Immer ein offenes Ohr
Mobile Jugendarbeit: "Räume bieten, aus denen Jugendliche verdrängt werden"
Symbolbilder: Pixabay
16.06.2022 / FULDA -
Die Arbeit mit jungen Menschen steht für Mara Farnung und Nezam Kiniki vom Streetwork Fulda im Fokus: Mit ihrem Team von der Mobilen Jugendarbeit Fulda sind sie genau dann zu Stelle, wenn Unterstützung und ein offenes Ohr gefragt sind. "Corona hat viele neue Probleme mit sich gebracht. Depression, Schulden, Vereinsamung. Diese Situation muss erstmal bewältigt werden. Ich denke, im Zuge dessen werden noch größere Probleme auf uns zukommen. Manche denken, mittels Drogen könnte man etwas aus der Gesellschaft ausscheren, dabei setzt man Gesundheit und Co. aufs Spiel - und kommt in noch schwierigerer Situationen des Alltags", so Kiniki im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
In der Innenstadt und am Aschenberg betreibt das Team akzeptierende Jugendarbeit. "Wir gehen an die Orte, an denen sich die Jugendlichen aufhalten, kommen mit ihnen ins Gespräch, lernen sie kennen. Wir wollen sie genau da abholen, wo sie sind, um unterstützen und begleiten zu können. Das heißt nicht, dass jeder von ihnen große Probleme hat, wir sind einfach für sie da und fördern die jungen Menschen auch", so der Streetworker. "In Vorbereitung ist die Ausweitung in Form eines Streetworkbusses, welcher dann verschiedene Standorte anfahren kann", verrät Mara Farnung die aktuelle Entwicklung.
Nach dem Kennenlernen geht es darum, Vertrauen aufzubauen und herauszufinden, was derjenige für ein Päckchen zu tragen hat. Anschließend wird geschaut, wie man Stück für Stück helfen kann. All das ist freiwillig: "Wenn jemand kommen möchte, helfen wir gerne - wenn nicht, ist das auch okay für uns. Unser sozialpolitischer Auftrag ist es, das Recht der Entfaltung und Selbstbestimmung für die Kids einzuhalten und zu fördern. Wir haben viel Wissen, sind gut vernetzt. Egal ob schulische Hilfe, Drogenberatung, der Besuch am Wohnungsamt oder anderes. Wir helfen so weit wir können und begleiten darüber hinaus zu Experten für die einzelnen Bereiche."
Projekte zusammen oder allein
Kommt es zum Kontakt mit einer Gruppe, die ein gemeinsames Problem beschäftigt, startet die Mobile Jugendarbeit ein Gruppenprojekt, das allen weiterhelfen soll. "Im Sommer lernen wir viele junge Menschen kennen, draußen ist etwas los und es ist leichter, aufeinander zuzugehen. Die intensive Arbeit mit den Gruppen sowie Einzelfallhilfe finden zwar auch in den Sommer-, aber meist eher in den Wintermonaten statt. Wir kochen gemeinsam, kickern, spielen Fifa und dabei entstehen Gespräche. Jemanden direkt zu fragen, was los ist, ist eher blöd. Wir wollen mit ihnen auf einer Ebene sein und den vertrauten Austausch fördern, statt anzukreiden. Unser Handwerk ist es, das wahrzunehmen, was die jungen Menschen betrifft und dafür geben wir alles. Wir werden Teil ihres Alltags, unterstützen sie dabei und begleiten überwiegend zwischen zwei und sieben Jahren", berichtet Nezam Kiniki."Du bist mir wichtig!"
Neben der intensiven Gruppen- und Einzelarbeit bieten die Streetworker zusätzlich offene Angebote, wie Ausflüge, Lagerfeuer und Outdoor-Spiele an. "Am Berg (Aschenberg - Anmerkung der Redaktion) betreiben wir auch viel Gemeinwesenarbeit, hier ist es wie auf dem Dorf", erzählt Kiniki. Häufig werde er im Zusammenhang mit seiner Arbeit gefragt, ob er schon Gewalt gegen sich erlebt hat. Das verneint der Streetworker allerdings schleunigst: "Wenn man einen respektvollen Umgang miteinander pflegt, dann kommt man auch gut klar. Wir stehen nicht über den Jugendlichen, sondern auf der gleichen Ebene. Junge Menschen werden aus der Gesellschaft gedrängt, da man ihre Lebensweise nicht akzeptiert. Wir gehen hin und geben das Gefühl, wir nehmen dich so wie du bist, auch wenn dein Verhalten manchmal nicht mit meinem übereinstimmt. Wir akzeptieren sicher nicht alles, vermitteln und meinen es aber wirklich immer so, wenn wir sagen: 'Du bist mir wichtig!'. So kommt man gemeinsam auf eine ganz andere Ebene. Wir hören zu und schenken jederzeit ein offenes Ohr und das bekommen wir natürlich auch zurück."Wer nun genauso beeindruckt von der Mobilen Jugendarbeit in Fulda ist, wie ich, und über die nötige Ausbildung verfügt, kann sich jederzeit gerne unter honorarkraft@fulda.de melden. Es werden noch Honorarkräfte für das Team gesucht. (Michelle Kedmenec) +++