"Dankbarkeit, aber auch große Sorge"
Kooperation Franziskaner-antonius: Zukunft des Frauenberg-Klosters unsicher
Halbzeitbilanz zum Kooperations-Projekt Franziskaner-antonius. V.l.n.r: In der ersten Reihe - Rainer Sippel (Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch), Pater Dr. Cornelius Bohl (Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz), Christoph Jestädt (Vorstand "Freunde des Frauenbergs"), Christian Bayer (Geschäftsführer der antonius : gemeinsam begegnen gGmbH), Pater Thomas (Seelsorger bei antonius und Mitglied des antonius-Führungsteams). Zweite Reihe: Jochen Arnaut (Schneiderei Frauenberg), Andreas Kanne (Vorstand "Freunde des Frauenbergs"), Samira Müller (Auszubildende Fachpraktikerin Flora Klostercafé), Bruder Gerhard (Guardian/Hausleiter des Konvents am Frauenberg) und Michaela Lengsfeld (Prokuristin der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch).
Fotos: mkr
31.05.2022 / FULDA -
Es ist ein wichtiges Wahrzeichen, hoch über den Dächern Fuldas: das Kloster Frauenberg. Seit 2017 besteht hier die Kooperation zwischen Franziskanern und antonius. Zeit für eine Zwischenbilanz des gemeinsamen Projekts "Zukunft Frauenberg". In einem Pressegespräch im Refektorium am Montagmittag kamen die entsprechenden Vertreter zusammen, um auf die bisherige Erfolgsgeschichte zu blicken. Gleichzeitig kam auch die Sorge um die Zukunft des Klosters zum Ausdruck. Denn fest steht: Dieser Kraftort voller Historie und Spiritualität braucht weitere Unterstützung.
Seit 785 Jahren leben und wirken Brüder des weltweiten Franziskaner-Ordens in Fulda, seit nun inzwischen 399 Jahren auf dem Frauenberg. Der Anstoß für das zehnjährige-Kooperationsprojekt sei damals von den Franziskanern ausgegangen. "Uns war bewusst geworden, dass wir diesen Ort in der bisherigen Form einfach aus eigener Kraft nicht mehr fortführen können", erinnerte sich Pater Dr. Cornelius Bohl, Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz. "Seitdem haben wir viel voneinander gelernt und Gutes ist geschehen." Antonius und Franziskaner verbinde dabei bereits eine rund 120-jährige Zusammenarbeit. Gemeinsame Werte wie ein christliches und wertschätzendes Menschenbild, Weltoffenheit, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit seien nur einige der vielen Schnittmengen. Von Beginn an hätten bei antonius Franziskaner-Brüder täglich als Seelsorger gewirkt. Einer von ihnen ist Pater Thomas, der nicht nur Seelsorger, sondern auch Mitglied im antonius-Führungsteam ist. "Ich bin seit 2019 der 21. in der Reihe der Franziskaner, die vom Frauenberg aus Seelsorger bei antonius waren. Mir geht es bei meiner Tätigkeit darum, den 'antonius-Geist' spürbar zu machen - also das Verbindende zwischen allen Menschen des Netzwerks und den Franziskanern."
Ort der Spiritualität und der Inklusion
Die lange geistliche Tradition am Frauenberg konnte bislang bewahrt werden. "Wir haben hier einen Ort der Spiritualität und Begegnung, aber auch ein Ort der Inklusion schaffen können", so Rainer Sippel, Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch. Aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht sei das Projekt Franziskaner-antonius ein Erfolg. Das Klostercafé FLORA konnte beispielsweise durch Spenden errichtet werden. "Die Betriebskosten werden dabei vollständig erwirtschaftet." Eine finanzielle Problematik mache sich jedoch an anderer Stelle bemerkbar. Die Franziskaner, denen vom Bischöflichen Stuhl als dem Eigentümer der Klosteranlage das Nutzungsrecht übertragen ist, tragen bis heute auch allein die Baulast der Gebäude. Sanierungskosten seien somit nicht abgedeckt. "Bei einem historischen Komplex dieser Größenordnung ist das eine gewaltige Verantwortung", konstatierte Sippel.
Zwei Partner allein würden für das Aufrechterhalten des Klosters nicht ausreichen. "Dafür braucht es mehr Schultern, auf die sich die Last verteilt. Es ist also an uns Fuldaern, den Franziskanern ein Signal zu geben, dass sie hier am Frauenberg gebraucht, unterstützt und wertgeschätzt werden." Vor allem in Hinblick auf Pfingsten gelte es, dies nochmal herauszustellen. "In diesem Zeitraum versammeln sich Franziskaner aus ganz Deutschland in Osnabrück zum 'Provinz-Kapitel'." Dabei entscheide sich, welche Orte künftig franziskanische Wirkungsstätte bleiben. "Die Brüder des Ordens sind eben nicht an einen Standort gebunden - das ist in der Tat keine Selbstverständlichkeit. Die Zukunft der Franziskaner ist hier nicht in Stein gemeißelt."
Vielfältige Begegnungsstätte - Unterstützer gesucht!
Rückhalt benötige es demnach aus der Bevölkerung sowie Stadt, Landkreis, Bistum und vielen mehr, damit die vielfältige Begegnungsstätte auch in den kommenden Jahren florieren kann. Das bisher Erreichte spricht jedenfalls für sich: Neben der Schaffung von über 100 Arbeitsplätzen für Menschen mit oder ohne Behinderung, ist zum Beispiel der "Hoch oben - Gottesdienst" immer wieder ein Highlight. Einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Klosters leistet bereits der Förderverein "Freunde des Frauenbergs", der schon über 190 Mitglieder umfasst. Sippel abschließend: "Wir möchten einfach das Bewusstsein bei den Bürgern stärken, damit der Schatz der Franziskaner uns noch lange erhalten bleibt." (mkr/pm) +++