Osthessens größte Sporttalente

Finja Waider: Das Gesicht der Hünfelder Leichtathletik

Auf zu neuen Zielen: Fina Waider will die Norm für die Deutschen Meisterschaften knacken
Fotos: Bernd Vogt

01.04.2022 / HÜNFELD - Sie ist das Gesicht der Leichtathletik-Abteilung des Hünfelder SV. Zumindest was die Seite der Aktiven betrifft. Dabei ist sie erst16 Jahre jung, verfügt mit 1,77 Meter über eine stattliche Körpergröße. 400 Meter flach und 400 Meter Hürden sind ihre favorisierten Disziplinen. Fast wichtiger sind ihre menschlichen Attribute: Ausgesprochen nett und aufgeschlossen ist sie, all ihre Worte kommen bedacht rüber. Das alles und noch viel mehr ist Finja Waider. OSTHESSEN/NEWS hat sie in ihrer Trainingsstätte, der Hünfelder Rhönkampfbahn, besucht.



Finja entstammt einer Sportfamilie. Ihr Vater Stefan machte sich bei Hünfelds Fußballern einen bekannten Namen, Bruder Laurin ist noch für die A-Junioren des HSV spielberechtigt und kam einige Male für die Zweite in der Gruppenliga zum Einsatz, auch Cousin Luis Fladung spielt in Laurins Team. "Eigentlich wollte ich mit Fußball anfangen. Doch mein Vater und meine Mutter Tanja fragten, ob ich nicht mit Leichtathletik beginnen wolle. Das machten aus Mackenzell bereits einige, und ich bin ja als Kind schon gern gelaufen", greift sie auf Eindrücke zurück, wie sie den Zugang zur Sportart fand. Finja blieb dabei - und Leichtathletik beim Hünfelder SV, das ist zu ihrer zweiten Heimat geworden.

Bestens aufgehoben beim Hünfelder SV

Dort fühlt sie sich bestens aufgehoben. "Hier gibt es Viele, mit denen ich mich gut verstehe. Die ich immer besser kennengelernt habe. Es macht Spaß. Wenn ich laufe, mich bewege. Ich bin danach motivierter. Fühle mich glücklich." Sechsmal in der Woche trainiert sie, und der Aufwand, den sie betreibt, ist natürlich groß. Ob Sprint, "kurze, schnelle Sachen", längere Läufe, Ausdauer, Techniktraining über lange und kurze Hürden - oder auch Krafttraining. Finja mag die langen Sprintdistanzen: 400 Meter flach und 400 Meter Hürden. Es ist beinahe müßig, die Bestleistungen und Rekorde, die sie bereits in ihrem jungen Alter errungen hat, aufzuzählen. 

Lag auch bei ihr der Schwerpunkt der Ausbildung zunächst eher im Mehrkampf, spezialisierte sie sich vor rund drei Jahren. Ausgerechnet in der Corona-Zeit lag der Impuls, mehr zu investieren. "Seitdem läuft es gut bei mir. Ich hatte mehr Zeit, zu trainieren. Auch auf Leistung", sagt Finja. Mit durchschlagendem Erfolg. Im vergangenen Jahr wurde sie Hessenmeisterin über 400 Meter flach, dazu Vize-Hessenmeisterin über 400 Meter Hürden. Finja ist zigfache Kreismeisterin, auch in anderen Disziplinen, und zudem in der Ewigen Bestenliste aufgeführt.

Das Ziel: Die Norm für die Deutschen Meisterschaften zu knacken

Ihr sportliches Ziel ist naheliegend. "Ich möchte die Norm laufen, um an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen zu können. Eher über 400 Meter Hürden. Da habe ich bessere Chancen als über 400 Meter flach." 66,5 Sekunden müsste sie laufen - noch steht sie bei 69 Sekunden. "Das hat sie drauf. Das sollten wir hinkriegen", sagt ihr Trainer Rainer Hahn, der auch Abteilungsleiter der Hünfelder Leichtathleten ist.

Ob sie eine Art Vorzeigeathletin ist? Auf dieses Etikett reagiert die 16-Jährige verlegen. Denn sie ist auch Trainerin im Nachwuchsbereich. Sie hat sich der U10 und U12 angenommen. Die Kinder seien auf sie zugekommen. Auch dieser Job macht ihr Spaß. Natürlich muss - wie bei allen Talenten - der schulische Aspekt zur Sprache kommen. Die 16-Jährige besucht die Wigbertschule in Hünfeld. Ist in der gymnasialen Oberstufe angelangt, in der "E-Phase der elften Klasse", wie sie bemerkt. Leistungsfächer müsse sie noch wählen, Mathe sei es in jedem Fall, vielleicht auch Chemie. Das Abitur steht 2024 an. Einen konkreten Berufswunsch hat sie noch nicht. "Als ich klein war, wollte ich Lehrerin werden. Aber jetzt würde mich auch interessieren, etwas im Bereich Gesundheit oder Chemie zu machen."

"Angenehm natürlich. Nicht abgehoben. Mit beiden Beinen am Boden"

Rainer Hahn, der sich vor fünf Jahren der Leichtathletik in Hünfeld annahm und seitdem Finjas Trainer ist, muss sich fast in Zurückhaltung üben, wenn er über seinen Schützling spricht. Man spürt, dass er den Fleiß und Ehrgeiz, die Verlässlichkeit und Leidenschaft sowie die menschlichen Qualitäten der von ihm gecoachten Athletin schätzt. Hahn, der am 1. April 63 wird und mittlerweile Pensionär ist, betont gelassen: "Finja ist einfach natürlich. Angenehm natürlich. Nicht abgehoben. Sie steht mit beiden Beinen auf dem Boden." Auch seine Worte klingen glaubhaft - und die Entwicklung der Leichtathletik in Hünfeld gibt ihm Recht. Waren es zu Beginn seines Engagements noch 30 Aktive und 70 Mitglieder - sind es jetzt 160 Aktive und fast 300 Mitglieder. Stolz begleitet seine knappen Ausführungen, ist Hünfeld doch im vergangenen Jahr zum Kaderstandort und Talent-Stützpunkt in Osthessen geworden. Auch Rainer Hahn ist ein Gesicht der Leichtathletik-Abteilung beim Hünfelder SV. (wk) +++

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