29. April bis 11. Juni

Pop Art mit Cowboyhut: James Gills "Women in Cars" bei Bilder Fuchs

Künstler James Francis Gill vor seinen Bildern
Fotos: Marius Auth

29.04.2022 / FULDA - James Gill ist einer der Mitbegründer der Pop Art, sieht aber mit seinem Cowboyhut aus wie ein Farmer aus Texas. Der 88-Jährige malt seit inzwischen 60 Jahren Frauen in Autos - bei "Bilder Fuchs" am Abtstor ist die nostalgische Zeitreise vom 29. April bis zum 11. Juni zu sehen.


Leuchtende Farben wie aus Kodachrome- und Technicolor-Zeiten, glamouröse Filmstars, die für die Paparazzi in ihren Sportwagen posieren: Die Bilderreihe "Women in Cars" bannt den Look klassischer Hochglanzmagazinfotos auf die Leinwand. Anfang der Sechzigerjahre, zur selben Zeit wie Andy Warhol, wurde Gill mit seinen Autobildern bekannt - den bodenständigen Texaner trennen Welten vom Enfant terrible der damaligen Kunstszene: "Andy war Selbstdarsteller, seine Kunst sollte die Kulturindustrie und deren Produkte persiflieren. Ironie und Metabotschaften spielten eine wichtige Rolle. Ich werde häufig gefragt, was meine Bilder von Frauen in Autos bedeuten. Wenn jemand das sechzig Jahre macht - was ist die tiefere Botschaft, was der Zweck? Dabei ist es einfach nur das: Frauen in Autos, wie von Paparazzi abgelichtet."



Gebrauchskünstler, Auftragskünstler - Gill lächelt breit, alleine die Autofotos füllen inzwischen einen 400-seitigen Bildband und machen nur rund die Hälfte seines malerischen Schaffens aus: "Am Ende muss es sich verkaufen. Ich kann mich noch an die ersten Kritiken erinnern, die waren vernichtend. Felix Landau, mein damaliger Galerist, einer der angesehensten Kunsthändler der Zeit, hat nur gesagt: 'Hauptsache sie schreiben über dich.' In der Öffentlichkeit wurde ich dann vor allem bekannt für die Cover von Printmagazinen wie TIME Magazine - die grafische, flächige Darstellung entsprach deren Look und kam den begrenzten Möglichkeiten der damaligen Drucktechnik entgegen."



Ende der Neunzigerjahre erlebte die Pop Art ein Revival - Gill machte sich daran, seine Klassiker-Serie zu modernisieren. Seitdem schauen Britney Spears, Angelina Jolie und tätowierte Schönheiten gedankenverloren in die Linse des Malers. "Alle dargestellten Autofrauen basieren auf realen Personen, häufig Schauspielerinnen. Ich habe klassische Malerei studiert - aber die realistische Darstellung, das reduzierte Farbspektrum, das Hollywood-Storytelling: Das hat mich nicht losgelassen. Und wer meine Bilder kauft, der behält sie, statt sie weiterzuverkaufen - das spricht auch für sich."



Galerist Thomas Stock ist Pop Art-Spezialist, die Gill-Sammler kommen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus der Schweiz nach Fulda, um die Kunst und den unprätentiösen Künstler, der John Wayne, Tony Curtis, Dennis Hopper und andere Leinwandgrößen porträtiert hat, zu erleben: "Pop Art ist leicht zugänglich, genau wie die dargestellten Themen, die mit handwerklichem Geschick und einer Portion eigener Interpretation umgesetzt werden. Menschen können sich dafür leichter begeistern und damit schmücken: Mit Warhol oder Gill im Hintergrund funktioniert das besser als mit einem Rembrandt." (mau) +++

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