Line Krom mit "Garten des Geldes" im Kunsttur
Botanik und Eisengewinnung, Geld und Ressourcen gekonnt in Szene gesetzt
Fotos: Traudi Schliitt
27.03.2022 / MÜCKE -
Er hat seinen Ursprung in der Erzgewinnung. Der einstige Verladeturm an der früheren Erzwäschestation in Mücke gibt heute noch Zeugnis eines dort längst untergegangenen Industriezweigs und steht gleichsam für neue Ufer, die er als Ausstellungsraum dort seit mehr als zehn Jahren eröffnet.
Immer wieder nehmen die dort ausstellenden Künstlerinnen und Künstler die Geschichte und den Ort des Raumes mit in ihre Arbeiten auf. So auch Line Krom. In ihrer Ausstellung "Garten des Geldes" setzt sich die in Frankfurt lebende Künstlerin mit dem Landschaftsbild und den lokalen Ressourcen Erz und Pflanzen auseinander - und das in einem ganz neuen Kontext: In ihrem "Garten des Geldes" lässt Line Krom die Pflanzen für sich arbeiten. "Phyto-Mining" beschreibt die Fähigkeit von Pflanzen, bestimmte Metalle anzureichern. Auf diese Weise kann im Garten im Kunstturm Eisen geerntet werden. Und auf einen Garten dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen: Eine typische rostbraune Erdenlandschaft, wie man sie noch häufig in der Region um den Kunstturm findet, wirft die Künstlerin im Raum auf und entwickelt eine begehbare Installation, die Zeichnungen und Darstellungen des Arbeitsprozesses beinhaltet und den Außenraum nicht ausgrenzt: Auch außerhalb des Kunstturms gibt es Versuchsfelder mit Pflanzen, angeordnet am Glaspavillon, sodass Innen- und Außensicht gleichermaßen möglich sind, geradezu ineinander übergehen. Dazu bedient Krom sich lokaler Pflanzengesellschaften, die sie rund um den Kunstturm gesammelt und in ihrem Atelier weitergezüchtet hat. Der "Garten des Geldes" wird hier nicht nur als Reminiszenz an die in der Region untergegangene Erwerbsmöglichkeit Erzabbau inszeniert, sondern stellt auch einen Modellversuch dar, der ein symbiotisches Miteinander zwischen Menschen und Pflanzen verhandelt, in dem Pflanzen als Bioakkumulatoren der Zukunft arbeiten.
Als Künstlerin setzt sich Line Krom schon lange intensiv mit den Existenzbedingungen von Künstler:innen sowie den Schnittstellen zwischen Kunst und Sozialer Arbeit auseinander. Hierzu zählt für sie auch die Frage, wie Ressourcen in Verträglichkeit mit der Gemeinschaft, zu der für Krom auch die Natur gehört, genutzt werden können. Mit Bezug auf die Region Mücke will sie Möglichkeiten aufzeigen, schlummernde Potenziale und ungenutzte Ressourcen zu nutzen.
"Wir freuen uns sehr, dass wir mit Line Krom eine derart vielfältige Künstlerin für unsere erste Ausstellung dieses Jahres gewinnen konnten, die einen spannenden Diskurs über die Region und den Umgang mit Ressourcen eröffnet, den man sowohl mit ihr führen kann als auch mit sich selbst und anderen Menschen, die die Ausstellung im Kunstturm besuchen", so Thomas Vinson, der gemeinsam mit Volker Schönhals die Ausstellungen kuratiert. "Mit ihrer Installation in und am Kunstturm wird sich auch dieser Ort neu erfinden und zu besonderen Inspirationen und Gedanken führen", zeigt er sich sicher.
Am Sonntag, dem 22. Mai, lädt die Künstlerin zu einer digitalen Schnitzeljagd ein. Sie wird Augmented Reality Motive rund um den Kunstturm verstecken. Diese können als E-Souvenir in Form eines NFTs erworben werden. Man sollte also unbedingt das Handy einpacken.
Pünktlich zur Finissage am Sonntag, dem 31. Juli, erscheint ein Katalog über die Ausstellung.
Die Ausstellung selbst ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet und kann auch nach telefonischer Voranmeldung besichtigt werden (0172 1365286). Gefördert wird sie vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Mehr Informationen zum Kunstturm, der Ausstellung und den Termin rundherum findet man auf der Website des Vereins www.kunstturmmuecke.de (pm)+++