Vom Straßenfahrer zum Rennfahrer

Spätstarter Felix Marzinzik will hoch hinaus

Felix Marzinzik in seinem Element
Fotos: Carina Jirsch

12.06.2022 / KÜNZELL - Felix Marzinzik ist der etwas andere Motorradrennfahrer. Während andere Motorsportler bereits im Kindesalter das erste Mal auf einer Maschine sitzen, begann der 17-Jährige erst vor einem knappen Jahr mit dem professionellen Rennsport. In dieser kurzen Zeit hat er es aber schon weit geschafft, fuhr unter anderem in Hockenheim und am Nürburgring und wird vom ADAC Hessen-Thüringen gefördert. Wo geht es für den Hünfelder also noch hin? Wenn es nach ihm selbst geht, ganz nach oben.



"Mein Ziel ist es, irgendwann mal in der Weltmeisterschaft zu fahren", sagt Marzinzik im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Wer dem 17-Jährigen zuhört, merkt schnell, dass er es vollkommen ernst meint. Sein Leben dreht sich seit einem knappen Jahr fast ausschließlich um den Motorradsport.

Nächstes Ziel: deutsche Meisterschaft 

Davor – und das ist das Ungewöhnliche – spielte dieser gar keine Rolle in seinem Leben. Im Alter von acht fuhr er für zwei Jahre mal Kart – das war's. Weitere Erfahrungen auf einer Rennstrecke sammelte er nicht. Erst als der damals 16-Jährige seinen Führerschein in der Tasche hatte und mit einer 125er-Maschine über die Straßen fuhr, erwachte die Leidenschaft für das Motorradfahren in ihm.

Seitdem läuft das Projekt "Vom Straßenfahrer zum Rennfahrer" auf Hochtouren. Die ersten Schritte auf dem Weg dorthin sind bereits gemacht. "Ich fahre mittlerweile ausschließlich auf Rennstrecken, als Nächstes will ich in einer professionellen Rennserie mitfahren", sagt Marzinzik. Aktuell fährt er im Regio-Cup, einer deutschlandweiten Amateurrennserie, er hofft aber, nächstes Jahr in die IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) wechseln zu können. Es wäre der vorläufige Höhepunkt der noch jungen Karriere.

Seine Startnummer ist das Geburtsjahr seiner Mutter 

Marzinzik investiert inzwischen alles in seine Leidenschaft – persönlich und auch finanziell. Der Schüler hat das Gymnasium nach der 12. Klasse verlassen und will sich nun unter anderem mit einem Online-Shop selbstständig machen, um Leidenschaft und Beruf unter einen Hut bringen zu können - und auch, um Geld für den teuren Rennsport zu verdienen. Denn noch ist Sponsorenunterstützung rar, die Kosten zahlen Felix und seine Mutter Sonja größtenteils aus eigener Tasche.

Und da kommt einiges zusammen. Allein die Antrittsgebühr für ein zweitägiges Event kostet schon mal 500 Euro, dazu kommen noch Kosten für Unterkunft, Transport und Reifen. Für ein Rennwochenende gehen so schnell schon mal über 1.000 Euro drauf. Ohne seine alleinerziehende Mutter wäre das für Marzinzik nicht zu stemmen. "Ohne sie hätte ich mit dem Sport gar nicht anfangen können. Sie ist meine größte Stütze. Deswegen starte ich auch mit der Nummer 75, ihrem Geburtsjahr."

Seine Mutter steht voll hinter ihrem Sohn – auch wenn es für sie manchmal nicht ganz leicht ist. "Als Mutter hält man natürlich immer die Luft an, wenn der Sohn so ein Hobby hat. Aber mir ist es lieber, er fährt auf einer Rennstrecke als im regulären Straßenverkehr." Inzwischen kann sie sich sogar schon an die Boxenmauer stellen, wenn ihr Sohn in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Start- und Zielgerade fährt.

Dort wird sie dann auch wieder am 14. und 15. Juni stehen, wenn der zweite Lauf im Regio-Cup auf dem Nürburgring ansteht. Im ersten Rennen auf dem Hockenheimring wurde er auf Anhieb Fünfter von 23 und verbesserte seine Zeit im Vergleich zu den Tests um mehr als vier Sekunden. "Wenn es so weitergeht, hoffe ich in der Saison noch auf Podestplätze", sagt Marzinzik. Die nächste Chance dazu bekommt er dann auf dem Nürburgring. (fh)+++

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