Prof. Dr. Harald Lesch referierte
Vom Wir im Vogelsberg zur Energiewende für Deutschland
Fotos: Tobias Gremmel
16.05.2022 / ALSFELD - "Klima und Energie in unsicheren Zeiten" – nicht nur das brisante Thema hatte am Samstagabend 400 Menschen in die Alsfelder Stadthalle gelockt, es war viel mehr der prominente Redner, den das Team der Alsfelder Kulturtage e.V. für einen Vortrag im Rahmen der 6. Alsfelder Kulturtage hatte gewinnen können: Prof. Dr. Harald Lesch, gebürtiger Nieder-Ohmener, war in seine alte Heimat gekommen und nahm sein Publikum mit auf eine Reise in die Welt des Energiesparens und Abschieds von allen fossilen Brennstoffen.
Er zeigte auf, welche Rolle gerade der ländliche Raum bei der Energiewende spielen kann, und er tat dies auf seine unnachahmliche Art so, dass alle Zuhörer ihm folgen konnten, dass trotz der Ernsthaftigkeit des Themas der Humor nicht zu kurz kam und er ließ nicht nur seinen alten oberhessischen Zungenschlag einfließen, sondern er erwies sich auch als nationaler und internationaler Dialektkünstler. Dr. Walter Windisch-Laube, stellvertretender Vorsitzender der Alsfelder Kulturtage, freute sich gemeinsam mit dem Publikum auf einen unterhaltsamen und wissensreichen Abend.
Die Botschaft des Astro-Physikers, Fernsehmoderators und selbsternannten "Handlungsreisenden in Sachen Energiewende" indes war klar: Die Menschheit hat zur Energiewende keine Alternative. Und: Die Energiewende ist möglich. Dass man jetzt da stehe, wo man dringend, dringend handeln müsse, begründete Lesch damit, dass die Menschen mit der Nutzung fossiler Brennstoffe tief in die Erdgeschichte eingegriffen habe, ohne auf die Konsequenzen zu achten – dies gelte sowohl für fossile Brennstoffe als auch für die Atomenergie. Diese sei weder grün noch günstig, betonte der Wissenschaftler und bat die folgende Generation um Entschuldigung für den ganzen Atommüll, den man ihr hinterlasse: "Wir haben es vergeigt."
Die von der Regierung beschlossene Energiewende geht dem Physiker zu langsam voran: Nur 15 Prozent der Energie werde schon aus nichtfossilen und nicht atomaren Quellen gewonnen, der größte Lieferant sei Biomasse, was auch nicht zufriedenstellend sei. Lesch beklagte auch, dass der Anteil an erneuerbarer Energie rückläufig statt aufsteigend sei. Allein mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien – noch dazu in dem Tempo – sei die Energiewende keinesfalls zu schaffen. Die zweite große Voraussetzung dafür sei daher das Einsparen von Energie. Obwohl die Energieeffizienz von Geräten und Automobilen immer weiter verbessert werde, machten die Menschen diesen Gewinn dadurch nichtig, dass sie einfach immer mehr Geräte nutzten. Großes Einsparpotenzial sieht Lesch im Tempolimit. Er bedauerte, dass die Chance, dieses jetzt einzuführen, erneut vertan wurde. Jeder, jeder kleine Einsparschritt im Alltag sei wichtig und ein Erfolg, so Lesch.
Zur Illustration seiner Ausführungen hatte Lesch verschiedene Statistiken mitgebracht: Stromverbrauch des Einzelnen, Stand der Energiewende, Erderwärmung – er riss viele Themen an in seinem Vortrag und der anschließenden Fragerunde. Das Publikum war redefreudig und Lesch gab Auskunft. Einzig Vertreter der kommunalen Gremien schienen Leschs Ausführungen nicht zu interessieren: Weder aus dem Rathaus noch aus dem Landratsamt wurden Vertreter gesehen.
Der Vortrag von Harald Lesch fand im Rahmen der Alsfelder Kulturtage statt und wurde unterstützt vom Weltladen Alsfeld, der das Catering machte, und vom klimafairein, der seinen fairkaufswagen präsentierte. Harald Lesch unterstützt den klimafairein und verzichtete zu dessen Gunsten auf ein Honorar. Die Alsfelder Kulturtage gehen noch bis zum 29. Mai. Mehr Informationen unter www.alsfelder-kulturtage.de (pm)+++