre 2007 für sechs Monate in Afghanistan im Feldlager Masari-Sharif.
Der Zeitsoldat war zwölf Jahre bei der Bundeswehr und bei der einst in Nordhessen stationierten Panzerbrigade 14 überwiegend in Stabsverwendungen eingesetzt. In einem Vortrag gab der Referent zunächst einen Überblick über die geografische Lage und die klimatischen Verhältnisse des Einsatzgebietes. So sei die Bundeswehr im Norden des Landes eingesetzt gewesen und habe überwiegend die Ortskräfte, wie zum Beispiel eine Wäscherei, unterstützt.
"Wie im Mittelalter, nur mit Handy"
Bilder aus dem Lager Masari-Sharif zeigten unter anderen den Aufbau eines Krankenhauses, in dem auch zivile afghanische Menschen durch die Bundeswehr nach deutschem Standard behandelt wurden. Arztbesuche der einheimischen Bevölkerung seien fast unmöglich, da rund 80 Prozent der Ärzte in Kabul tätig seien. Liewehr verdeutlichte, dass die Menschen dort unter völlig anderen Umständen lebten: "Afghanistan ist wie im Mittelalter, nur mit Handy. Die Menschen sammeln Plastikflaschen und verbrennen sie, zwecks Wärmegewinnung".Als Gast nahm Oberst i.G. der Reserve Dr. Ulf Köster an der Veranstaltung teil. Er ist Reserveoffizier und im Bundesministerium der Verteidigung in der Abteilung Strategie und Einsatz als Referatsleiter beordert und zurzeit auch dort aktiv. Er war im Internet auf den Vortrag aufmerksam geworden und hatte sich dann bei Oberst d.R. Willi Dechert angemeldet, da er an diesem Tag in Hessen unterwegs war. Beide kennen sich schon seit über 20 Jahren und haben in verschiedenen Einheiten gemeinsam gedient. (gr) +++