Kindern und Jugendlichen Mut und Hoffnung geb
Intercity-Meeting des Rotary Club wirbt um Unterstützung der "Zukunftswerkstatt"
Fotos: Traudi Schlitt
20.05.2022 / ALSFELD -
Die Intercity-Meetings der Rotary Clubs gehören stets auf den Jahreskalender der Clubs: Austausch, Begegnung und Vernetzung haben einen hohen Stellenwert. Auch der Rotary Club Alsfeld/Hessen lädt regelmäßig dazu ein und erweitert den Kreis der regionalen und überregionalen Clubs gerne um andere Service-Clubs, die sich in ihren Statuten das Wohl der Allgemeinheit, den Schutz von Werten, Toleranz und Völkerverständigung auf die Fahnen geschrieben haben.
Zum diesjährigen Intercity Meeting konnte Präsident Otfried Heineck daher nicht nur die Mitglieder seines Clubs, sondern auch Gäste des Lions Clubs Lauterbach-Alsfeld, der Soroptimistinnen Lauterbach sowie der Rotary Clubs Höxter, Stadtallendorf, Schwalmstadt und Wetter begrüßen. Eingeladen hatte der Club diese an einen besonderen Ort: den Kirchenstumpf der Wüstung Folkertshain im Wald bei Kirtorf/Lehrbach. Dort ragt mit einem Mauerstück der verfallenen Kirche eine letzte Erinnerung an ein längst untergegangenes Dorf aus dem Boden, den sich in hunderten von Jahren der Wald wieder erobert hat – eine außergewöhnliche Kulisse für einen Gottesdienst, den gleich drei Geistliche gestalteten: Pfarrerin Katja Dörge, Pfarrer Henner Eurich und Pfarrer Frank Hammel.
Einsamkeit als zentrale Pandemiesorge
Was genau Kinder und Jugendliche bewegt, schilderte Pfarrerin Dörge. Sie ist Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der Albert-Schweitzer-Schule sowie Mitglied im Team der Schulsozialarbeit und damit Ansprechpartnerin der Schülerinnen und Schüler bei Problemen, die oft außerhalb der Schule liegen. Neben den klassischen Pandemiesorgen – kein gutes Internet auf den Dörfern, keine ausreichende technische Ausstattung, wenige digitale Konzepte an Schulen – sprach die Seelsorgerin über Einsamkeit, die die Kinder und Jugendlichen in der Pandemie erleiden mussten. Wenige Gesprächsmöglichkeiten, schulisches und soziales Unter-dem-Radar-fliegen, der Verlust von Nähe. "Diese Erfahrungen haben ganz klar gezeigt, dass Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, Nähe und Kontakt brauchen. Sie müssen wahrgenommen werden, gerade sie, die sich Fragen wie die nach ihrer Identität stellen, brauchen persönliche Gespräche." Bei vielen Kindern und Jugendlichen habe die Pandemie Sorgen, Ängste und psychische Probleme verstärkt. "Und nun, wo das Ende der Pandemie vielleicht abzusehen ist, kommt der Krieg." Es gebe also viel zu tun, um Kindern und Jugendlichen aus ihren Nöten zu helfen. Aufbauen könne man auf das, was bleibt: das Wir. "Wir sehen uns, wir hören uns zu, wir teilen unser Leben". "Zukunftswerkstatt" als Lösung
Einen Plan dazu, wie es gelingen kann, Kindern und Jugendlichen wieder Hoffnung und Kraft zu geben, präsentierten Dr. Peter Ebke, Rotary-Mitglied und engagierter Unterstützer von Jugendarbeit und Bildung und Pfarrer Hammel. Für die Gemeinden Kirtorf, Antrifttal und Billertshauen planen sie gemeinsam mit Gemeindepädagogen aus dem Evangelischen Dekanat Vogelsberg den Start der "Zukunftswerkstatt". Hier sollen Jugendliche ihre Anliegen vortragen und über ihre Ängste, beispielsweise auch in Bezug auf den Klimawandel, sprechen können. Aber sie sollen auch Lösungsansätze erarbeiten, einen Tag in zwangloser Gemeinschaft erleben, es schön haben zusammen. "Wir wollen von den Jugendlichen wissen, was sie jetzt brauchen und daraus gemeinsame, zukunftswirksame Projekte entwickeln." Um Unterstützung für diese Idee warben sowohl die Referenten als auch Otfried Heineck. Seinem Club ist die "Zukunftswerkstatt" für die gesamte Region eine Herzensangelegenheit, das war deutlich spürbar. Zeitreise in die Vergangenheit
Nach diesem Impuls wurde eine kleine Lichtung neben dem Kirchenstumpf zur Theaterbühne. Unter der Leitung des über die lokalen Grenzen hinaus bekannten Mundart-Künstlers und Heimatforschers Karl Wilhelm Becker drehte eine kleine Gruppe Schauspieler die Zeit um tausend Jahre zurück. Sie zeigten ein von Becker erarbeitetes Theaterstück, das eindrucks- und humorvoll darstellte, wie es gewesen sein könnte, als vor sechshundert Jahren die Menschen in dem kleinen Dorf Folkertshain dieses aufgaben, um dem Ruf von Sicherheit und Wohlstand der Grafen von Lehrbach zu folgen. Mit liebevollen Details, witzigen Anachronismen und einem echten Kuhfuhrwerk, auf dem die Auswanderinnen den Weg nach Lehrbach antraten, begeisterten Becker und seine Regieassistentin Yvonne Liewald ihr Publikum. Dafür hatten sie einige historische Informationen über den kleinen Ort gesammelt, der vor tausend Jahren an dieser Stelle entstanden war und vierhundert Jahre später unterging.Am Ende des Tages zeigte Präsident Otfried Heineck sich zufrieden und blickte hoffnungsvoll auf einen guten Start für das Projekt "Zukunftswerkstatt": "Wir sind eine Gemeinschaft, die in der Lage ist, Gutes zu tun. Wir sollten Kindern und Jugendlichen Mut und Hoffnung geben." (pm) +++