Der Stadtpfarrer bei O|N
Am Sonntag ist Muttertag: Müttern und Großmüttern Danke sagen
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
07.05.2022 / REGION -
Einen Schoß, auf dem einige Kinder gleichzeitig sitzen können und trotzdem muss sie auf einem Kindersessel Platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles abladen lässt. Sie soll in einer überwiegend gebückten Haltung leben können, ohne Rückenschmerzen zu bekommen. Ihr Trost soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz. Sie soll sechs Paar Hände haben…" Da schüttelte der Erzengel den Kopf und meinte: "Sechs Paar Hände, das wird nicht möglich sein." Der liebe Gott antwortete: "Die sechs Paar Hände machen mir keine Sorgen. Aber die drei Paar Augen, die sie haben muss." Wieder fragte der Erzengel: "Gehören die denn zum Standardmodell?" Und der liebe Gott nickte: "Ein paar Augen, das durch geschlossene Türen blickt, während sie fragt: ‚Was macht Ihr denn da drüben?‘ – obwohl sie es längst weiß. Ein weiteres Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was sie nicht sehen soll, aber wissen muss. Und natürlich noch zwei Augen vorn, aus denen sie ein Kind ansehen kann, das sich unmöglich benimmt.
Zu dem sie trotzdem sagt: "Ich verstehe Dich und hab Dich sehr lieb!" – ohne dass sie ein einziges Wort spricht." "O Herr!", sagte der Erzengel und zupfte ihn leise am Ärmel, "geh jetzt schlafen und mach morgen weiter!" Doch der liebe Gott erwiderte: "Ich kann nicht, denn ich bin nahe daran, etwas zu schaffen, das mir einigermaßen ähnlich ist. Ich habe es bereits geschafft, dass sie sich selbst heilen kann, wenn sie krank ist, dass sie eine Lieblingsspeise für alle kochen kann. Dass sie eine Dreijährige davon überzeugen kann, dass Buntstifte nicht essbar sind. Dass sie einen Sechsjährigen dazu bringen kann, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Dass sie einem Zehnjährigen erklären kann, dass Füße überwiegend zum Gehen da sind und nicht zum Treten." Der Erzengel ging langsam um das Modell der Mutter herum, betrachtete es genau und seufzte dann: "Zu weich. Viel zu weich". Doch Gott sprach: "Aber sehr zäh! Du glaubst gar nicht, was sie alles leisten und aushalten kann!"
Dann rief er: "Da ist ein Leck! Das läuft was aus! Ich habe Dir ja gesagt, Du versuchst zu viel in das Modell hinein zu verpacken." Doch Gott erklärte: "Das ist keine undichte Stelle. Das ist eine Träne. Sie fließt bei Freude, Trauer oder Enttäuschung, bei Schmerz oder Verlassenheit. Die Tränen sind das Überlaufventil!" Da sagte der Erzengel voller Bewunderung: "Lieber Gott, Du bist ein Genie!" Und Gott lächelte versonnen und sprach: "Ich weiß. Und darum ist mir eine gute Mutter so ähnlich." (Verfasser unbekannt) Morgen feiern wir Muttertag. Es gilt zwar nicht nur morgen an die Mütter zu denken, sondern sollte sich als Grundhaltung durch das ganze Jahr ziehen. Aber vielleicht hast Du morgen mal wieder bewusst die Gelegenheit deiner Mutter und Großmutter danke zu sagen oder bewusst an sie zu denken. Denn auch deine Mama ist ein tolles Modell und kommt Gott ganz, ganz ähnlich. (Stefan Buß)+++