Prozess am Landgericht
Millionen-Schaden nach Bilanzmanipulation bei R+S - Wer trägt Verantwortung?
![Beim Fuldaer Konzern R+S Group GmbH, bis Oktober 2021 firmiert als R+S Group AG, sind in der Vergangenheit Bilanzen manipuliert worden.](https://oshessen-news.b-cdn.net/images/22/02/xl/11663985-img-0063.jpg)
Fotos (2): Christian P. Stadtfeld
15.02.2022 / FULDA - Beim Fuldaer Konzern R+S Group GmbH sind in der Vergangenheit Bilanzen manipuliert worden. Dadurch ist dem Unternehmen, welches bis Oktober 2021 als R+S Group AG firmierte, ein Schaden in Höhe von 8 Mio. Euro entstanden. Dieses Geld will die Geschäftsführung des 3.000-Mann-Betriebes von den Verantwortlichen zurück und hat Schadensersatzklage eingereicht. Der Vorwurf richtet sich gegen den Firmengründer und langjährigen Vorstandsvorsitzenden Markus R. sowie Matthias H., den damaligen Finanzvorstand. Am Montag war Auftakt der Verhandlung des Falls vor dem Landgericht Fulda.
Das handwerklich geprägte Dienstleistungsunternehmen R+S mit den Schwerpunkten Gebäude-, Schiffs- und Industrietechnik sowie den Bereichen Personaldienstleistung, IT-Service und Handel mit einem Jahresumsatz von etwa 320 Mio. Euro (2020) stand seit Bekanntwerden vor einer schwierigen Situation, denn Vertrauen bei den Banken war gebrochen und dies führte dazu, dass geplante Finanzierungen nicht mehr gegeben wurden. Zudem stiegen die Zinsen der laufenden Kredite zum Nachteil der R+S Group stark an. Gutachter, Rechtsanwälte und Berater, die ebenfalls hohe Summen kassierten, gaben sich die Klinke in die Hand. All das sei aber, so die amtierende R+S-Geschäftsführung, notwendige Bedingung der Banken gewesen, um die Finanzierung neu aufzustellen und das Unternehmen wieder in "ein sicheres und zukunftsfähiges Fahrwasser" zu bringen.
"Ich selbst hatte hiermit nichts zu tun."
Konkret richtet sich die Bilanz-Manipulation gegen die bis 2018 im Amt gewesenen Vorstände R. und H., die den Chef-Buchhalter des Konzerns dazu angestiftet hätten, so der Vorwurf. Dieser habe später bei der Aufklärung geholfen, hieß es. Bei Gericht fiel der Name "Spiritus Rector" im Zusammenhang mit dem Namen R., der am Montag persönlich vor Ort war. H. fehlte wegen Krankheit. In einer schriftlichen Erklärung äußerte sich der Ex-Vorstandschef gegenüber den Medien: "Der Vorwurf der Bilanzmanipulation wiegt schwer, nicht nur in geschäftlicher Hinsicht, sondern insbesondere auch persönlich. Ich selbst hatte hiermit nichts zu tun. Wenn der Vorwurf zutrifft, bin ich in einer Zeit, in der ich gesundheitlich angeschlagen war, hintergangen worden."Die Verhandlung am Landgericht Fulda war somit erst der Auftakt für einen wahrlich spannenden Wirtschaftskrimi in der osthessischen Provinz. (Christian P. Stadtfeld) +++