Kritik von Osthessens Politiker

Kostenpflichtige Corona-Tests: "Passt nicht zur aktuellen Entwicklung"

Ab 1. Juli sind die Corona-Tests kostenpflichtig.
Symbolbilder: O|N / Carina Jirsch

28.06.2022 / REGION - Die Einführung kostenpflichtiger Corona-Test sorgt aktuell für viel Diskussion. Denn ab dem 1. Juli sollen Bürger nicht vulnerabler Gruppen dafür drei Euro zahlen. Die Entscheidung des Bundes sehen viele kritisch - so auch viele osthessische Politiker:



Dr. Jens Mischak, Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent im Vogelsbergkreis:

"In meinen Augen passt das nicht zur aktuellen Entwicklung. Wir haben stark ansteigenden Fallzahlen. Alle reden von der Sommerwelle. Und just zu diesem Zeitpunkt sollen die Tests kostenpflichtig werden. Das ist nicht nachvollziehbar.

Richtig ist aber auch, dass die Inzidenz nicht mehr der alleinige Gradmesser ist, angesichts milder Verläufe und geringer Hospitalisierung. Dennoch erhält man einen besseren Überblick über das Infektionsgeschehen, wenn sich möglichst viele Menschen testen lassen. Zu erwarten ist nun ein Rückgang der Testbereitschaft."

Thomas Hering, Mitglied des Hessischen Landtages (CDU):

"Es ist derzeit schwierig zu sagen, ob diese Entscheidung richtig oder falsch ist, denn es gibt gute Argumente für und gegen die kostenlosen Tests. Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass die Tests nun kostenpflichtig werden, da sie den Bund und damit auch den Steuerzahler eine Milliarde Euro pro Monat kosten. Das ist eine immense Summe, die anderswo im Staatshaushalt fehlt. Das kommt mir oft zu kurz und wird zu selbstverständlich gesehen.

Auf der anderen Seite gehe ich davon aus, dass sich dadurch weniger Menschen testen lassen und somit auch wieder Infektionen unerkannt verbreitet werden könnten. Mit Blick auf die oft ins Feld geführte Wintermonate kämen also wieder Irritationen und Diskussionen auf. Ungeachtet der Anzahl durchgeführter Bürgertests blieben selbst bei einem Rückgang der Testungen in Zentren Fixkosten für Personal und Einrichtung bestehen, so dass nur wenig Nettoersparnis für den Staat bliebe, ungeachtet des hohen Risikos unerkannter Infektionen. Dass der Kostenausgleich von den Ländern übernommen werden soll, halte ich für Unfug, denn dies würde zu einem hohen bürokratischen Aufwand und womöglich wieder zum Flickenteppich führen. Die Erfahrungen aus der Pandemie und den verschiedensten Reaktionen sollten uns Konfliktpotentiale abbauen lassen und auf Akzeptanz, Kooperation und besonnenen Umgang aller setzen lassen." (ld/nb) +++

Dr. Jens Mischak
Symbolbild: O|N / Hendrik Urbin
MdL Thomas Hering
Archivfoto: O|N/Carina Jirsch

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