"Wir befinden uns nicht mehr in Deutschland"

Fassungslosigkeit! Hausärztin schließt Praxis ohne Vorankündigung

Die Hausarztpraxis von Dr. Franz in Fulda ist seit Montag geschlossen
Archivfotos: O|N/Nina Bastian

08.02.2022 / FULDA - Die Ärzte-Situation in der Domstadt Fulda wird immer prekärer. Nicht nur durch Corona sind die Praxen - vor allem die der Allgemeinmediziner - mehr als überlastet. Jetzt bahnt sich ein neues Problem an: die Fachärztin Dr. Anastasiya Franz hat am Montag ihre Praxis in der Rabanusstraße 1 urplötzlich und ohne Vorankündigung geschlossen. Die Patienten und ihre Medizinerkollegen sind fassungslos.


"Die Praxis ist ab dem 7. Februar aus persönlichen Gründen geschlossen", steht auf dem Zettel an der Eingangstür. "Briefe, Rezeptwünsche und Verordnungen können leider nicht mehr angenommen werden, da wir uns nicht mehr in Deutschland befinden." Dr. Franz betrieb die Praxis zusammen mit ihrem Mann. Bei einem Vor-Ort-Termin im Juni 2021 machten diese deutlich, dass die Personalnot groß sei. Auch deswegen könnten sie keine Corona-Impfungen anbieten. 

Die aus Russland stammende Medizinerin soll sich laut Gerüchten jetzt in ihrem Heimatland aufhalten. "Unser Dank gilt allen Patienten und Patientinnen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben", heißt es auf dem Türschild abschließend. 

"Niemand der Kollegen wurde von Frau Franz informiert, weder Dr. Simon noch ich", berichtet Ralph-Michael Hönscher, Vorstandsvorsitzender des regionalen Ärtzenetzes Gesundheitsnetz Osthessen, gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Für ihn ein Unding: "Da auch Dr. Jürgen Hoffmann vor Kurzem seine Praxis aufgrund seines Alters aufgegeben hat, ist die Situation in Fulda sehr kritisch." Man versuche alles, dass so viele Patienten wie möglich übernommen werden können, jedoch seien alle Praxen weit über das Limit hinaus überbelastet. 

Das Problem sei vielschichtig. "Der Fachkräftemangel von medizinischen Fachangestellten (MFA) ist sehr kritisch. Die Politik muss den Beruf wieder attraktiver gestalten und eine leistungsgerechte Bezahlung anbieten, ansonsten haben wir irgendwann Zustände wie in anderen Länder, in denen es nur noch Polikliniken gibt. Man müsste dann nämlich Versorgungszentren aufbauen", was in seinen Augen nur eine Notlösung sein kann, da die Qualität darunter leiden würde.

Sollten ehemalige Patienten ihre Patientenakte benötigen, können diese eine E-Mail an: praxis-fulda@email.de oder ein Fax an 032123090906 senden. Bitte denken Sie dabei an die folgenden Angaben: Name, Geburtsdatum und Telefonnummer. (nb) +++

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