"Betrieb geht ohne Einschränkungen weiter"
Trotz "sehr guten" Zustandes: Reha-Klinik Wüsthofen meldet Insolvenz an
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09.06.2022 / BAD SALZSCHLIRF -
Paukenschlag in Bad Salzschlirf (Kreis Fulda): Dort hat die angesehene Reha-Klinik Wüsthofen in der Lindenstraße Insolvenz angemeldet. Betroffen sind neben dem Hauptstandort auch das ambulante Zentrum in Fulda und damit insgesamt 151 Mitarbeiter. Aber: "Der Betrieb geht erst einmal ohne Einschränkungen weiter", erklärt die Insolvenzverwalterin Julia Kappel-Gnirs gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Die Entwicklung macht Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) betroffen: "Als wir letzte Woche davon erfahren haben, war das ein Schock", sagt er auf O|N-Nachfrage. "Die Nachricht ging im ganzen Ort rum wie ein Lauffeuer. Schließlich gibt es Wüsthofen hier schon seit über 120 Jahren und gehört damit zu den großen Traditionshäusern in Bad Salzschlirf."
Julia Kappel-Gnirs gilt als Kennerin der Gesundheitsbranche und arbeitet für die Frankfurter Anwaltskanzlei hww Hermann Wienberg Wilhelm, die auf Insolvenzen spezialisiert ist. Die finanzielle Schieflage sei unter anderem auch der Corona-Pandemie geschuldet, so die Rechtsanwältin: "Gerade in den ersten Monaten dieses Jahres gab es durch eigene Krankenstände weniger Personal, aber auch deutlich weniger Zuweisungen als sonst."
Gleich nachdem sie vom Amtsgericht Fulda als vorläufige Insolvenzverwalterin benannt worden war, habe sie sehr schnell mit den Mitarbeitern und den Zuweisern – den Trägern, die die Reha-Patienten schicken – gesprochen und bereits zukunftsweisende Perspektiven für den Weiterbetrieb entwickelt. "Die Stimmung auf der Mitarbeiterversammlung war verhältnismäßig gefasst. Die Mitarbeiter haben einen starken Zusammenhalt und ziehen an einem Strang." Denn grundsätzlich sei die Wüsthofen-Klinik in einem "sehr guten Zustand. Da ist alles modern und auf dem aktuellen Stand."
Die Beschäftigten haben bis April noch die regulären Gehälter erhalten. Für die Monate Mai, Juni und Juli übernimmt die Arbeitsagentur die Löhne über das Insolvenzausfallgeld. Julia Kappel-Gnirs: "Das gibt uns erst einmal hinreichend Zeit, das Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren. Danach sehen wir weiter." (mw) +++
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