AWO-Aktionswoche startet am 30. April

Perspektivenwechsel: "In die Rolle von Sehbehinderten schlüpfen"

Blindenführungen mit Werner Auth stehen im Rahmen der Aktionswoche zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Vordergrund.
Archivfoto: O|N/Carina Jirsch

26.04.2022 / FULDA - "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden" – das geht aus dem Grundgesetz, Artikel 3, hervor. Der Europäische Protesttag am 5. Mai macht genau auf diese Thematik aufmerksam. Grund genug für die AWO, ab dem 30. April im Fuldaer Raum, eine Aktionswoche auf die Beine zu stellen. Ein verbandsübergreifendes Projekt. "Es ist eine tolle Sache. Mit der Aktion machen wir auf Menschen mit Handicap aufmerksam – und zwar ganz real auf der Straße. Wir zeigen, wie es ist, als Blinder in der Stadt unterwegs zu sein", erklärt Werner Auth, 2. Vorsitzender der Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda e.V. (IGbFD).



Eine Entdeckungstour mit Simulationsbrille und Stock – das ist zunächst am Samstag (30. April) in der Fuldaer Innenstadt oder am Mittwoch (04. Mai) in Petersberg möglich. Werner Auth ist selbst Betroffener der Augenkrankheit Retinitis pigmentosa (RP). Ihm ist es ein besonderes Anliegen, auf den Alltag von Sehbehinderten, Blinden oder auch Rollstuhlfahrern aufmerksam zu machen. "Man kennt ja schon das Dialogmuseum oder Dialog im Dunkeln – jetzt geht es aber darum, die eigene Stadt vor Ort genauer wahrzunehmen. Wieso klackt beispielsweise die Ampel? An welchen Stellen hapert es noch in Sachen Inklusion?"  

Barrierefreiheit direkt vor der Haustür?

Alma Neidhart und Ilona Götz von der AWO gehören zu den Mitorganisatoren des Projekts. "Wir möchten das Thema auf interessante Weise erfahrbar machen, es betrifft eben nicht nur ältere Menschen", so Neidhart, AWO Quartiersmanagerin Petersberg. "Bei der Blindenführung in meinem Quartier steht der Fokus auf dem Wohnumfeld, demnach direkt vor der Haustür der Menschen. Wie wird hier Barrierefreiheit umgesetzt?" Mit einem Perspektivenwechsel könne man dies am besten veranschaulichen. "Man kann sich eine spezielle Brille aufziehen und in die Rolle eines Sehbehinderten schlüpfen – und das auf Zeit!" Das heißt konkret: "Während der etwas anderen Entdeckungstour erhalten die Teilnehmer einen kleinen Einblick. Betroffene hingegen leben mit den Einschränkungen Tag für Tag."

Menschen mit Sehbehinderung: "Manchen steht es nicht auf der Stirn geschrieben"

Doch die AWO hat in der Aktionswoche noch einige weitere Programmpunkte geplant. "In den Stadtteilzentren - beispielsweise Ziehers-Süd, Aschenberg oder Ziehers-Nord stehen Projekte in Form von Workshops an", ergänzt Ilona Götz, die sich allgemein mit dem Bereich Interkulturalität, Ehrenamt und Inklusion beschäftigt. "Manchen sieht man eine Behinderung gar nicht an – hier möchten wir sensibilisieren. Beispielsweise hat die Begegnung mit Herrn Auth gezeigt, dass eine Erkrankung eben nicht immer auf der Stirn steht. Wir wollen das Verständnis untereinander stärken und aufklären." (Maria Franco) +++

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