OsthessenNews

Eine Identifikationsfigur Osthessens

Steffen Witzel: Die Abschiedstour eines absoluten Leaders

Steffen Witzel beendet im Sommer seine aktive Karriere Steffen Witzel beendet im Sommer seine aktive Karriere
Archivfoto: ON

11.03.2022 / HÜNFELD - Hünfeld. Fußball. Steffen Witzel. Diese Verbindung passt. Der 31-Jährige, der nach dieser Saison seine Laufbahn als Fußballer beendet und neben Benjamin Fuß Co-Trainer des Hessenligisten Hünfelder SV wird, hat sich längst zur Identifikationsfigur in Osthessen entwickelt. OSTHESSEN|NEWS hat vor dem Spiel des HSV am Sonntag mit ihm gesprochen.



Die Schlagzeile "Witzel hängt die Fußballschuhe an den Nagel" habe weniger in ihm etwas ausgelöst, "das kommt erst in unserem letzten Heimspiel oder dem Abschluss der Saison", sagt er. Anders sei es in seinem familiären Umfeld gewesen. "Meine Mutter sagte, dass sie schlucken musste. Und meine Frau, dass das schon komisch zu lesen war. Es sind schon ein paar Tränchen geflossen." Er selbst habe die Entscheidung, nicht weitermachen zu wollen, schon länger mit sich herumgetragen. "Ich wollte schon vor dieser Saison als Spieler Schluss machen. Doch ich habe mich mit unserem Trainer Johnny Helmke verständigt, noch ein Jahr dranzuhängen - auch weil die letzte Serie wegen Corona abgebrochen wurde. Und unserem Abteilungsleiter Mario Rohde habe ich zu verstehen gegeben: Du musst gar nicht mehr fragen, ob ich weitermache."

Witzel blieb Hünfeld immer treu 

Man muss wissen, dass Witzel selbstständig ist und als Fliesenleger im gemeinsamen Betrieb mit seinem Vater zusammenarbeitet. Auch dieser Umstand trug zu Witzels Entscheidung bei. Am 5. November zog er sich im Heimspiel gegen Alzenau einen Kieferbruch zu. Er habe sich in dieser Situation schon Gedanken gemacht, ob er weitermachen solle. Doch erneut kam der Impuls aus seiner Familie. "Die hat mich darin bestärkt, die Saison zu beenden." Apropos Verletzungen. Die ziehen sich fast wie ein roter Faden durch seine Laufbahn. Mit Ausnahme des Kieferbruchs erwischte es ihn ausschließlich am Knie, an dem er viermal operiert wurde. Witzel aber, sehr klar in seinen Äußerungen, sachlich, fokussiert und zielgerichtet, stand wieder auf. Jedes Mal.

Der Name Witzel geht in seinem Gesamtpaket als Marke in Osthessen durch. Bodenständigkeit spielt beim 31-Jährigen eine große Rolle. Den Verein hätte der Abwehrspezialist - mit 1,94 Metern Körpergröße prädestinierter Innenverteidiger und auch als Außenverteidiger erprobt - in seiner Karriere mehrfach wechseln können. Doch er entschied sich stets dafür, an der Rhönkampfbahn zu bleiben. "Hier habe ich meine Kumpels. Es sind viele Freundschaften entstanden. Man kennt sich. Man schätzt sich." Höhe- wie auch Tiefpunkte erlebte Witzel zur Genüge. Dreimal wurde er Verbandsliga-Meister - zweimal stieg er aus der Hessenliga ab. 

Teamplayer und Führungsspieler 

"Sein Charakter zeichnet ihn aus. Er geht voran. Ist Teamplayer und vor allem Führungsspieler", adelt ihn Hünfelds Abteilungsleiter Mario Rohde. Wie er die Mannschaft immer wieder pusht, das sei fantastisch, "durch seine Einstellung, die Mentalität und den unbändigen Willen ist er ein absoluter Leader". Elf Spiele hat der HSV in der Abstiegsrunde noch vor sich. Vor dem Spiel am Sonntag in Walldorf (16 Uhr), in dem Hünfeld die an Corona erkrankten André Vogt und Christoph Sternstein fehlen, sagt Witzel: "In der gesamten Runde kommt es auf Kampf, Wille und Leidenschaft an." Und auf die Defensivarbeit, "die war in der Hinrunde zu zwei Dritteln richtig gut bei uns". 

Am 29. Mai kommt es in Bad Vilbel zum Abschluss der Saison für Hünfelds Kicker - acht Tage zuvor steht das letzte Heimspiel gegen Zeilsheim an. Das versprechen besondere Momente zu werden in Witzels Fußballer-Leben. Nicht nur emotional. Waren es aus seinem Elternhaus früher 300 Meter bis zur Rhönkampfbahn, sind es aus seiner jetzigen Bleibe nur noch 50. Sieht er aus dem Fenster, blickt er auf den Kunstrasenplatz. Irgendwie passt das. (wk)+++

Er wird in der neuen Saison Co-Trainer von Johannes Helmke
Foto: Verein