Es geht nur im Zusammenspiel
"Wie wollen wir im Vogelsberg leben?": Ideen für bessere Lebensverhältnisse
Symbolbild: O|N / Laura Struppe
28.06.2022 / REGION VB - "Wie wollen wir im Vogelsberg leben?" lautete der Titel einer spannenden und informativen Veranstaltung, zu der die Kreisgruppe des Paritätischen Hessen im Vogelsberg ins Wartenberger Oval eingeladen hatte. Schließlich sind gleichwertige Lebensverhältnisse seit 2019 in der hessischen Verfassung verankert.
Zahlreiche Interessierte verfolgten die Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Ulrich Harteisen (Professor für Regionalmanagement), Dr. Jens Mischak (Erster Kreisbeigeordneter im Vogelsbergkreis), Silvia Brünnel (Landtagsabgeordnete der Grünen), Stefan Klöppel (Leiter des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe – Verkehr), Karola Günther (Regionalgeschäftsführerin Paritätischer Osthessen), Thomas Rudolph (Pädagogischer Leiter des Hauses am Kirschberg), Katja Diehl (Geschäftsführerin von Kompass Leben) und Kirsten Antritter (Leiterin Projekt "Leben am Weinberg"). Moderiert wurde die Veranstaltung von Nadine Lindner, Korrespondentin beim Deutschlandradio.
Demografischer Wandel bringt Herausforderungen
"Wir sind heute alle hier, weil es uns nicht egal ist, wie wir im Vogelsbergkreis leben", sagte Karola Günther zur Eröffnung der Veranstaltung. Der ländliche Raum im Vogelsberg stehe wegen des demografischen Wandels vor neuen Herausforderungen, "die es gilt, gemeinsam zu lösen". Infrastruktur, Digitalisierung und vor allem die Mobilität seien auf dem Land bekanntlich bei weitem nicht so gut entwickelt wie in der Stadt. Der Vogelsbergkreis verfügt über die drittgrößte Fläche aller Landkreise, ist allerdings am dünnsten besiedelt. Unzureichende Mobilität
Thomas Rudolph, Leiter der Jugendhilfeinrichtung Haus am Kirschberg, bemängelte die unzureichende Mobilität: "Junge Menschen mit Beeinträchtigung und ohne Führerschein haben Probleme, zu ihrer Ausbildungsstelle zu kommen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht ausreichen." Als Vorschlag, wie man das Problem lösen könnte, wies Rudolph auf das Azubi-Shuttle im Kreis Rhön-Grabfeld hin. "Das Projekt ist allerdings sehr kostenintensiv. Dafür brauchen wir Fördermittel", ergänzte Karola Günther. Mitgliedsorganisationen des Paritätischen im Vogelsberg hätten bereits eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die nach Lösungen sucht, um den ÖPNV im Vogelsberg zu stärken.Landtagsabgeordnete Silvia Brünnel erklärte, dass das Land im Jahr 2020 die Summe von 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt habe, um gleichwertige Lebensverhältnisse zu erreichen. Katja Diehl (Kompass Leben) machte deutlich, dass es an pädagogischen Fachkräften zur Betreuung von beeinträchtigen Menschen fehle. Das läge auch an der fehlenden Mobilität.
Es geht nur im Zusammenspiel
Um diese zu fördern, gehört auch der Ausbau eines E-Car-Sharing-Angebot und von Radwegen. An letzterem Projekt arbeitet Kirsten Antritter von Leben am Weinberg e.V. mit ihrem Sozialraumprojekt in Herbstein-Stockhausen. "Wir entwickeln das, was das Dorf braucht – und zwar gemeinsam mit allen Menschen mit und ohne Behinderung sowie allen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren vor Ort." Und genau das war auch die Kernbotschaft des Abends: "Ländliche Räume kann man nur im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung, sozialen Einrichtungen und den Bürgerinnen und Bürgern entwickeln", sagte Prof. Dr. Ulrich Harteisen.Ziel der Veranstaltung war es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass gemeinsam an Lösungen und Projekten gearbeitet werden muss, um die Lebenssituation im Vogelsberg zu verbessern. Und diese Botschaft kam bei allen an: Nach der Veranstaltung füllten alle Gäste fleißig Zettel aus, auf denen sie ihre Wünsche und Ideen für den Vogelsbergkreis notierten. "Die rege Anteilnahme und der Verlauf der Veranstaltung stimmen uns zuversichtlich. Wir konnten viele Ideen und Anregungen mitnehmen, auf denen wir gemeinsam aufbauen können", sagte Karola Günther abschließend. (pm) +++