"Morgens Bestrahlung, nachmittags Kabinett"
Ein Abschied, der zu Tränen rührte: "Brückenbauer" Bouffier dankt den Hessen
Fotos: Hendrik Urbin
31.05.2022 / WIESBADEN -
Es war ein bewegender Abschied, bei dem Volker Bouffier und Ehefrau Ursula sichtbar mit den Tränen kämpften: Der "Brückenbauer" Bouffier wurde am Montagabend feierlich verabschiedet. Zu diesem Anlass sprachen in Wiesbaden vor rund 600 geladenen Gästen der stellvertretende hessische Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/die Grünen), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (die Linke) sowie der hessische Ministerpräsident selbst.
Bouffier sei und bleibe ein Konservativer und könne mitunter anstrengend sein. "Beispielsweise dann, wenn er uns an seiner reichhaltigen Lebenserfahrung teilhaben lässt. Aber er will wirklich Brücken bauen, Parteien zusammenbringen. Vielleicht braucht man genau diese Einstellung, um zu regieren."
Der schwarze Sheriff aus Wiesbaden, der Chef der Dregger-CDU: Das war die Wahrnehmung, die Deutschland von Dir früher hatte. Diese Fehleinschätzung hast Du mit deiner ersten Rede als Ministerpräsident widerlegt. Du hast Respekt vor der Position anderer und die Bereitschaft, deine eigene zu hinterfragen, um gemeinsam etwas zu bewirken. Wir können nur gemeinsam wachsen, wenn es mehr solche Geister gibt, wie Dich. Du hast gezeigt, wie CDU und Grüne gemeinsam regieren können. Genieße alles, was vor Dir liegt, vor allem Gesundheit."
Bouffier habe immer darauf geachtet, dass die neuen Bundesländer nicht unter die Räder kämen. "Ich betone, ich möchte Dir wirklich danken. Vor 32 Jahren ist etwas passiert was viele gehofft, manche geglaubt haben. Die innerdeutsche Grenze öffnete sich ohne einen Schuss, das hätte auch anders sein können." Die Solidarität der Hessen sei enorm gewesen.
"Vor 50 Jahren war er der Lackel eine Etage über mir, ich nur der kleine Dicke. Trotzdem warf er mir freundliche Worte rüber und meinte, geh doch einfach rüber! Das habe ich dann auch gemacht. Eigentlich bin ich der dienstälteste Aufbauhelfer von Volker Bouffier in Thüringen." Politisch hätte beide kaum mehr trennen können, dennoch sei Bouffier der Mann gewesen, der das Eis gebrochen habe, als Ramelow Ministerpräsident wurde. "Mit ihm konnte man sich nur wohlfühlen."
Ich habe immer versucht, Brücken zu bauen. Kompromissfähig zu sein, ist kein Mangel an Überzeugung oder gar Wankelmut: Es ist die Einsicht, manche Dinge nur so politisch umsetzen zu können. Blockaden bedeuten Stillstand, man muss immer versuchen, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu schaffen. Zumindest war das immer meine Überzeug, wenn ich das manchmal geschafft habe, freut mich das sehr.