Erdbeer-Saison beginnt
Die Lust an den süßen Früchtchen ist ungebrochen
Helga Ratka (rechts) und Cindy Schade kommen jedes Jahr zum Erdbeerpflücken auf das Feld von Bauer Daube in Sorga.
Fotos: Göbel
08.06.2022 / REGION -
Die süßen Früchtchen, deren Saison gerade beginnt, sind in aller Munde. Nicht nur, weil sie derzeit auf den Feldern der Region reifen, sondern weil es mancherorts auch Probleme gibt. Einige Menschen verzichten wegen Inflation und Coronapandemie in diesem Jahr häufiger auf Erdbeeren oder kaufen lieber ausländische Produkte billiger beim Discounter oder im Supermarkt. Wie sieht es bei den Erdbeerbauern in Osthessen aus?
Laut "Handelsblatt" vernichten viele Erdbeerbauern ihre Ernte, da die Supermärkte nur noch Dumpingpreise bezahlen würden. Außerdem habe sich das Konsumverhalten laut Fred Eickhorst, Geschäftsführer der "Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer", seit Beginn des Ukrainekrieges verändert. Die Menschen würden eher Grundnahrungsmittel einkaufen, so das Blatt. In Osthessen zeigt sich bei den Erdbeerbauern ein anderes Bild.
Sebastian Würfl, Inhaber mehrerer Erdbeerfelder vom Rhein-Main-Gebiet bis in den Fuldaer Raum und im Vogelsberg, sieht die aktuelle Situation nicht anders als in den Vorjahren. "Eventuell haben wir zu viele Erdbeeren, wenn die Wetterbedingungen nicht optimal sind", so Würfl im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Bisher habe es keine größeren Schäden durch zu heißes oder zu kaltes Wetter auf seinen Erdbeerfeldern gegeben. Lediglich etwas mehr Regen könnten die roten Früchtchen gut gebrauchen. "Die Bestände sind überwiegend gut und wir erwarten eine schöne Ernte", so Würfl. Laut ihm sind die Preise für Erdbeeren im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Interessenten können auf einigen seiner Felder selbst mit Körbchen losziehen, um die rote Pracht zu pflücken. Wo das möglich ist, kann auf www.bauer-wuerfl.de nachgelesen werden.
Keine polnischen Erdbeerpflücker
Michael Kaiser, der etwa elf Hektar Erdbeeren in Breitenbach am Herzberg angebaut hat, sieht im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS ganz andere Probleme: "In diesem Jahr ist kein einziger Pflücker aus Polen zu uns gekommen", klagt er. Da dies absehbar war, hat er gleich weniger Erdbeeren angebaut. "Wir haben die Notbremse gezogen", so der Landwirt. Auch aus der Region seien keine Erntehelfer zu akquirieren gewesen. "Es schickt sich heute nicht mehr, auf einem Feld zu arbeiten", beklagt Kaiser.
Die Erdbeersaison beginnt gerade und Kaiser ist optimistisch, dass die Ernte in diesem Jahr gut ausfallen werde. Sein Betrieb vermarktet die Früchte zum einen Teil selbst im Hofladen und auf Wochenmärkten. Zum anderen Teil ist Kaiser Lieferant von "tegut". "Ich gehe von einer guten Ernte aus und bleibe optimistisch", so der Landwirt. Er bietet auch Selbstpflücken auf seinen Erdbeerfeldern an. "Unsere Erdbeer-Selbstpflückplantage ist wochentags von 7 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 7 bis 12 Uhr geöffnet", so Kaiser. Informationen zur Anfahrt gibt es unter der Nummer 06675/474.
"Der Handel zahlt zu kleine Preise"
Beim Bauernhof Daube in Sorga wurde der Anbau von Erdbeeren im Lauf der Jahre immer weiter reduziert. "Wir beliefern nur noch kleine Läden in der Umgebung. Ansonsten setzen wir auf das Selberpflücken", so Ingrid Daube gegenüber O|N. "Der Handel bezahlt immer niedrigere Preise für eine Schale Erdbeeren. Da rechnet sich ein größerer Anbau nicht", moniert sie. Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr betreibt sie den Hof mit ihrem Sohn, ansonsten fehlt es an Personal, "das ja bezahlt werden muss". Seit Pfingstsamstag ist das Erdbeerfeld zum Selbstpflücken geöffnet - und das Interesse ist groß. "Manche tragen ganze Körbe nach Hause", weiß Daube. Andere pflücken ein paar Schälchen. Die Erdbeeren seien in den vergangenen Wochen langsam gereift, jetzt gehe es ganz schnell. Das Erdbeerfeld in Sorga ist ausgeschildert. Weitere Informationen gibt es auf www.bauer-daube.de.
Interesse ist ungebrochen
"Zu uns kommen viele Stammkunden", sagt Irina Blackert von den "Ellenbacher Erdbeeren". Die Saison habe gerade erst begonnen, aber sie erwartet eine "sehr gute Ernte". Das Interesse am Selbstpflücken ist laut Blackert ungebrochen. "Die Leute kommen wie üblich aufs Feld und die Preise sind auch stabil geblieben." Eines versichert die Landwirtin: "Wir werden nichts von unserer Ernte vernichten. Es wird auf jeden Fall alles geerntet." Bis zum Ende der Saison Mitte Juli ist das Selbstpflücken auf den Feldern zwischen Nieder- und Oberellenbach von Montag bis Samstag von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr möglich, an Sonn- und Feiertagen von 15 bis 18 Uhr. Eine Wegbeschreibung findet sich auf www.ellenbacher-erdbeeren.de. (Christopher Göbel) +++