Impulse von Stadtpfarrer Buß

Das Fastentuch 2022: Woher nehme ich Frieden?

Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

05.03.2022 / FULDA - Nach alter Tradition verhüllen sogenannte Fastentücher in der Fastenzeit den Blick auf das Kreuz. Das Fastentuch hat den Zweck während der Fastenzeit in katholischen Kirchenhäusern die bildlichen Darstellungen Jesu (Kruzifix) zu verhüllen. Sein Ursprung liegt vermutlich im jüdischen Tempelvorhang begründet, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.



Die frühesten Erwähnungen vom Brauch, ein Fastentuch vor dem Altar aufzuhängen finden sich bereits im 9. Jahrhundert. Üblicherweise ist das Fastentuch ein schlichtes oder in Weißstickerei gefertigtes, auch mit biblischen Motiven versehenes Tuch. Die Darstellungen reichen von der Heilsgeschichte (Schöpfung bis Weltende) über Tier- und Pflanzenabbildungen bis hin zu ganz außergewöhnlichen Motiven. Durch diese Tradition wird dem sich anschließenden Osterfest ein noch stärkerer Glanz verliehen. Die Abnahme des Fastentuchs vor der Osternacht soll zeigen, dass Jesus wieder unverhüllt in seiner Göttlichkeit vor den Menschen steht und er den Himmel für diese geöffnet hat.

Das diesjährige Fastentuch in der Stadtpfarrkirche ist wie im vergangenen Jahr in einer Kooperation der Citypastoral Fulda mit der Innenstadtpfarrei und "Antonius - Netzwerk Mensch" entwickelt worden. Wieder stellen wir eine Frage, die zum Nachdenken anregt. Im letzten Jahr sind wir in der Citypastoral vielen Menschen auf der Straße und auch online begegnet. Ein Thema ist dabei besonders herausgestochen und hat uns nicht losgelassen: Wie kann im Durcheinander unserer Zeit, in der ständigen Veränderung und Verfügbarkeit, dem Umgang mit Unsicherheit, Radikalisierung und Sorgen eigentlich echter Frieden in unserem Herzen bleiben?

Bernadette Wahl meine Mitarbeiterin in der Citypastoral betont: "Aus diesem Grund fragen wir in diesem Jahr: "Woher nehme ich Frieden?". Hierbei war uns wichtig, dass die Frage in "Ich-Form" gestellt, sie auch für Nicht-Gläubige beantwortbar und "innerer Frieden" nicht nur passiv empfänglich ist." In der Fastenzeit soll es darum gehen, Menschen darin zu unterstützen, einen Weg zum inneren Frieden auch auf Ostern hin (wieder-) zu finden. Abgeleitet vom Text des Apostel Paulus in seinem Brief an die Philipper Phil. 4,4-7) sind in den kommenden Wochen einige Leitthemen in den Vordergrund gestellt: Ich bin froh. (Freude), Ich lass los. (Sorgen loslassen), Ich bin gut. (Güte), Ich bin sicher. (Sicherheit), Ich bin stark. (Kraft), Ich vergebe. (Vergebung), Ich vertraue. (Vertrauen).

Darüber hinaus gibt es über die gesamte Fastenzeit die Möglichkeit, im Welcome Bereich der Stadtpfarrkirche, Origami-Tauben zu basteln, die auch auf dem Tuch zu sehen sind. Die selbst gebastelten Tauben werden in einem Netz über der Sakramentskapelle aufgehängt, sodass der Frieden auch nach außen sichtbar wächst. Im Spotify-Podcast "Friede, Freude, Eierkuchen" der Citypastoral kommen wir mit bekannten Gesichtern der Stadt über das Thema Frieden ins Gespräch. An den Nachmittagen an den Fastensonntagen jeweils um 17 Uhr werden Christian Orth und Bernadette Wahl mit Klaviermusik zum persönlichen Gebet und zur Betrachtung des Tuchs einladen. Wir machen uns auf den Weg auf Ostern hin mit der Frage: "Woher nehme ich Frieden?" Vielleicht kommen Sie ja mit? (Stefan Buß) +++


Foto: Innenstadtpfarrei

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