"Viele haben besorgt nachgefragt"
Nach seinem angekündigten Rückzug: Gespräch mit Markus Meysner
Fotos: Carina Jirsch
27.05.2022 / FULDA -
Von der Frage, wann der richtige Zeitpunkt für eine mitunter wegweisende und das Leben beeinflussende Entscheidung sein kann, ist im Gespräch mit Markus Meysner sehr häufig die Rede. Der 56-Jährige hatte die Delegierten des CDU-Kreisparteitages am vergangenen Wochenende damit überrascht, zum 30. Juni sein Landtagsmandat niederlegen zu wollen. Dass er überdies nicht mehr als Fuldaer CDU-Kreisvorsitzender kandidieren würde, war bereits vorher bekannt gewesen. Während ihm in dieser Position der Erste Kreisbeigeordnete Frederik Schmitt folgt, wird Sebastian Müller aus Hofbieber das Mandat in Wiesbaden wahr- und übernehmen.
Der 56-jährige Meysner zeigt sich Tage später noch gerührt darüber, dass er von den Anwesenden des Parteitages mit "standing ovations" bedacht worden sei. Viele CDU-Freunde aus der osthessischen Region und der Landespolitik, aber auch Angehörige anderer Parteien hätten teils zutiefst besorgt nachgefragt, ob sie sich ernsthafte Gedanken machen müssten. Dazu Meysner: "Es gab für mich verschiedene Gründe für meine Entscheidungen. Dabei spielte eine große Rolle, dass mir mein gesunder körperlicher Zustand wichtiger ist als mein persönliches Ego. Aber um alle zu beruhigen – ich bin nicht sterbenskrank. Zudem wollte ich Sebastian Müller als meinem Nachfolger in Wiesbaden die Möglichkeit und den zeitlichen Vorteil geben, sich in seine neue Aufgabe einzuarbeiten, bevor wieder Landtagswahlen anstehen und er sein Mandat verteidigen muss".
Eingeweiht in seine Entscheidungen waren neben der Lebenspartnerin zunächst nur der engste Kreis an Vertrauten, darunter Fraktionsvorsitzender, Landrat und Erster Kreisbeigeordneter sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade für sie ist es Meysner wichtig gewesen, dass "es so weitergeht wie bisher". In einem längeren Gespräch hat er auch die Landtagsfraktionsvorsitzende Ines Claus mit seinen Überlegungen vertraut gemacht. Und natürlich musste am Samstag die "CDU-Familie" von seinen Plänen erfahren, "denn ohne die CDU wäre ich nicht das geworden, was ich geworden bin. Sie hat mich 21 Jahre lang durch meine hauptamtliche Arbeit getragen: Zwölf Jahre lang als Bürgermeister von Tann (Rhön) und dann neun Jahre lang als Landtagsabgeordneter". Es sei nicht einfach gewesen, den richtigen Zeitpunkt für den Rückzug zu erwischen, "aber ich bin überzeugt, ihn getroffen zu haben. Und wenn ich meine Gesundheit im Blick habe, dann muss ich egoistisch sein". Sein politisches Engagement sei schon sehr aufreibend: "Ich habe im Schnitt 72-Stunden-Wochen, im Jahr rund 360 Termine abends und am Wochenende, war alleine im März nur vier Tage daheim, fahre im Jahr rund 50.000 Kilometer und schlafe ein Drittel des Jahres in Hotels".
Der Noch-Landtagsabgeordnete hat Politik stets nicht nur mit Spaß und Freude, sondern auch mit einer gehörigen Portion Ehrlichkeit und der Fähigkeit verbunden, vor einer Entscheidung Dinge sorgsam abzuwägen. Man müsse Schwerpunkte setzen und dabei über den Tellerrand hinausblicken. Dies wolle er auch seinem Nachfolger in Wiesbaden mit auf den Weg geben, der zwar ein etwas anderer Typ sei als er, als persönlicher Referent von Landrat Bernd Woide aber viel Einblick in politische Prozesse habe. "Zudem ist Sebastian Müller Nebenerwerbslandwirt und kann damit eine Lücke füllen, die Kurt Wiegel aus Lauterbach nach seinem Rückzug in der Fraktion hinterlassen hat". Der neue CDU-Kreisvorsitzende Frederik Schmitt schließlich sei ein ausgewiesener Fachmann, Taktiker und hervorragender Organisator und könne sich auf das neugewählte Vorstandsteam absolut verlassen. Nicht umsonst sei die CDU seit Jahrzehnten schon die gestalterische Kraft in Stadt und Landkreis Fulda, stelle Landrat, Ersten Kreisbeigeordneten und 15 von insgesamt 23 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.
Bei alledem freue er sich auf das Genießen seines Zuhauses in Petersberg, auf ausgedehnte Spaziergänge mit Partnerin und den Hunden, auf Fahrten mit dem neuen Wohnmobil, auf Handwerkliches und auf eine Weiterentwicklung seiner Kochkünste. (Bertram Lenz) +++