Droht Kliniken Personalkollaps?

Die Uhr tickt: Ungeimpfte Pflegekräfte müssen ab 15. März gemeldet werden

Prof. Dr. Clemens-Alexander Greim, Direktor für Intensiv- und Notfallmedizin am Klinikum, sorgt sich um den Personalbestand
Alle Fotos: Martin Engel

05.03.2022 / REGION - In den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen tickt für ungeimpfte Mitarbeiter die Uhr: in 10 Tagen greift auch in Hessen das vom Bundestag verabschiedete "Gesetz zur Stärkung der Impfprävention gegen Covid-19", das in letzter Konsequenz die Kündigung für strikte Impfgegner in diesen Berufen bedeutet. Wenn ab dem 15. März 2022 die Impfpflicht im Gesundheitswesen gilt, müssen Einrichtungen der medizinischen Versorgung Mitarbeiter, die nicht geimpft oder genesen sind, dem zuständigen Gesundheitsamt melden, das ihnen die Weiterbeschäftigung untersagen kann. Ob sich bis dahin bei einigen noch die Einsicht in die Notwendigkeit der Immunisierung durchsetzt, kann derzeit niemand vorhersagen.



Einer, den dieser näher rückende Stichtag beunruhigt, ist der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin des Klinikums Fulda, Prof. Dr. Clemens-Alexander Greim. Zwar sind weniger als zehn  Prozent aller Mitarbeiter am Klinikum noch nicht gegen Corona geimpft, dennoch: "Wenn die alle nicht mehr zur Verfügung stehen, haben wir auf den Stationen ein ernstes Problem", prognostiziert er. "Denn besonders in der Akut- und Notfallmedizin ist die Anwesenheit unabdingbar, da ist keine einzige Kraft entbehrlich." Innerhalb der Belegschaft herrsche ebenfalls eine gewisse Unruhe. Die Frage, "Darf ich denn dann noch weiterarbeiten", beschäftigt alle, die sich bislang - aus welchen Gründen auch immer - der Impfung verweigert haben.

Gesetzlich ist geregelt, dass diese Mitarbeiter ab Mitte März dem Gesundheitsamt gemeldet werden müssen, das dann über das weitere Procedere entscheidet. "Die so genannte Vollzugsverordnung zur Umsetzung ist uns gerade erst zugegangen", berichtet Professor Greim.

"Nicht als Vollidioten abstempeln"

Natürlich hätten längst intensive Gespräche mit den Betroffenen stattgefunden und es werde nach wie vor versucht, Überzeugungsarbeit für die sinnvolle Immunisierung zu leisten. "Doch bei vielen zählen rationale Argumente nicht, es handelt sich eben um diffuse emotionale Ängste. Selbst, wenn man die unlogischen Elemente der Abwehr aufzeigt, ändert das nichts an der Haltung, das müssen wir dann akzeptieren und die Konsequenz ziehen", sagt der Notfallmediziner.

Derzeit laufen in allen medizinischen Einrichtungen bundesweit Vorbereitungen auf die möglichen Personalengpässe auf Hochtouren. Prof. Greim vertraut darauf, dass bei akutem Mitarbeitermangel in lebenswichtigen Bereichen eine Prüfung stattfinden wird und Einzelfallabwägungen vorgenommen werden können. "So könnten wir zum Beispiel eine Ärztin mit hoher Kompetenz in einem Spezialbereich halten", so Greim. "Bisherige Ausfälle konnten wir dank aufwendiger flexibler Planung noch auffangen", macht der Chefarzt sich und seinen Kollegen Mut. (Carla Ihle-Becker)+++





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