Leichtathletin Antonia Schrimpf
"Fulda hatte noch nie eine so gute junge Sprinterin. Sie fliegt über die Bahn"
Fotos: Carina Jirsch
16.05.2022 / FULDA -
Uschi Möller weiß, wovon sie redet. Seit gut einem Jahrzehnt ist sie Trainerin der LG Fulda, seit 2015 trainiert sie Antonia Schrimpf. "Fulda hatte noch nie eine so gute junge Sprinterin. Sie fliegt über die Bahn", gerät Möller über ihren Schützling fast ins Schwärmen. Hessische Meisterin wurde Antonia Schrimpf 2019 - vor der Corona-Zeit. Mit 11,78 Sekunden qualifizierte sich die 21-Jährige für die U20-EM in Schweden - ein eigens angesetztes Ausscheidungsrennen aber verhinderte Antonias Teilnahme an diesem Erlebnis. OSTHESSEN/NEWS hat sich mit ihr am Trainingsort im Städtischen Stadion in der Johannisau getroffen.
Derzeit muss sich Antonia Schrimpf gedulden. Eine Verhärtung im Oberschenkel macht ihr seit den Osterferien zu schaffen. Mit stark abgespeckter Trainingsintensität muss sie sich begnügen. "Die ganze Zeit ging es gut im Winter. Und jetzt, wo die Freiluft-Saison so langsam beginnt, muss sie noch warten", seufzt Möller. Schon am vergangenen Wochenende in Wetzlar hätte sie an den Start gehen sollen, auch bei den anstehenden Regions-Meisterschaften in Flieden muss sie noch passen - jetzt haben die Trainerin und ihre Athletin den Wettkampf Ende Mai in Weinheim als Saisondebüt auserkoren.
Schucks Überredungskünste halfen - Bestzeit heute 11,72 Sekunden
Dabei gilt Antonia Schrimpf in der Tat als eine Art Ausnahmeathletin. Erst als 15-Jährige stieg sie ein. Sie war an der Fuldaer Bardo-Schule in einer Sportklasse unterwegs, und Jürgen Schuck, weise Instanz der Leichtathletik in Fulda und 1. Vorsitzender der LG, musste sie förmlich überreden, sich der Leichtathletik anzuschließen. Obwohl Schrimpf sich zunächst in allen Disziplinen des Mehrkampfes übte, erkannte ihre Trainerin sofort, dass die Qualitäten der 21-Jährigen im Sprint liegen. Über 200 Meter, auch Hürdensprint kann sie - am wohlsten aber fühlt sie über die 100 Meter. Über die Flachstrecken halt. "Sie ist mit 13,4 Sekunden zu uns gekommen", sagt Möller, "heute liegt ihre persönliche Bestzeit bei 11,72 Sekunden". Dank an den Magistrat der Stadt Fulda - immenser Aufwand
Die 21-Jährige arbeitet als Verwaltungsfachangestellte beim Magistrat der Stadt Fulda. "Ich bin dankbar für die Unterstützung", drückt Antonia von Herzen aus, dass sie ihren Sport so aufwändig betreiben kann. Ihre Ausbildung schließt sie im Sommer ab, "doch ich muss erst einmal die Prüfung überstehen", wiegelt sie ab. "Ich hoffe, dass ich dann übernommen werde." Sie betont, dass das Training ein Ausgleich für sie sei, "ich komme um halb drei von der Arbeit und freue mich schon den ganzen Tag aufs Training". Sie trainiert fünfmal pro Woche - woraufhin Uschi Möller im Handumdrehen einwirft, eigentlich sei es ja sechsmal. Neben dem Vereinstraining kommt eine Krafteinheit dazu - und nicht zuletzt zweimal in der Woche stehen Einheiten beim Landesstützpunkt in Frankfurt an. Der zeitliche Aufwand ist immens. Antonia geht auf ihre Weise damit um: "Ich kann es ganz gut, für Klausuren im Zug zu lernen." "Es ist noch viel möglich. Eine tiefe 11 kann Antonia laufen"
Was ist noch drin Antonias Karriere? Uschi Möller wird energisch. Fast bläst sie sich auf. "Viel. Es gibt noch viel zu verbessern." Ihr Schützling könne noch viel entwickeln. Kraft, Schnelligkeit, Lauftechnik. "Sie ist in der Lage, eine tiefe Elf zu laufen." Soll heißen: zwischen 11,3 und 11,1. Und die besten Zeiten einer Sprinterin kämen ja noch, die liefen zwischen 24 und 30 zur Höchstform auf.