Grausame Attacken auf US-Quartiere
Terror-Experte Dr. Wolfgang Kraushaar über die "Mai-Offensive" der RAF
Fotos: Point Alpha Stiftung
16.03.2022 / GEISA/RASDORF -
Den Ersthelfern bot sich eine apokalyptische Szenerie: zerstörte Gebäude, abgerissene Körperteile, brennende Autowracks – "Leichenteile lagen in einem Umkreis von 20 Metern verstreut", gab ein Rettungssanitäter später zu Protokoll. Der Bombenanschlag auf das Hauptquartier der US Army in Europa in Heidelberg war der traurige Höhepunkt in einer Serie von Sprengstoffattacken der Rote Armee Fraktion (RAF). 1972 verübte die RAF in der "Mai-Offensive" sechs Sprengstoffanschläge, zwei richteten sich gegen Militäreinrichtungen der amerikanischen Streitkräfte. Anlässlich des bevorstehenden 50. Jahrestages dieser Anschlagswelle referierte der renommierte Hamburger Politikwissenschaftler und RAF-Experte Dr. Wolfgang Kraushaar in der Gedenkstätte Point Alpha zu den Hintergründen.
Minutiös legte Kraushaar dar, wie perfide die RAF-Terroristen die Anschläge planten. Ihr Ziel war es, größtmöglichen Schaden anzurichten. Verhasste Repräsentanten des deutschen Staates sollten ebenso sterben wie US-Soldaten, die wegen der Eskalation des Krieges in Vietnam als vermeintlich legitime Zielen auserkoren waren. Der Autor des Standardwerks "Die RAF und der linke Terrorismus" wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Taten der RAF ohne die Rahmenbedingungen des Kalten Krieges nicht zu verstehen seien. Im Bekennerschreiben nach dem Anschlag in Heidelberg hieß es folglich triumphierend, dass "der bewaffnete Kampf gegen ‚die Unterdrücker des Volkes‘ und den ‚US-Imperialismus‘ begonnen" habe.
In seinen Dankesworten hob der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock, die spannenden Einblicke hervor, die der Referent nicht nur zu den Anschlägen selbst, sondern auch zu den Tätern und deren persönlichen Hintergründen gewährt hatte. "Herrn Kraushaar ist es in beeindruckender Art und Weise gelungen, den Gästen die Hintergründe der "Mai-Offensive" der RAF näherzubringen, wie die angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte. Für diesen erkenntnisreichen und kurzweiligen Vortragsabend gebührt ihm im Namen der Point Alpha Stiftung nochmals mein herzlicher Dank!" Ebenfalls bedankte sich Stock bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung für die Kooperation bei der Durchführung der Veranstaltung. (pm) +++